Interview

Nachgefragt bei … Rutger Hauer

Rutger Hauer fotografiert von Bryan Adams; Bild: Gaastra

Bryan Adams, Gaastra und Rutger Hauer – Zugegebenermaßen eine ungewöhnliche Kombination, kann das passen? Sicher, man muss sich nur darauf einlassen. Vor geraumer Zeit habe ich einen Kurzfilm aus dem Hause Gaastra zugeschickt bekommen, “Flying Dutchman” heißt das gute Stück und ich gebe zu, dass ich das bewegte Bildmaterial erst einmal mit Nichtachtung gestraft habe. Die Sage vom Fliegenden Holländer kennt beinahe jeder aus seiner Kindheit und auch das Thema Segeln weckt keine Glücksgefühle in mir (bei Ausflügen mit meinem passionierten Segelffreund liege ich regelmäßig bei Schwindelkeit und Sehkrankheit in der Kajüte). Erst beim Namedropping fühlte ich mich veranlasst, näher beim Film und den Kampagnenbildern hinzuschauen: Rutger Hauer, das “Blade Runner”-Original mit den stahlblauen Augen? Bryan Adams, der singende Fotograf (je nach Belieben auch umgekehrt), der mich schon in meiner frühen Jugend dazu veranlasst hat, das barbusige Stern-Fotografie-Cover von Pink zu kaufen? Genau, die beiden sind zusammen vor Los Angeles an Bord der Schooner Curlew (dank passioniertem Segelfreund weiß ich, dass es sich um ein sehr berühmtes Boot handelt) gegangen und haben die Segel gehisst. Die Aufnahmen von Bryans sind gewohnt ansehnlich und auch der Film mit Hauer als Kapitän Bernard Fokke überzeugt. Für Horstson habe ich Hollands erfolgreichsten Schauspieler zum Gespräch gebeten …

Wie kam es zu der Zusammenarbeit mit Gaastra?
Ich mochte die Art und Weise, wie mir die Idee vorgestellt wurde: Gegen Ende eines längeren Aufenthaltes in Friesland kam es zur Kontaktaufnahme und ich hatte erst einmal Bedenken, dass wir das zeitlich gesehen nicht schaffen würden. Umso mehr habe ich mich gefreut, dass Gaastra trotzdem auf mich zurückgekommen ist. Die Idee eines Kurzfilms hörte sich spaßig an, vor allem, weil die Dreharbeiten auch in Los Angeles stattfinden würden. Es klang einfach vielversprechend und ich spürte die Energie hinter dem Projekt.

Ebenfalls an Bord, Bryan Adams als Fotograf der Kampagnenbilder: Wie kann man sich die Atmosphäre am Set vorstellen?
Einfach großartig. Wir hatten von Anfang an den gleichen Rhytmus, haben beinahe alle Ideen zusammen entwickelt und letzten Endes auch gemeinsam erarbeitet. Es war durchaus risikoreich und wir waren uns nicht wirklich sicher, ob und inwiefern die Aufnahmen passen würden. Ich hoffe natürlich, dass das Ergebnis gut ankommt. Die Zusammenarbeit war einfach stimmig und ich habe mich sehr wohlgefühlt.
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Rutger Hauer fotografiert von Bryan Adams; Bild: Gaastra

Stichwort See: Was bedeutet Ihnen das Meer?
Mein Herz gehört der See – Die Hälfte meiner Vorfahren waren Segler und die Leidenschaft zum Meer begleitet mich allein deswegen schon mein ganzes Leben. Als ich vierzehn Jahre alt war, zeichnete ich ununterbrochen Boote wie die “Flying Dutchman”. Bei den Dreharbeiten, eine Segeltour mit einem ähnlich großen Schiff, habe ich eine unheimlich Vertrautheit gespürt: Obwohl ich mich in der Rolle des Models nicht besonders wohlfühle, war ich vollkommen überzeugt von der Arbeit.

Gibt es einen Rat, den Sie rückblickend gerne zu Beginn Ihrer Karriere gehört hättest?
Nicht wirklich. Wobei, gerade in Deutschland habe ich zu Beginn meiner Karriere den ein oder anderen weniger guten Film gedreht. Ich war jung und habe Erfahrungen gesammelt, das ist Teil meines Berufes.

Wobei “Knocking On Heavens Door”…
Stimmt. Der Film war eine Ausnahme und die Dreharbeiten waren absolut klasse.

Lassen Sie uns über “Blade Runner” reden: 33 Jahre ist es her, wie haben Sie sich für Ihre Rolle als Roy Batty vorbereitet?
Ich habe damals “Do Androids Dream of Electric Sheep?” gelesen und mich im Anschluss mit dem Regisseur Ridley Scott zusammengesetzt. Bei meinen Filmpart haben wir uns auf die Idee eines “Übermenschen” geeinigt und beide versucht, wie Computer zu agieren. Ununterbrochen haben wir diskutiert und versucht nachzuvollziehen, wie ich als Roy in verschiedenen Situationen reagieren könnte. Ich glaube, dass ist einer der Gründe warum Roy Batty so eine fantastische Figur geworden ist.

Kannst du dich noch an dein erstes Gespräch mit Ridley erinnern?
Eine der ersten Dinge die Ridley zu mir gesagt hat als er mich als Schauspieler traf, waren folgende Worte: “Ich will alles und mehr, denn das macht einen Menschen aus.” Ich fühlte mich tief verbunden mit Ridley, mit seiner Idee der Umsetzung und seiner ganz eigenen Sprache. Mein Charakter Roy Batty erwachte zum Leben und beherrschte den Film. Jedoch war das Publikum zu der damaligen Zeit noch nicht bereit dafür…

Inwiefern?
Die Ironie von “Blade Runner” ist doch, dass 25 Jahre später jeder versteht, was zukunftsmäßig einmal passieren wird. Wir mussten damals einfach lange Jahre warten. Roy ist zur einen Hälfte mein Teil, zur anderen Ridleys: Ich habe ihn damals begleiten dürfen und er ist immer noch in unseren Köpfen verankert. Es gibt Dinge, die sind einfach nicht in Worte zu fassen. Ich bin fest davon überzeugt, dass die Zuschauer diesbezüglich gleicher Meinung sind.
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Rutger Hauer fotografiert von Bryan Adams; Bild: Gaastra

Für alle, die an dem Kurzfilm interessiert sind oder die Geschichte des Fliegenden Holländers nicht kennen sollten, hier gibt es Nachhilfeunterricht mit Starbesetzung:

  • Monsieur_Didier
    17. Oktober 2014 at 21:59

    …grandios…
    das gilt sowohl für das Gespräch, welches wirklich sehr gelungen ist, wie auch für die Kampagnenfotos, die ich sehr gelungen finde…
    ich muss es anerkennen, Bryan Adams kann wirklich sehr gut fotografieren, seine Fotos sprechen mich eigentlich immer an (was man bei seiner Musik nicht wirklich sagen kann 😉 )

  • Julian Gadatsch
    18. Oktober 2014 at 15:12

    Lieber Monsieur,
    du sprichst mir aus der Seele: Fotografie von ihm, top. Die Musik, naja. Die Geschichten, die er mit seiner Kamera schafft, ganz groß und vor allem spannend.

    LG und dir ein schönes Wochenende,

    Julian