Männermode

In den Gärten von Monsieur Dior und Mister Grant – Dior Men Frühling-Sommer 2023

Von Granville nach Sussex sind es – je nach Route – etwa 350 Kilometer; folgt man hingegen der Interpretation von Kim Jones für Dior sind es keine 50 Meter – so lang war der Weg, den die Models am vergangenen Freitag während der Dior-Schau zur Frühling-Sommer-Kollektion 2023 gehen mussten.

Die Setdesigner haben die Häuser von Christian Dior und der Maler Duncan Grant und Vanessa Bell in Paris nachgebaut und durch einen gemeinsamen Garten verbunden. Der Betrachter „reist“ dadurch binnen weniger Sekunden von Granville, dem Geburtsort von Christian Dior und seinem legendären Garten der Villa Rhumbs, nach Sussex ins „Charleston“, dem modernistischen Landsitz von Duncan Grant und Vanessa Bell.

„Granville und Sussex haben ein ähnliches Klima; das Wetter, das Licht und der Garten verbinden den einen Ort mit dem anderen“, wie Kim Jones, Creative Director von Dior Men, erklärt. „Für Christian Dior als auch für Duncan Grant waren ihre Häuser, ihre Gärten und ihr privates Umfeld sehr wichtig für ihre Kreativität. Es waren diese bedeutungsvollen Sphären, die sich in ihren Arbeiten niederschlugen.“
Das wechselnde Licht ist es dann auch, dass die Farbpalette zur Dior Men Frühling-Sommer-Kolletion 2023 lieferte: Von der Abstufung der für Dior typischen Grautöne, aber auch Rosa-, Pastell- bis hin zu leichten Grün- und Blautönen für die Gartenarbeit, das Wandern und das Angeln, eben dem, wie man sich sowohl in Granville als auch in Sussex die Zeit vertreibt.

Duncan Grants Skizzen wurden für komplexe Strickstoffe genutzt

Die Farben werden in einer zurückhaltenden Rebellion eingesetzt, wodurch eine gewisse Unbekümmertheit der Entwürfe entsteht, die allerdings gleichzeitig eine gewisse Eleganz versprühen: So werden die zweireihigen Mäntel aus Kaschmir mit Shorts im Stil der 1930er-Jahre mit Wanderschuhen kombiniert.
Duncan Grants um 1913 entstandener Lilypond Screen unterstreicht reflektierende technische sowie Strickstoffe und traditionelle Handstickerei, während die Dior-Cannage weiterhin als Steppung für Mäntel verwandelt wird.
„In der Kollektion mischen wir die utilitaristischen, natürlichen und gärtnerischen Elemente mit den stilisierten, luxuriösen, neuartigen Facetten mit den Kunstwerken von Duncan Grant – das öffentliche und private Miteinander“, so Kim Jones. „Es geht um dem Lauf der Zeit, das wechselnde Wetter und das Licht der Jahreszeiten, auch um Kontinuität, künstlerische Gemeinschaften und das Erbe des Hauses Dior.“

Eine spannende Kollektion von Kim Jones für Dior Men für Frühling-Sommer 2023. Die Entwürfe sind fast schon als Gegenentwurf zu hyper-modernen Entwürfen anderer Luxuslabels zu verstehen ist, wodurch die Kollektion zeitlos wirkt.
Wer noch etwas mehr Flair von Duncan Grant erfahren will: Im Charleston House eröffnet im September eine Ausstellung, die sie stilistische Wirkung der Bloomsbury Group in den Fokus rückt. „Bring no Clothes: Bloomsbury & Fashion“ wird von Charlie Porter kuratiert und einem bei Penguin erschienenen Buch begleitet.

  • paule
    27. Juni 2022 at 23:08

    Haben die jetzt jeden Tag eine neue Show?
    Oder einen Tag Gucci und am Folgetag Dior und dann wieder Gucci.
    Oder wie läuft das?
    Und machen sie jetzt Kooperationen mit allen Menschen auf der Welt?
    Also, irgendwann auch mit mir?

  • Hannes
    28. Juni 2022 at 09:35

    Genau. Wollte man nicht nach der Pandemie „bewusster“ und „nachhaltiger“ werden? Den „Takt verringern“? „Weniger, aber besser“? Ich will pro Jahr jeweils zwei Saisons plus Haute Couture bei den Frauen. Aber mit weniger Output verdient man eben auch weniger Geld.

  • paule
    28. Juni 2022 at 19:07

    @HANNES
    Genau. Den Takt verringern. Das wollten sie. Und jetzt sitzen wir bei Dior in der Dauerwerbesendung. Es hört gar nicht mehr auf. Wo sollen denn neue Ideen herkommen zwischen der Show jetzt und der vor zwei Wochen? Und wenn einer rausfindet, dass Herr Dior gerne Himbeereis gegessen hat, dann machen sie eine Show dazu und nennen es „Himbeere 1952“. Dann hängen sie lauter Himbeeren auf und alle freuen sich.

  • Hannes
    29. Juni 2022 at 09:44

    @PAULE „Himbeere 1952“ wäre wenigstens mal was anderes. Hauptsache, es „spiegelt die DNA der Maison und deren ikonische Codes wider“.

  • paule
    29. Juni 2022 at 12:58

    @HANNES
    Genau um die geht es und die findet man am besten ganz tief in den Archiven der Maison.