Berlin Fashionweek

Ihr kommt da nicht rein … – Bread & Butter setzt auf Abschreckung

Mein erster Gedanke, als ich das mit der tollen Idee des ACTIVE GUEST MANAGEMENT von 500 EUR Eintrittsgeld für drei Tage las: Da werden die zu Inspirationszwecken zur Bread & Butter entsandten Mitarbeiter der Vertikalen aber bitterlich weinen ….
Für diesen durch die Bread & Butter inkriminierten und irgendwie suspekten Personenkreis heißt es: „Kein Zutritt. Und weiter im Text: „Diese Regelung gilt weiterhin für den folgenden Personenkreis: Inhaber und Mitarbeiter von sog. vertikalen Unternehmen, z.B. H&M, Inditex, Primark, Uniqlo, Esprit, New Yorker u. ä. Hier besteht sicherlich nicht die Absicht von den Ausstellern Kollektionen zu kaufen. Deshalb ist dieser Personenkreis für alle Beteiligten der BREAD & BUTTER irrelevant und auf der Veranstaltung nicht erwünscht. BREAD & BUTTER bittet bei allem Respekt die Regeln zu befolgen. Bei Zuwiderhandlungen wird von dem Hausrecht Gebrauch gemacht.“
Auch betroffen von der „Maßnahme“: „Modebegeisterte Endverbraucher, Da es sich um eine Fachmesse handelt, erhalten Endverbraucher keinen Zutritt zu der Veranstaltung.“

Das bedeutet im Klartext, dass streng genommen auch all die „kleinen“ Modeblogger und vor allem enthusiasmierte SchnullibloggerInnen mit von Aufregung roten Bäckchen, die der Bread & Butter jahrelang die Treue halten und immer wieder von jeder noch so unbedeutenden Veranstaltung innerhalb der Messe berichteten, zu unerwünschten Personen degradiert werden. Denn: Nirgendwo ist diese Zielgruppe auch nur mit einem Wort erwähnt und streng genommen handelt es sich bei unserer Branche ja auch nicht um Presse oder professionelle PR-Agenturen, die für 500 Euro das Vergnügen erwerben können, da rein zu dürfen ….

So sehr ich verstehe, dass Messen und auch die Prêt à porter weltweit nur dem Zweck dienen, Fachbesuchern, Einkäufern und der Presse Gelegenheit zu bieten, ungestört von Krethi und Plethi im Warenangebot zu stöbern, so wenig gefällt mir der Zickzack-Kurs der Bread & Butter – insbesondere dieses vollkommen charmebefreite und semiprofessionelle Wording, das für mich so typisch Berlin ist ……

Einige unter uns können sich bestimmt noch gut daran erinnern, welche brustschwache „Krauterveranstaltung“ die Bread & Butter in ihren Anfängen war. Da war man glaube ich froh über jede zusätzliche Maus, durch deren Anwesenheit die Flure weniger leer wirkten. Dennoch gestehe ich dem Veranstalter uneingeschränkt zu, die Regeln seiner Veranstaltung festzulegen. Nur müssen es sich die Verantwortlichen dann auch gefallen lassen, virtuell von mir gefragt zu werden, warum man das nicht gleich von Beginn an so gehandhabt hat, wie alle tollen Messen weltweit. Und, was das für eine lächerliche und hilflose Aktion sein soll, zu denken, dass die Abgesandten der – bösen, bösen – Vertikalen sich an das „Kein Zutritt“ halten werden. Ich hab jedenfalls noch nie einen Verantwortlichen der Ketten gesehen, der mit Namensschleife, Logo und Post-It auf der Stirn durch die Messeflure hechtet, um mit seinem iPhone alles abzufotografieren und auf dem iPad eilfertig die Details zu dokumentieren.

Und: Warum müssen mit Ausnahme der Aussteller und der Presse nicht alle Besucher ihre Messedauerkarte bezahlen, so wie das bei ungefähr allen tollen Messen weltweit ist? Ein Schelm, der dabei böses über Besucherströme denken könnte …..
Wie auch immer, professionelles Messe- und Ausstellungsmanagement stelle ich mir anders vor. Diese Kurskorrekturen haben immer so was Hilfloses an sich und auf jeden Fall sollte man da jemand an die Texte ran lassen, der das (besser) gelernt hat. Denn, irgendwo sind wir alle Kunden von „denen der Bread & Butter“, auch die Vertreter der Vertikalen und erst recht die ausgeladenen interessierten Verbraucher, die all den „schönen Plunder“ dann kaufen sollen, der dort an Einkäufer verkauft wird.

Hier scheint es sich zumindest im Wording um einen mittelschweren Denkfehler der Veranstalter zu handeln, die Leute ohne Not zu vergraulen, derentwegen all die Aussteller ja mittelbar da sind ….

Was sagt ihr dazu, liebe LeserInnen?

  • Markus
    5. Juni 2013 at 18:33

    total lächerlich

  • Betty Boop
    5. Juni 2013 at 18:57

    „Das bedeutet im Klartext, dass streng genommen auch all die „kleinen“ Modeblogger und vor allem enthusiasmierte SchnullibloggerInnen mit von Aufregung roten Bäckchen, die der Bread & Butter jahrelang die Treue halten und immer wieder von jeder noch so unbedeutenden Veranstaltung innerhalb der Messe berichteten, zu unerwünschten Personen degradiert werden.“
    Wenn man sich allerdings die Berichte während und nach der Messe durchliest wird man allerdings feststellen, dass auf den Modeblogs nur sehr selten über die BBB, die Aussteller und die dort zu sehenden Trends berichtet wird, weil der Fokus auf das Zelt, die Sideevents oder auf die Parties gerichtet ist.

  • Daisydora
    5. Juni 2013 at 19:11

    @Betty Boop

    Das stimmt. Aber das hat doch in Berlin noch nie jemand gestört, wenn viele der Blogger über alles berichten, am allermeisten über sich selbst, aber eher weniger Esentielles über Mode …

    Man kann das ja auch gerne so machen, aber den richtigen Ton sollte man schon treffen und das Fernhalten derer, die man nicht haben will, dürfte eien Illusion bleiben..

    @Markus

    Irgendwie schon …. wir werden ja sehen/lesen, wie das in der Praxis klappt 🙂

  • sven
    5. Juni 2013 at 19:34

    ich geh gar nicht auf die B&B, die Premium, Show&Order, Seek …. sind eh geiler

  • sven
    5. Juni 2013 at 19:59

    klingt auch wie ein Hilfeschrei, Messeprofi macht mit Aufschrei-Schlagzeilen von sich reden, bevor die Besucherzahlen noch weiter sinken
    ich sollte die Arbeitsverträge meiner Angestellten per pdf an die B&B schicken, hab aber keine “ Zeit“, bin nämlich Multibrand mit Eigenlabel seit 1997

  • Julia
    6. Juni 2013 at 09:07

    Guten Morgen liebes Horstson-Team!
    Euer Bericht passt ganz wunderbar zu meinem B&B-Besuch im letzten Januar, als die Abfertigung in der Eingangshalle des zum Messegelände umgewidmeten Flughafens sehr einem Besuch der innerdeutschen Grenze glich. Selbst der junge Mann neben mir am Schalter, der sich als Mitarbeiter der Textilwirtschaft ausweisen konnte, durfte erst nach einer etwa halbstündigen Prozedur die Hallen betreten. Und sooooo exklusiv und innovativ ist die dort gezeigte Mode nun wirklich nicht.
    In diesem Sinne und mit den besten Grüßen,
    Julia

  • Monsieur_Didier
    6. Juni 2013 at 09:37

    …nach all dem Hin und Her der letzten Jahre ist das mehr als seltsam und eher peinlich…
    auch und gerade das Verhalten in Richtung „H&M, Inditex, Primark, Uniqlo, Esprit, New Yorker u. ä.“…
    was möchte man damit erreichen?
    Klappern gehört zum Handwerk…
    in diesem Sinne: …Hauptsache, man spricht drüber, in diesem Sinne alles „richtig“ gemacht…

    und ich frage mich gerade, ob Besucher wie Herr Wowereit dann noch Zutritt erhalten und ob sie dann noch so eine chice „The Rock“-Werbetasche erhalten, um diese dann demonstrativ auf Pressekonferenten zum Flughafen mitzuführen…

  • Siegmar
    6. Juni 2013 at 11:23

    die Bread & Butter versucht sich ein Image zu geben, was bei den Marken die ausstellen ,völlig überzogen ist. Was soll den da grossartig kopiert werden ? Die Premium ist viel spannender. Der Standort “ Tempelhof “ ist toll, das ist aber auch alles.
    Was für viele interessanter ist Karl Lagerfeld eröffnet 2 Läden in Berlin, einen am Leipziger Platz und einen in der neuen Schönhauser str. “ K by Lagerfeld. 🙂

  • Daisydora
    6. Juni 2013 at 13:51

    @Sven

    Man hätte das von Beginn an und auf jeden Fall souveräner gestalten können … so kommt es etwas hilflos rüber … 🙂

    @Julia

    Hallo liebe Julia, sowas in der Richtung, wie Du hier berichtest, hört man leider immer wieder und ich halte das in Zeiten, in denen selbst der Zugang zu High-Fashion Defilees gut möglich ist, einfach für total daneben …:-)

    Mit den besten Grüßen,

    Daisy

    @Monsieur_Didier

    So ein Bashing geht eigentlich im Geschäftsleben gar nicht. Das kommt viel zu rotzig rüber und wirft kein gutes Licht auf das Management. Aber genau, Hauptsache man spricht drüber. Das sit das Ego echt etwas zu groß geraten …. jaja, was wird mit Wowereit, Du stellst Dir die entscheidende Frage 😉

    @Siegmar

    So sehe ich das ehrlich gesagt auch. Ist ja etwas überzogen, als wäre die Bread & Butter in Sachen Streetwear führend. Tempelhof finde ich auch beeindruckend.

    Danke für die Info zu den Plänen/Läden von Karl Lagerfeld. Wir sind im Moment berufsbedingt schaumgebremst und konnten uns daher noch nicht daran machen, darüber zu berichten … 🙂

  • Hü und Hott und Hott und Hü … Bread & Butter Messe- und Besucher-Marketing | Horstson
    6. Dezember 2013 at 14:55

    […] sprich die Verbraucher, die auf einer Fachmesse richtigerweise nichts zu suchen haben, auf keinen Fall dabei haben. Auch die „Spione“ der Vertikalen, Modeblogger und sonstige nicht Facheinkäufer, sollten […]