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Making of – Der zweifarbige Cashmere Cardigan von Chanel

Die wunderbarsten Dinge entstehen ganz still und leise und nicht unbedingt in den Metropolen dieser Welt. Manufakturen für Glas oder Porzellan liegen genauso fernab von Weltstädten, wie Webereien oder in unserem Fall die Strickerei, in der das unendlich strapazierbare und weiche Cashmere für Chanel gemacht wird. Zwar werden Kollektion und Produkte in der Rue Cambon in Paris erdacht, aber verteilt in Frankreich, Italien und eben im nördlichen Schottland produziert.
Im Gegensatz zu italienischem Cashmere-Strick, ist das englische fester und dichter und wirkt auf den ersten Blick nicht so flauschig, ist aber genauso weich, wenn man es trägt. Schottische Cashmere-Stricker haben eine sehr lange Tradition und kauft man einen Pullover, hält er bei guter Pflege (einfach kalt waschen) ein Leben lang.

Chanel hat eine jahrzehntelange Tradition in der Zusammenarbeit mit der Company von Barrie Strick und lässt dort schon ewig produzieren. Im letzten Jahr kauften sie das Unternehmen (wir berichteten) und gliederten es in die Ateliers Paraffection ein. Die Zulieferer arbeiten aber auch für andere Unternehmen wie zum Beispiel Hilditch & Key, von denen ich seit 15 Jahren zwei Pullover habe, die ich niemals auf der Welt missen möchte und die ich bei Feuerausbruch in meiner Wohnung sofort retten würde.
Schottisches Cashmere ist ein bisschen wie die Landschaft und die Menschen der Region, es wirkt zunächst rau und hat einen freundlich, weichen und fröhlichen Kern.

Eine der Ikonen fast jeder Chanel Kollektionen sind die Klassiker schlechthin: die Cardigans.
Kleiner, runder Ausschnitt, zwei oder vier Taschen, abgesetzt in kontrastierenden Farben – der Bicolor oder Two-Tone Cardigan. Mal ist er in Pastellfarben gehalten, mal kommt er in Grautönen oder, wie in der Metiers d’Arts Kollektion PARIS-EDIMBOURG, in herbstlich-britischen Jagdgrün- oder Laubfarben daher.
Jedes Teil wird in vielen Handwerksschritten gearbeitet. Die Rundstrickmaschinen sind Halbautomaten, die noch immer viel handwerkliches Geschick und Geduld erfordern. Schritt für Schritt entsteht das Objekt der Begierde, das von vielen Käuferinnen ersehnt wird und sie später viele Jahre begleiten wird.

Der Film zeigt auf sehr ruhige Weise, woraus jegliche Art von Handwerk besteht. Bodenständigkeit und viel Liebe und Präzision zum Detail, jeder Schritt will überlegt sein und man darf nicht nachlässig sein, sonst ist alles verdorben. In Schottland, glücklicherweise kein asiatischer Sweatshop, bleibt den Handwerkerinnen dafür genügend Zeit und Muße, um ihre Stücke zu fertigen. Wie ein ruhiger, fast meditativer Vorgang zeigt er ein wunderbares Stück Handwerk – sehenswert!

  • Siegmar
    5. Februar 2013 at 10:07

    sehens- u. sehr lesenswerter Artikel, lieber Peter!

  • thomash
    5. Februar 2013 at 11:24

    das läßt einen doch wieder an das gute in der welt glauben.

  • Dani
    11. Februar 2013 at 11:01

    Der Moment, in dem, klack, ein Knopf nach dem anderen angenäht wird und ein kleines Kunstwerk entsteht! Wunderschön, ich könnte mir den Film immer wieder anschauen.