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#Mundpropaganda

In knapp 40 afrikanischen Staaten steht Homosexualität unter Strafe, in Ländern wie Nigeria & Mauretanien droht die Todesstrafe und ganz aktuell hat das oberste Verfassungsgericht in Indien ein Urteil aufgehoben, nachdem es in Indien erlaubt ist, mit seinem Partner des gleichen Geschlechts Sex zu haben. < In Russland, das hat sich hoffentlich nicht nur bis zu Herrn Gauck rumgesprochen, ist Homosexualität zwar nicht offiziell verboten, durch die kruden Gesetze, die die Duma durchgesetzt haben, wird Homosexuellen auch dort das Leben nicht leicht gemacht. In Deutschland sieht der Umgang mit Homosexualität zwar auf den ersten Blick viel toleranter aus, doch es ist trügerisch und nicht ohne Grund ist "Schwule Sau" eine der gebräuchlichsten Schimpfwörter nicht nur auf den Schulhöfen von "problematischen" Schulen und der Kraftausdruck "No Homo" wird viellerorts als total normal empfunden. Es sieht also im Jahre 2013 nach Christi zappenduster mit der gesellschaftlichen Toleranz von "Andersartigkeit" aus. Um so mehr freut mich eine Aktion, die die GQ gestern Abend ins Leben rief: Das Männermagazin ließ heterosexuelle Stars sich küssen und versteht es als Zeichen gegen Intoleranz. Mitgemacht haben Herbert Grönemeyer, August Diehl, die Bands Fettes Brot und Revolverheld, Kostja Ullmann, Ken Duken, Moses Pelham und Thomas D sowie die Olympiasieger Julius Brink und Jonas Reckermann und fotografiert wurden die Stars von Felix Krüger. Ich zolle diese Aktion meinen Respekt und hoffe, dass die GQ in möglichst viele Hände gerät und zum Nachdenken und Nachmachen anregt.

  • bernd
    11. Dezember 2013 at 11:59

    Ken Duken hätte ich auch gerne geküsst!
    🙂

    Generell denke ich, sind in den letzten zehn Jahren alle „wichtigen Randgruppen“ weggefallen und man darf nicht mehr auf sie schimpfen. Die Homosexuellen sind daher die letzte „Gruppe“, auf die sich alle verständigen können. Der kleinste Gemeinsame Nenner. Beim Thema Homosexualität können sich alle verständigen, selbst die, die vorher selbst „Randgruppe“ waren.
    Homosexualität ist natürlich interessant und eignet sich gut, weil es eine grosse „Gruppe“ ist. Also etwas, das klar auszumachen ist. Andere „exotischere Dinge“ wie Transsexualität oder Intersexualität eignen sich nicht, das ist zu sehr in einer Nische, zu wenig zugänglich.
    Ein „Feindbild“ muss also eine gewisse Grösse und auch Lobby haben.
    Und wenn eine Lobby da ist, dann kann man auch nicht mehr so leicht dagegen angehen, das ist die positive Seite.
    Es ist natürlich alles andere als lustig, dennoch denke ich, sobald es etwas „neues“ gibt, auf das man sich kollektiv als „Feindbild“ einschiessen kann, ist die „Sache“ gegessen.

    Es war schon einmal hier das Thema und auch in meinem Freundeskreis muss ich das bemängeln. Es wird zu sehr negativ über die „Umwelt“ gesprochen. Bis auf ab und zu einen blöden Spruch, herrscht doch mittlerweile eine grosse Akzeptanz und auch ein grosses Desinteresse. Die wenigsten sind doch wirklich einem massiven diskriminierenden Verhalten ausgesetzt.
    Ich denke, wenn es in einem „normalen“ Maß bleibt und Menschen nicht körperlich angegangen werden, ist es für mich vertretbar, so lange man reagieren kann. Mann ist als Homosexueller nicht per se das Opfer. Man kann sich wehren, einen dummen Spruch zurück machen und notfalls einem eine aufs Maul hauen.

    Wie ich schon einmal hier gesagt habe, habe ich in homosexuellen Kreisen mehr Ablehnung erfahren, als in heterosexuellen. Hilfe und Rat habe ich öfter von Heterosexuellen bekommen und bei der Arbeit sind es meist die Heterosexuellen, die mir zur Seite stehen und oft weniger die Homosexuellen. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass es unter Homosexuellen oft einen „Zickenkrieg“ gibt. Das kenne ich von Heterosexuellen nicht. Da gibt es ein „Kräftemessen“, das aber mehr auf Leistung ausgerichtet ist und weniger persönlich.

    Was ich damit sagen will ist: Solange Homosexuelle nur die sexuelle Orientierung zusammen hält und nicht auch Respekt,
    stehen sie einsam da. Homosexuelle müssen mehr Offenheit lernen, sich und anderen gegenüber und nicht nur Akzeptanz einfordern, die selbst nicht bereit sind, zu geben.

    Das ist natürlich meine persönliche Einschätzung und spiegelt natürlich nicht die Erfahrung aller Homosexuellen wider. Ich kann hier nur für mich und meine Erfahrungen sprechen.

    dennoch: Ken Duken hätte ich sehr gerne geküsst!

  • Siegmar
    11. Dezember 2013 at 13:38

    Respekt GQ, werde mir die Ausgabe kaufen sonst ist die GQ nicht so meins. Das “ making off “ kommt gut rüber.
    @ Bernd
    stimme dir in vielen Punkten zu und Respekt vor anderen zu haben hat für mich nichts mit der sexuellen Orientierung zu tun und richtig ist, wer Akzeptanz einfordert muss auch geben.

  • Siegmar
    11. Dezember 2013 at 13:39

    @ Bernd
    Ken Duken hätte ich auch gerne geküßt

  • Daisydora
    11. Dezember 2013 at 14:38

    Es ist immer gut, sich als Magazin auch solcher Themen anzunehmen … auch wenn man das naturgemäß mit ästhetischen Bildern verbindet, an denen sowieso niemand Anstoss nimmt. Meine Einschätzung der gesellschaftlichen Haltung ist.die, dass man in sachen Homosexualität wier bei anderen „heiklen“ Themen auch hierzulande sehr auf Fassade gebürstet agiert.

    Die Absage des Bundespräsident finde ich grandios … das bewirkt mehr, wenn der Mann, der nicht nur Bundepräsident Deutschlands ist, sondern einen guten Ruf als Aktivist für Menschenrechte hat, dieses starke Zeichen setzt.

    Ansonsten finde ich die Statements inhaltlich sehr interessant … ich kann das nur staunend lesen, da ich Großstädterin und Nutzniesserin eines Umfelds bin, in dem die sexuelle Orientierung weder ein Thema noch ein Aufreger ist …

    Mein Typ ist Ken Duken nicht, ich mag ja mehr so vergeistigt-verhuschte Männer, aber ich kann euch trotzdem gut verstehen … 😉

  • Søren
    11. Dezember 2013 at 15:43

    Ich stimme daisydora sehr zu, dass die Toleranz teilweise dann doch nur sehr äußerlich ist, beispielsweise wenn die Leute nicht selbst betroffen sind.
    (Gerade die Tage ein Rentner-Gespräch im Zug belauscht, wo sich die rüstige Truppe darüber austauschte, wer denn im Bekanntenkreis alles schwul ist. Da fallen dann immer wieder Sachen wie: „Sieht aber gar nicht schwul aus.“ – „Ich habe ja nichts dagegen, aber für Eltern ist das schon schwer“ usw.! Und das sind ja keine Gedanken, die ausschließlich älteren Herrschaften vorbehalten sind, sondern die sich durch die ganze Gesellschaft ziehen.)

    Habe interessehalbe mal kurz bei bild.de nachgeschaut, ob bei deren Artikel zu „Mundpropaganda“ die Kommentarfunktion deaktiviert ist. Was natürlich so war, weil die für den Online-Bereich Verantwortlichen ganz genau wissen, welche Art Kommentare dort ansonsten zusammen kämen.
    Deutschland ist auch nach wie vor kein tolerantes Land, nicht nur Teile der Bevölkerung, sondern auch die Gesetzeslage betreffend.
    Ich darf nach wie vor nicht heiraten, ich darf nicht mit meinem Partner Kinder adoptieren. Und die große Koalition hat auch keine Pläne daran etwas zu ändern.
    Gaucks Geste kann man sicher schätzen (obschon er sie ja nicht mit der Lage in Russland begründet hat), aber wo ist denn jemand, der noch auf die rechtlichen Missstände in Deutschland hinweist?
    Und Bernd: Was ist denn bitte ein normales Maß an Diskriminierung?
    Es geht nicht darum, ob die Diskriminierung physisch oder psychisch ist. Es hat überhaupt keine Diskriminierung zu geben und für mich ist Zuschlagen keinstenfalls eine Lösung dieses Problems.

    Die Aktion der GQ gefällt mir aber ganz gut soweit und bringt vor allem eine Menge Aufmerksamkeit auf das Thema Homophobie, was nur zu begrüßen ist.

  • bernd
    11. Dezember 2013 at 16:57

    @ søren

    Ich setze „normales“ Maß in Anführungszeichen. Das heisst, ich kann es nicht benennen. ich finde es aber nicht schlimm, wenn jemand sagt „das sieht voll schwul aus“. Sage ich selbst, aber ich sage auch „…die fette Kuh aus dem Laden“ oder eine Ladenbesitzerin in meiner Nachbarschaft nenne ich „den Fettarsch“. Meine Freunde verdrehen dann die Augen. Was ich sagen will ist, dass sicher viele von uns ständig und täglich diskrimieren. Bewusst und unbewusst. Ich finde das nicht schlimm, es ist unser tägliches Leben. Es muss aber die Möglichkeit geben, dass man sich dagegen wehren kann, dass man nicht in die Ecke getrieben wird; dass man Position beziehen kann.

    Ich denke, dass es auch heute (bei uns) die Situation für Frauen oder auch Schwarze noch immer viel viel schwieriger ist, als die Situation für Homosexuelle. Ich denke, dass Menschen über 50 viel schlechter gestellt werden und extrem
    ausgegrenzt sind usw. Das ist eine Diskriminierung mit der wir leben müssen.
    Es wäre der Idealzustand, wenn es keine Form der Diskriminierung mehr geben würde, aber das können wir nicht erreichen. Was wir aber erreichen können, ist den Menschen Selbstvertrauen und eine Stimme zu geben. Und daran können wir alle arbeiten.

    @ Siegmar
    Wir sollten Ken Duken schreiben. Wenn wir beiden Hübschen kommen, dann kann er nicht „Nein“ sagen! Und den kleinen Braunhaarigen den küss ich dann gleich noch mit!
    🙂

  • bernd
    11. Dezember 2013 at 17:01

    @ daisydora

    Die geistig verhuschten, die sitzen alle bei mir rum, wenn du magst, schick ich dir immer mal wieder gerne einen vorbei.
    All die netten Jungs und Männer, die nicht klarkommen und
    sich „inhaltlich“ selbst im Weg stehen. Alle tolle nette, gutaussehende Männer. Nur eben geistig verhuscht. Ich scheine da eine Anlaufstelle für zu sein.
    Also, miet dir einen Bus, hol sie bei mir ab und bring mit dafür den Duken mit!
    🙂

  • Daisydora
    11. Dezember 2013 at 17:43

    @søren

    Schön, dass Du mal wieder hier mitmischt 🙂

    Das Beispiel mit der abgestellten Kommentarfunktion der BILD, das sagt eigentlich alles. Das Schlimme ist, hat Horst mir gerade gemailt, dass das beim Spiegel (auf facebook) leider auch ganz grausam ist. Fazit: Noch viel zu tun, bis all die bigott-verlogenen Spiesser und Langweiler vor ihrer eigenen Tür kehren …

    @bernd

    :-)) das ist nett, ich bin ja schon fündig geworden … müsste mich direkt mal bei dem männlichen Teil der Weltbevölkerung dafür bedanken, dass ich immer von den richtigen Männern gefunden werde ….

    Ich kenne Ken Duken leider nicht … finde ihn aber bei Auftritten und in Interviews angenehm zurückhaltend, nicht nervig und irgendwie cool … 🙂

  • Siegmar
    11. Dezember 2013 at 17:45

    @ Bernd
    so machen wir das 😉

  • bernd
    11. Dezember 2013 at 19:00

    @ siegmar

    ok. gut.
    wer findet die adresse raus?
    wer schreibt?
    🙂

  • Søren
    12. Dezember 2013 at 08:40

    @ bernd

    nur ganz kurz noch mal:
    Es ist aber schlimm, schwul als Synonym für scheisse zu benutzen und es ist genauso schlimm, Leute aufgrund ihres Aussehens zu beleidigen, auch wenn sie selbst es nicht hören. Aber wenn deine Freunde dich in dieser Sache nicht überzeugen konnten, kann ich das sicherlich auch nicht. Aber es ist doch paradox, dass du schreibst, wie ideal es wäre, gäbe es keine Diskriminierung mehr, aber gleichzeitig doch selbst ganz gut dabei bist.
    Ich persönlich kann gut mit Diskriminierung umgehen, aber es geht ja darum, dass das eben nicht jeder kann und auch nicht können muss.

    Natürlich werden Schwarze noch ohne Ende diskriminiert, aber man kann doch dadurch nicht die Diskriminierung bei anderen Gruppen herabstufen. Genausowenig sind die Situationen von Frauen und von Schwarzen vergleichbar.

    Und Altersdiskriminierung ist hauptsächlich auf dem Arbeitsmarkt ein Problem. Im Alltag passiert es wohl eher weniger, dass 50+ auf der Straße beleidigt werden, analog zu den Beschimpfungen, denen Homosexuelle, Menschen mit Behinderung, Schwarze ausgesetzt sind, was sollten das für Situationen sein?
    Dass über 50-Jährigen „Grufti“ oder „Ab mit dir in die Geriatrie!“ ohne Weiteres zugerufen wird? Doch wohl eher nicht.

    @daisydora
    Spiegel ist natürlich, was die ganzen Troll-Kommentare (nennt man doch so, oder?) angeht, mittlerweile bei Bild-Zuständen angekommen.
    Liegt aber wahrscheinlich daran, dass der gesamte Online-Auftritt teilweise sehr boulevardeske Züge angenommen hat.

    Und: schön, wieder hier zu sein. 🙂

  • Siegmar
    12. Dezember 2013 at 11:51

    Soren

    stimme dir in vielen Punkten zu, leider sind Online-Auftritte nicht nur boulevard-mässig, Yahoo läßt in vielen Bereichen keine Kommentare zu, bei bestimmten Themen darf dann kommentiert werden, oft Themen wie “ Überfremdung, Schwule – etc. Dann kann man des “ Volkes Stimme lesen „. Unter dem billigen Deckmantel der Anonymität kocht der Rassismus, die Fremdenfeindlichkeit und die offene Sympathie für ganz rechte Gruppierungen hoch. Die Anbieter lassen so was gerne zu, generiert Werbeeinnahmen, da die User viel öfter auf die Seiten gehen. Viele handeln nach dem Sarrazinischem Motto “ Ich habe doch nichts gegen ….. , aber man wird doch noch mal sagen dürfen „

  • Daisydora
    12. Dezember 2013 at 12:27

    @Søren

    Ja, die Troll-Kommentare werden auch beim Spiegel billigend in kauf genommen und den Spiegel-Online musss man leider manchmal relativieren … aber wie gesagt, in der Printausgabe dieser Woche ist diese herrliche Geschichte des neuseeländischen Eisschnelläufers, der Sotschi als Aktivist aufmischen wird und online bekommen die das leider nicht hin, den Soziopathen klare Grenzen zu setzen. Und danke für den nettes Feedback 🙂

    @Siegmar

    Genau, Volkes Stimme, einfach gruselig und ich sehe das so wie Du … Sarrazin ist ja weder ein Zufall noch ein einsamer Ausrutscher … sondern Europa hat ein gewaltiges Rassismusproblem (da will ja auch in der EU einer den anderen übertrumpfen und maßregeln und die ganz blöden sind immer die neu hinzugekommenen … zum Glück gab es die Ostereweiterung und so weiter …)

  • Søren
    12. Dezember 2013 at 12:56

    @Siegmar & Daisydora:
    Das Problem bei den Kommentaren ist wohl bei allen Nachrichtenseiten das Gleiche. Das mit den Werbeeinnahmen leuchtet ein. Nach eigener Kommentierung schaut man ja öfter nach als sonst. Seh ich auch an mir selbst. 🙂
    Schade ist es trotzdem, dass die Betreiber da nicht mehr Courage haben und einschreiten.

    Spiegel als Print-Ausgabe finde ich auch gut.
    Spiegel-Online nutze ich im Übrigen auch täglich, da die Richtung grundsätzlich meiner am Ähnlichsten ist.
    Viele Online-Nachrichtendienste fallen ja wg. Springer raus und taz finde ich zwar sehr symphatisch, aber oft nicht ernstzunehmen.

  • Siegmar
    12. Dezember 2013 at 13:40

    Spiegel online und noch viel schlimmer Spiegel TV geht bei mir überhaupt nicht. Ich mag es haptisch und bevorzuge gedruckte Ausgaben.