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Lesetipp: Retro-Mode x Ich shoppe mir ein Ich zusammen

Porno-Brille, Sixties-Bluse oder doch lieber Muttis Strickweste? Retro-Klamotten sind bei jungen Großstädtern der ultimative Modetrend. Mit ihrer Liebe zu Alt-Stoffen wollen die Hipster unverwechselbar erscheinen – erweisen sich aber nur als Opfer ihres schwachen Egos.
Das ist leider nicht von mir, sondern von Katrin Kruse, die den Artikel zum heutigen Lesetipp auf Spiegel-Online verfasste und dabei sowohl in der Breite als auch in der Tiefe des Themas zu beachtlichen Einsichten, die ich allesamt teile, kam.
Es wird ja gerade auf Modeblogs manchmal beklagt, es gebe viel zu wenig guten Modejournalismus in Tageszeitungen und Magazinen. Dabei kommt oft das Beste zum Thema genau dort vor, wo noch Journalisten recherchieren und schon mal ein paar Bücher zumindest diagonal lesen, bevor so ein Thema wie der Homo Hipster angepackt wird.

Das Faszinierende an Mode liegt ja nicht die aktuellsten Kollektionen verborgen, sondern darin, wie wir uns einer ganz bestimmten Art, uns zu kleiden, zuordnen, um der Umgebung damit zu signalisieren, wer wir ganz bestimmt nicht sein wollen. Und der Hipster liebt Vintage, weil er fest daran glaubt, damit seine Einzigartigkeit und Individualität für alle unübersehbar zum Ausdruck zu bringen. Wie die Autorin so richtig erkannt hat, fällt er aber nur auf seine eigene Angst herein, nicht authentisch genug zu wirken.
Mir fällt noch viel dazu ein, aber das ist nicht mein Auftritt, denn, so gut wie die Autorin könnte ich es hier und heute nicht auf den Punkt bringen. Am besten, ihr lest in den langen Artikel rein, es lohnt sich wirklich sehr.

  • sirdorian
    31. August 2011 at 12:20

    Das problem ist hier das die Autorin von der Aussage her recht hat, aber durch schlechter Recherche und dem vermengen von Retro, Second Hand und Vintage an Glaubwürdigkeit verloren hat. Und die Hipster sache hat sich auch kaum verstanden. Da hilft es nix sich mit der einkäuferin von Urban Outfitters zu unterhalten oder diese zu zitieren. UO waren nicht in Williamsburg oder Brick Lane als alles begann, die sind doch nur auf den Wagon gesprungen.

  • Daisydora
    31. August 2011 at 12:35

    @sirdorian

    Ich glaube, das Problem ist hier, dass man bei dir von einem ganz anderen Niveau ausgehen kann, als es bei den Leuten vorhanden ist, die ich darin gut erkannt zu glauben meinte ….
    🙂 ich greife sowas ja auch als Seitenhieb auf BloggerInnen und deren Leserschaft auf, die jeden Fummel aus der Altkleidersammlung für Vintage halten, so bald sie das Teil anziehen und sich darin fotografieren …

    Natürlich kann man auch einen Artikel, der bei Spiegel Online erscheint, noch genauer recherchiert und chronologisch richtiger schreiben, aber wir plaudern hier ja nur locker über die Landplage Vintage und Fakes, die bei Textilketten rumhängen…

    Aber weil du schon mal da bist, was mich freut: Mit dir sollte ich mal ein Streitthema Pro und Conta machen …

  • sirdorian
    31. August 2011 at 13:10

    ja, ich hab ja sowas wie das „war von Anfang an dabei und kenn mich aus“ ego ding. haha. ne, aber die idee mit streitthema pro und contra find ich super. und ich geb dir schon recht…auf den wagon sind ja massig leute aufgesprungen die sich eben nicht auskennen was überhaupt vintage bedeutet etc. nur hatte ich den eindruck als ob es die autorin eben auch nicht wusste.

    das lustige ist nur wenn andere print journalisten wie einer aus österreich, meinen das mein artikel bloß nur bloggergezicke ist und der der von der kruse fundiert geschrieben ist. na ja…typische meinung von einem print journalisten der blogger nicht mag.

  • Daisydora
    31. August 2011 at 13:37

    @sirdorian

    Dein Artikel ist super, den hatte ich noch nicht gelesen, weil ich immer so hinterherhänge, obwohl ich in nicht mehr als fünfzehn Blogs regelmäßig reinlese …

    Trotzdem, da gibt es Schnittmengen zwischen deinem und ihrem und ich mag den abstrakten Ansatz, den die Kruse für ihre Betrachtung nutzt …

    … und wenn man heute auf LesMads liest, was ihre Eminenz, Jessie, von oben herab drüber schreibt, obwohl sie keine Ahnung von Tuten und Blasen hat, sind solche Artikel auch gut und nötoig …

    … aber du warst natürlich direkt mit dabei .. haha .. das merkt man 🙂

    Lass uns das mal machen, mit so einem Streitthema, Blogger sind oft so langweilige Leute, jeder pusselt irgendwie für sich auf seinem Blog dahin und glaubt, er schreibt an Weltliteratur :-))

  • Klaer
    31. August 2011 at 16:53

    Die große suche nach authentizität ging los, als h&m und co in die startlöcher gingen und mode produzierten, die jünger, cool und eben näher am look einer designerstückes waren als die klamotten der anderen kaufhausketten.aber: in massen und für jeden erschwinglich! Da ist es nur verständlich, dass die klamottentechnische suche nach dem „ich“ ausbrach! Interessant ist nur, dass die kollektive suche nach der eigenen authentizität am ende da landet, wo sie eigentlich nicht landen wollte: im kollektiv-individualismus individuell aber dann alle (und irgendwie gleich):-D weil so große kleidungstechnische unterschiede vermag ich auf blogs nicht festzustellen! Was auch weiter nicht stören würde, wenn nicht jeder sein tagesoutfit imvintäsch/ gouvernatenstil als vermeintliches posten non plus ultra posten würde! Wer keine persönlichkeit hat, kann sie sich auch nicht anziehen oder kaufen! somit war klar, dass die volkswanderung auf der suche nach dem authentischen ich genau dann dort nicht endet! Dazu mußte man sich erst auf die suche nach innerer persönlichkeit machen, bevor man versucht diese äußerlich zu unterstreichen! Kann aber auch sein, dass wenn man sich auf die such nach dem eigenen ich macht, die lust auf dauerstyling etwas nachläßt 😀 und herr kier fasst dass ganz gut zusammen“ es kann ja nicht angehen dass das eigene ich vom design der seifenschale abhängt“ ! Es ist auch mal ganz entspannend die modische aussage verweigern ( und das war letztmal ganz unindividuell von newton geklaut:-D

  • Daisydora
    31. August 2011 at 18:12

    @klaer

    Danke für den interessanten und treffenden Kommentar. Ich stimme dir zu und kann mit allen Standpunkten, die es zum Thema gibt, gut leben …

    …so wichtig ist es nicht, wirklich immer eine modische Aussage zu treffen, wenn man denn überhaupt dazu in der Lage ist, sich so stilsicher zu kleiden, ob nun mit oder ohne Vintage-Faktor ….

    ….tragikkomisch wird es für mich auch erst in dem Moment, in dem diese breige Masse gleichförmig-individuell gekleideter, verhinderter Stilbildner denkt, sie hätte es darauf … weil die anderen auch so aussehen. Und das bringt der Spiegel Artikel sehr gut zum Ausdruck.

    Ich wusste gar nicht, dass Newton das gesagt hatte, ich kenne diese Aussage auch, aber von Helmut Lang 🙂

  • sirdorian
    1. September 2011 at 00:01

    @ daisy: danke:) hör ich gern…ist auch immer super wenn man feedback bekommt was in den letzten jahren gerade auf blogs nicht mehr so häufig der fall ist. fast schon als ob jeder wirklich eigenbrödlerisch unterwegs ist und vergisst das alles ein riesiges network ist:)

    das pro und contra ding werden wir auf jedenfall machen. jetzt brauchen wir uns nur mehr ein thema aussuchen, aber davon gibt es sicher viele. brauchen nur mehr was wo wir geteilter meinung sind:)

    @klaer
    natürlich wird irgendwann alles wieder so das man glaubt man ist individuell und innovativ und in wirklichkeit hat das eh schon jeder. ich hab ja auch xfache trends erlebt und vielleicht so einen stil gefunden der zu mir passt. dunno. jugendliche sind oft auf der suche nach zugehörigkeit und da sind subkulturen sicher enorm wichtig. was für mich aber defintiv und unumstritten ist: MODE IST VERGÄNGLICH, STIL BLEIBT. und wenn ich mir diane pernet ansehe, dann sehe ich das coco zitat bestätigt.

  • klear
    1. September 2011 at 00:49

    @sidorian
    danke dass du mich ansprichtst
    aber es ging mir darum zusagen, dass man sich beim thena inividualität eher um seine persönlichkeit kümmern sollte nicht um retro vintgage oder ähnliches …..
    wenn die leute sich mehr um ihre persönlihkeit kümmern würden glaubst du wirklich wir hätten ein sog vintäsch problem
    aber es läuft schon viel falsch wenn jugendliche ZUGEHÖROGKEIT über das passende outfit definieren
    versteh mich nicht falsch
    das ist so leider
    ich weiss noch genau wie cool meine armani jeans von alle anderen gewertet wurde, obwohl die really seconde hand war und ich eigentlich nich wusst wie mir geschah,,,,ich wußte nur was seonde hand bedeutet aber nicht armani

  • Daisydora
    1. September 2011 at 08:10

    @sirdorian

    Würde mich jedenfalls sehr freuen und ein Thema ist einfach zu finden, ich muss mir nur mal etwas Zeit nehmen und gucken, was gut zu dir passt … und melde dich einfach, wenn du eine Idee hast. Ich werde hier von Horst und meinen Kollegen ja absolut nicht beschränkt und muss auch niemand Honig um den Bart schmieren, mich nicht an Jessie und Konsorten ranwanzen, weil Horstson wegen der tollen Leser auch ohne diese Spielchen bestens läuft.

    So seltsam und zwänglerisch, wie die Bloggerbranche in Deutschland läuft, kann man sie ganr nicht beschreiben. Der eine Teil ist Filz und eigen PR, dann gibt es einige Gute und der anfdere, riesengroße Teil sind Schnulliblogs….

    Aber zumindest hat das hohen Unterhaltungswert, wenn Jessie wie in ihrem Bericht gestern, so erhaben tut und über Frittierte Butter referiert und sich für den Gestus der coolen Wissenden feiern lässt und in Wirklichkeit noch nicht mal g’scheite Bratkatoffel zusammengedacht bekommt.

    Ich könnte dir beweisen, dass Katrin Kruse mit vielem Recht hat, dass die Chronologie und die Genauigkeit, die du mit deinem guten Bericht eingefordert hattest, zwar wichtig sind, wichtig ist aber auch, das System dieser Abhängigkeit und Selbsttäuschung in einer Abstraktion dazustellen, und das hat Kruse sehr gut hinbekommen. Nun gut, man sieht sich ja bestimmt mal ….. 🙂

  • Daisydora
    1. September 2011 at 08:21

    @klear

    Du beschreibst im ersten Absatz deines Kommentares für sirdorian genau das, worum es geht:

    Man wird durch bestimmte Klamotten und den Vintage-Faktor, aus welcher Zeit und Hand auch immer, ohnehin keine individuellere, interessantere Persönlichkeit, wenn man eine solche nicht auch in Noname-Jeans und weißem T-Shirt ist.

    Und wir machen uns hier ohnehin einen Kopf über Leute, die einen Geschmack haben, wie eine Kuh am Plafond, so weit hier auch von exponierten und weniger exponierten BloggerInnen und Bloggern die Rede ist. Und diese Geschmacksunsicherheit kann man leider nicht durch Erhabenheitsgetue und gegenseitige Honeurs camouflieren. Es wird immer Leute geben, die haben Geschmack und dann auch noch Rückgrat und die merken das… 🙂

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