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I Hate Myself And Want To Die!

Du gute Güte! Da guckt man unabsichtlich fünf Minuten in die WDR Talkshow rein, und schon versucht wieder jemand, mich dahingehend zu beeinflussen, Veronica Ferres (die auch noch mit Trara als „La Ferres“ angekündigt wurde) für eine Schauspielerin zu halten. Vielmehr noch, für eine der besten, die Deutschland aufzubieten hat. Lasst das bitte, lieber WDR und liebe andere Medien. Ich weiß das besser als ihr, wer gut darin ist, auf der Bühne, in TV- und Kinofilmen Rollen zu spielen. Basta! Aber in solchen Momenten werde ich auch an meine eigenen Unzulänglichkeiten erinnert, die sich zum Glück, was meinen Beruf anbelangt, nicht als große Löcher auftun. Aber man hatte ja mal Gedanken daran, welche anderen Berufe ganz großartig wären, weil man all die Menschen, die diese Berufe ganz exzellent beherrschen, sehr dafür bewundert. Oder auch: Wer man gerne wäre, wenn man denn nicht man selbst sein wollte….
Alsdann wären bei mir an allererster Stelle die Pulitzer Prize Winner. Auch wenn das streng genommen kein Beruf ist, den wichtigsten Preis für Journalisten, Autoren, Essayisten oder auch Fotografen zu gewinnen. Ach ja, wenn ich doch bloß richtig gut und literarisch bedeutsam schreiben könnte, zum Beispiel so wie der Dramatiker, Autor, Schauspieler, Regisseur Sam Shepard, der seinen Pulitzer Prize for Drama schon 1979 für das Stück Buried Child……. bekam und 1983 für den Academy Award for Best Supporting Actor in The Right Stuff nominiert war….. so schreiben können, das wäre schon was….. etwas, das man definitiv nicht durch Üben erlernen kann. Und das ist die Crux: Es gibt keine Traumberufe, nur solche, für die man geeignet ist, oder – eben nicht. Und auf keine Berufsgruppe trifft das stärker zu, als auf die der Balletttänzer! Es macht nicht nur für mich keinen Sinn, davon zu träumen, von Beruf Mikhail Baryshnikov oder Sylvie Guillem zu werden. Am besten noch mit ihren langen und wohlgeformten Tänzerinnenbeinen, die bis heute niemand so hoch halten kann, wie Sylvie…… Ich bin mal in New York im Ballett hinter Baryshnikov gesessen und bekam davon Herzflattern, so aufregend war es für mich, diesem Maximaltalent im Zuschauerraum so nahe zu sein. Ich glaube, er duftete nach Habit Rouge von Guerlain, aber sicher kann ich das nicht sagen, ich war zu sehr abgelenkt und war auch froh, dass er nicht hinter mir sitzen musste, da ich um Einiges größer bin und seine Sicht womöglich behindert hätte. Genie dürfte aus ziemlich kleinen Atomen bestehen, wenn so viel davon in eine so kleine Person passt, so meine unwissenschaftliche These. Aber auch größere Menschen können welche werden. Ich muss wehmütig lächeln, wenn ich an den Ausspruch des mittlerweile auch verstorbenen Regisseurs Peter Zadek denke, den dieser anlässlich des traurigen Freitods des Theatergenies Ulrich Wildgruber, getan hatte: Er nannte ihn das „Walross mit den Schmetterlingsflügeln“. Schöner kann man die Zartheit, die Mühelosigkeit und Intensität, mit der Wildgruber allen Rollen feinste Nuancen gab, nicht beschreiben. Wildgruber, Minetti, Buhre, Mühe, wie schön, dass ich alt genug bin, all diese Genies oft auf der Bühne gesehen zu haben. Ich habe ein Faible für tolle Schauspieler, bei deren Spiel einem die Tränen waagrecht aus den Augen schießen. Niemand muss die Ferres in was auch immer oder als was auch immer gesehen haben, aber jeder von euch sollte mal ein Stück mit Gert Voss, Kirsten Dene, Ignaz Kircher und all ihren großartigen Kollegen live erlebt haben. Übergroßes Talent zu erkennen und bewundern ist fast so schön, wie selbst ein solches zu besitzen. In der Fantasie damit zu spielen, mit dem Aussehen und dem Talent von Charlotte Gainsbourg oder Marion Cotillard gesegnet zu sein, das erlaube ich mir schon. Aber am Ende würde ich glücklich darüber sein, hätte ich die überlangen Storchenbeine meines Vaters geerbt, dem ich ansonsten wie aus dem Gesicht gehüpft ähnlich sehe… was nicht als Schicksalsschlag zählt… aber ich verstehe nicht, weshalb ich trotz Gardemaß von 1,80 nur normal lange Beine habe. Was das mit der Headline auf sich hat? Nun ja, das ist nur eines meiner Lieblings-Flugbücher, das die 52 deprimierendsten Songs aller Zeiten, so der Autor Tom Reynolds, überaus lustig aufarbeitet. Mein Favorit ist die ganze Wahrheit über Barry Manilows „Oh Mandy“ …. denn Barry besingt darin angeblich einen Hund. Kann ich allen Selbstzweiflern und Überfliegern nur empfehlen. Ich fand, das passt zu diesem Bericht. Und La Ferres empfehle ich, mal sowas wie Demut vor echtem Talent und Genie zu üben. Möge die Übung gelingen und melde dich bei mir Vroni, wenn du so gut wie Joaquin Phoenix oder eine xbeliebige amerikanische Seriendarstellerin bist, die noch nie für den Emmy nominiert war!

  • blomquist
    20. September 2010 at 22:22

    Hahahaha-
    ich liebe diesen Beitrag!
    Und La Ferres ist auf meiner Liste der schrecklichsten Schauspielerinnen ganz oben.
    Die Frau wirkt immer so humorlos, alleine dadurch hat Sie ja schon verloren….

  • Horst
    20. September 2010 at 22:25

    Ich mochte den Artikel in der Park Avenue sehr.

  • Daisydora
    20. September 2010 at 22:36

    Dankeschön Mons. Blomquist! Ich hab ja lange Zeit gedacht, nur Harald Schmidt und ich finden die nicht gut 🙂

    Du kannst dich an den Skandalartikel auch noch erinnern….. ha ha ha …. das war ein Theater! Und danke, dass ich hier über sowas schreiben darf, weil du nicht am Tropf eines Verlages hängst!

  • Horst
    20. September 2010 at 22:42

    leider ist die park avenue im zuge des umzuges im müll gelandet und ich ärger mich sehr darüber….

  • blomquist
    21. September 2010 at 07:50

    @ Horst: Mist, meine auch!