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Inside – Hinter den Kulissen des „petit h“

Wir haben ja schon häufiger darüber berichtet, dass der kleine Bruder von Hermès, das „petit h“, etwas ist, das über grenzenloser Fantasie verfügt und so eine Art ‚Insel mit eigenen Gesetzen‘ innerhalb des Traditionssattlers ist. Und ganz nebenbei ist das „petit h“ sicherlich auch eine der luxuriösesten Recycling Maßnahmen der Welt.
Unter der künstlerischen Direktion von Pascale Mussard und der kaufmännischen Leitung von Cyril Feb ist dieser Bereich des Hauses Hermès sicherlich die Abteilung, die am meisten einem Laboratorium gleicht und in dem auch viele der Ideen entstehen, die später in die Hauptkollektionen einfließen …

Nun wollen wir euch einen Blick hinter die Kulissen gewähren, der auf faszinierende Weise zeigt, was für handwerkliche Kunstwerke aus Materialresten oder Produkten, die nicht hundertprozentig der Vorstellung der Perfektion von Hermès entsprechen, entstehen können. In jedem der Ateliers oder der Sattlerei fallen Reste aus Leder oder Seide an. Ebenso bei den Hermès angeschlossenen Manufakturen, bei Kristall ist das die Cristallerie Saint-Louis oder bei Silber die Silbermanufaktur Puiforcat. Jedes dieser Häuser hat eine kleine Ecke, die sogenannte „Zone petit h“. In der „Zone petit h“ werden die Dinge hingebracht, aus denen etwas entstehen kann, das einen neuen Sinn ergibt oder das durch die Synergien verschiedener Handwerke zu anderem Leben erwacht.

Manchmal ist es ein Kundenwunsch oder auch einfach die Fantasie, die neue Produkte entstehen lassen. Die Designer sichten die angefallenen Materialien und entwickeln dann eine Strategie und ihr Design. Zum Teil entstehen dadurch Unikate und oder aber kleine Serien – je nachdem wie viel Material vorhanden ist. Ist das Stück oder die Serie verkauft, werden sich neue Dinge ausgedacht. Häufig entstehen so aber auch Klassiker, die dann fest in die Kollektion aufgenommen werden und sich reger Beliebtheit erfreuen. Die Windmühlen aus Lederresten, die an die kleinen Jahrmarktssouvenirs unserer Kindheit erinnern, oder die Türstopper aus Holz, belegt mit Barenia Leder oder Kroko, die ein kleiner Alltagshelfer mit luxuriöserem Understatement sind, sorgten zuerst beim „petit h“ für Furore.

Häufig entsteht die Idee erst, wenn die Teile auf dem Tisch liegen und das Team seine Fantasie und Kreativität spielen lässt und sich überlegt, was man daraus machen könnte. So werden große Servierlöffel aus Silber von Puiforcat zu einer kleinen Schreibtischlampe oder die selben Löffel durch das Abschneiden der Stile zu glänzenden Collier Anhängern.
Oft werden Materialien miteinander verbunden und die kleinen Kunstwerke des Handwerks wandern von Atelier zu Atelier, um sich im Endeffekt zu neugeborenen Schätzen zu verwandeln und unseren Alltag zu begleiten.

In den fünf Folgen der „Inside Hermès petit h“ Filme werden auf eindrucksvolle aber auch spielerische Weise gezeigt, wozu Fantasie und auch das kreative Arbeiten führen kann und was auf diese Weise entsteht …

Sicherlich ist diese Freiheit bei Hermès eine Ausnahme – wirtschaftliche Zwänge beschränken bei vielen Firmen eine solche Kreativität. Und das „petit h“ ist eben keine Marketing Aktion oder eine PR-Geschichte, die wie in anderen Unternehmen lediglich kurzfristig erfolgt. Die „petit h“ Ateliers haben in den letzten Jahren häufig die Entwicklungen der Hauptateliers nicht nur beeinflusst, sondern ihnen auch gezeigt, dass unkonventionelle Einfälle die Welt häufig voranbringen.

Seit dem letzten Jahr hat „petit h“ auch einen festen Laden innerhalb des großen Magasin Rue de Sèvres, in dem nicht nur die Produkte verkauft werden, sondern auch alle sechs Wochen komplett Neuentwicklungen oder neue Prototypen gezeigt werden. So bleibt es immer spannend, was es Neues zu entdecken gibt und vor allem was sich die Zauberer der Ateliers wieder einfallen lassen haben.

Bei den „petit h“ Produkten bekommt man fast immer ein Unikat, weil ja kein Material dem anderen gleicht und die Handwerker bei jedem Stück wieder neu durchdenken müssen, wie sie es bewerkstelligen, daraus das zu machen, was schließlich und endlich in den orangefarbenen Kartons landet.
Fragt man die Sattler, Silberschmiede, Glasbläser oder Seidenrollierer, was ihnen an „petit h“ am meisten gefällt, erhält man immer wieder die Antwort, dass man jeden Tag neu dazu lernt, immer wieder neu denken muss und immer wieder die neue Lösung findet. Und genau das ist es, was Arbeit Spaß machen lässt und die Freude daran bringt.

Wenn man bedenkt, dass es sich beim „petit h“ im weitesten Sinne um eine Art Recycling handelt, dann ergibt es eigentlich den doppelten Sinn. „petit h“ ist sicherlich innerhalb der Mode und der Accessoires eine der schönsten Nischen der Welt! Auf in die Welt der Ateliers von „petit h“ und den Blick hinter die Kulissen …

  • Siegmar
    3. Januar 2014 at 10:21

    Lieber Peter,
    was für ein wunderbarer Artikel zum Jahresanfang ! Zu gerne würde ich da auch gerne mal rum stöbern und zu sehen wie aus „Resten“ wieder wundervolle Sachen werden.Das ist wirklich “ Resteverwertung “ auf höchstem Niveau. 🙂

  • Grumpel
    5. Januar 2014 at 13:37

    Ohje – es ist auf fraaaan-zööö-siiiiisch…

  • Daisydora
    6. Januar 2014 at 12:32

    Das ist alles so unglaublich luxuriös im eigentlichen Sinne und fantastisch, das mir erst mal die Sprache fehlte … da arbeiten ja einige der weltweit besten Leute auch an Sonderanfertigungen, aber immer mit der Designkompetenz der Marke Hermes im Rücken. Besser geht es gar nicht!

    Ein toller Bericht! 🙂