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Modeschätze – Architectural Digest besucht 1989 das Hermès Museum

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Scan: Horstson; Bild: Architectural Digest

Die Produktionen der amerikanischen Ausgaben von Architectural Digest aus den 70er und 80er Jahren sind legendär. Mit einem enormen Aufwand und den besten Fotografen ihrer Zeit – wie Fritz von der Schulenburg oder Horst P. Horst – gibt es viele legendäre Wohnportraits, die heute zu seltenen Zeitdokumenten werden.Wir stellten euch schon in der Reihe „Modeschätze“ den Besuch bei Yves Saint Laurent vor.
1989 besuchte das AD Team in Paris den damaligen Chef des Hauses Hermès – Jean-Louis Dumas Hermès. Erstmalig wurde damals die Sammlung Emile Hermès einer breiten Öffentlichkeit vorgestellt und auf den Fotos wird nicht nur das einmalige Museum gezeigt, das wir euch heute Morgen vorgestellt haben, sondern auch einige der schönsten und vor allem meiner persönlichen Lieblingsstücken aus der Sammlung.
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Scan: Horstson; Bilder: Architectural Digest (zum Vergrößern Bild anklicken)

Als Emile Hermès 1898 nach Sankt Petersburg reiste, um beim letzten Romanow Zar seine Sättel und Zaumzeuge vorzustellen und zum Hoflieferanten zu avancieren, kam er in den Besitz einer Mütze eines Kutschers des Zaren. Viereckig und in blauem Samt ziert sie noch heute eine Vitrine der Sammlung. Der kleine Sattel mit dem feuervergoldetem Bronze-Löwen hat eine tolle Geschichte, weil er gar nicht zum Reiten gedacht war, sondern die vier Pferde zierte, die eine Kutsche zogen. Heute hat Hermès drei der vier einst im 18.Jahrhundert mit kompliziertesten Techniken gefertigten Louis XV. Sättel. Das war nicht immer so, aber als der Enkel von Anatole France einst das Museum besuchte, sah er, dass es schon zwei davon gab und beschloss, das Erbstück seines Großvaters in die Emile Hermès Kollektion zu den anderen zu geben. Der vierte Sattel ist bis heute verschollen, aber wer weiß, vielleicht ist er noch irgendwo und der Besitzer führt ihn eines Tages seinen drei Artgenossen zu …

Jean-Louis Dumas Hermès sitzt am Schreibtisch seines Großvaters und zeigt eines der Prunkstücke aus der Sammlung – ein komplett erhaltenes Reise-Necessaire aus der Zeit Napoleons von Biennais, dem berühmtesten Koffermacher seiner Zeit. Das Haus Biennais war nur einen Steinwurf vom heutigen Stammhaus von Hermès entfernt. Biennais war ein Meister der Verarbeitung bei den Holzkoffern und Schatullen und auch dieses Meisterstück ist mit so vielen Details und Zutaten versehen, dass man kaum glauben kann, wie es alles in eine Kiste passt.

Neben allen Gegenständen, die der meist im Krieg befindliche Inhaber zum Waschen, Rasieren (sieben Rasiermesser für sieben Tage) und andere Pflege benötigte, sind auch hinter dem Spiegel versteckte Läusekämme und ein Kaffeeservice für zwei Personen, sowie ein Medizinbesteck darin verborgen. Gentlemans-Case für die Reise und noch heute Inspiration für die zahlreichen Etuis, die es für vielerlei Verwendungen im Sortiment des Hauses gibt.

Noch heute ist die Produktion der US-AD eine der schönsten Veröffentlichungen über die noch heute weitergeführte Sammlung, denn die Familienmitglieder finden immer wieder etwas, was ihrem Geist entspricht – manchmal in hochkarätigen Auktionen, aber auch manchmal auf dem Flohmarkt für ein paar Euro. ‚Auf das scharfe Auge kommt es an und auf die Liebe zu den Dingen, nicht unbedingt auf den Geldbeutel‘ ist auch hier die Devise der bodenständigen Inhaberfamilie, denn die Sammlung Emile Hermès macht genau dieser Reiz und diese Mischung aus …

  • Joel
    22. Juli 2013 at 12:35

    schön, aber nicht wirklich mein geschmack

  • monsieur_didier
    23. Juli 2013 at 20:59

    …etwas „verstaubt“, aber was ich wirklich mag ist die Liebe zum Detail und der Aufwand, mit dem damals noch solche Fotostrecken fotografiert wurden…