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Menschen hinter der Marke – Françoise Montenay bei Chanel


Françoise Montenay fotografiert von Karl Lagerfeld

Wir von Horstson schauen ja gern hinter die Kulissen von Modemarken und Modehäusern, um die Zusammenhänge und die eher aus Arbeit bestehende, als durch den Glamourfaktor bestechende Seite dieses Metiers zu beleuchten. Was uns dabei immer wieder auffällt, ist, dass hinter wirklich großen Labels meist sehr bescheidene und eher unauffällige Personen stecken, die ganz Profis, ihre Arbeit meist ziemlich lautlos, aber mit Bravour machen und das meistens über viele viele Jahre.
Im Falle von Chanel war das so – denn auch wenn Karl Lagerfeld die ganze Creation macht, gibt es doch Menschen, die die gesamten Areitsabläufe verwalten und die Arbeit hinter den Kulissen erledigen. Besonders ins Auge ist mir dort seit vielen Jahren Françoise Montenay gestochen, die im letzten Jahr pensioniert wurde. Bodenständig und sympathisch war sie sozusagen eine der Seelen der Marke.

Ihr Tag war wie ein Wettlauf gegen die Zeit, wenn man wusste, dass sie Präsidentin der Chanel S.A. war, also der gesamten Gruppe mit Mode, Kosmetik den Maîtres de Métiers und und. Außerdem war sie noch Vorsitzende des Comité Colbert, dem Zusammenschluss der 70 wichtigsten französischen Luxusmarken und der Colipa. Die Colipa vereint 2000 (!) Kosmetikmarken in Brüssel unter einem Dach. Nebenbei fand sie noch Zeit – jetzt eine ihrer Hauptaufgaben – sich in einer Stiftung zu engagieren, die in Krankenhäusern schwer kranken Frauen zu mehr Mut verhilft, in dem sie Beauty Anwendungen und kosmetische Behandlungen zur Stärkung der Frauen und ihres Selbstbewusstseins übernimmt.

Natürlich ganz in Chanel gehüllt, wirkt Françoise Montenay unprätentiös und könnte auch Vorsitzende des französischen Gastgewerbes sein. Sie nahm sich letztes Jahr sogar die Zeit mir ein paar Fragen zu beantworten.
Ihre Karriere ist für eine Frau in Frankreich ungewöhnlich und sie arbeitete über 25 Jahre bei Chanel. Schon auf dem Premieren-Photo von Karls erster Kollektion 1983, ist sie voller Stolz unter den Zuschauern.Ihre Karriere startete sie bei Mobil Oil in Frankreich, machte dann Station bei Procter and Gamble und wechselte dann durch eine Zufall in die Kosmetikbranche zu L’Oréal.
Dabei bemerkte sie, dass es ihr mehr lag, mit Menschen und vor allem für Menschen zu arbeiten. Es ging ihr auch um die Produkte und die Liebe dazu, was vorher immer schwierig war. An Chanel reizte sie, dass das Haus die weltführende Rolle im Parfüm und Kosmetiksektor spielte.

Herbei geführt durch den Spruch ihrer Erfinderin Coco Chanel, hatte diese planmäßig seit 1932 erklärt „Pariser Luxus braucht Stützpunkte in allen Himmelsrichtungen der Welt, um diese zu erobern“. Dieses Feld trieb Montenay mit großem Nachdruck voran, vor allem in Russland, China und Indien blüten total neue Märkte auf.

Als eine der ersten erkannte sie, dass Indien mit der wichtigste Markt der Zukunft wird. Besonders gefiel mir, dass sie aufregt, wenn Menschen sagen, dass Luxusprodukte nur teuer sind. Luxus ist nicht abhängig vom Preis, sondern vom Komfort, von der Qualität und der Machart. Unkomfortble Kleidung ist für sie kein Luxus.

Sie gibt gleich ein Beispiel: Bei Chanel liegt der wahre Luxus im Nicht-Sichtbaren. So sind die elastischen Futterstoffe der Sommerjacken oft viel teurer als die Oberstoffe und die Verarbeitung arbeitsintensiver und raffinierter. „Der wahre Luxus liegt in dem was man nicht sieht“ wusste schon ihre Firmen-Patronin. Sie war in den letzten drei Jahrzehnten bei vielen, vielen Fittings dabei um, zu verstehen. Ihr schönstes Kompliment von Karl: Das er sagt, sie hat ein gutes Auge für Alles.

Sie hat es von ihm gelernt und sie schwärmt, wie brillant und amüsant die Arbeit mit ihm ist: Einmal hat er in einem Nachmittag 37 Varianten von nur einer Jacke geschaffen, so was schaffen die wenigsten. Ihr ganzes Leben war der Firma und ihrer Familie gewidmet, sie war immer erreichbar für Karl und Chanel, außer wenn sie ihrem Hobby, den klassischen Konzerten, frönte.

Nun kümmert sie sich um Trauma- und Krebspatienten, steckt seit 1991 als Ausgleich für eine als oberflächlich geltende Branche viel Zeit dort hinein, macht es intensiv und mit viel Enthusiasmus wie alles im Leben.

Gut das Chanel sie hatte – Françoise Montenay und – Bon retraite!!

  • Siegmar
    5. April 2012 at 13:33

    sehr interessanter Artikel und mit einem bemerkenswerten Satz von K.L.
    “ sie hat ein gutes Auge für Alles „

  • blomquist
    6. April 2012 at 12:45

    Und wieder was gelernt…vielen Dank!