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Hier kauft Karstadt x Fashion Hero x André Maeder x Was hat Neiman Marcus San Francisco damit zu tun?

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Neiman Marcus in San Francisco; Bild: sanfranciscodays.com

Mein Erweckungserlebnis in Sachen „das Kaufhaus und seine Möglichkeiten“ liegt schon etwas zurück. Zuerst hatte ich bei Galeries Lafayette am Boulevard Haussmann so einen rabenschwarzen Seemannspulli im Patentmusterstrick von Donna Karan mit so einem Zipp vorne dran erstanden; obwohl ich überhaupt nur wegen einem Teil von Helmut Lang rauf in die Etage gefahren war … dann fiel mir beim Kofferpacken im Hotel auf, dass der Donna Karan Schnipsel am Zipp fehlte, was in Paris aber zeitlich betrachtet nicht mehr zu ändern war.
Am Ziel der Reise in San Francisco angekommen, machte ich mich am zweiten Tag auf zu Neiman Marcus in der Stockton Street, gleich beim Union Square Park, und nahm den Pulli ohne große Erwartungen mit. Als ich dann vor den Fenstern stand, genau genommen vor einem Fenster mit Mode von Chanel, sehr schön aber ohne diesen „Oh-Gott-das-sind-ja-lauter-echte-Stücke-von-Cocos-Erben-Kniefall“ präsentiert, war mir schon klar, dass ich in Amerika bin: dem Land, in dem das Marketing erfunden wurde.

Drinnen dann Shop in Shops so weit das Auge reichte, auch einer mit Donna Karan drauf. Nach ein paar Schritten in Richtung der Kleiderstangen, an denen nicht drei dieser sündteuren mit Perlen bestickten Cocktail-Hosen in Weiß hingen, wie in Paris, sondern zwölf, fünfzehn oder zwanzig, nimmt mich eine der gewohnt angenehmen und professionellen Verkäuferinnen in Empfang, als hätte ich dort gerade den Laden halb leer gekauft. Und nach einem kurzen Wortwechsel und zwei Minuten, in denen sie mit einer Schmuckzange an meinem Pulli und dessen Zipp herum werkelte, war einer der Schnipsel von ihren Pullis an meinen montiert, den sie mir mit den charmanten Worten übergab: „Donna Karan würde das genau so machen!“

Ahaaaaaaaaaa! Dort bin ich jedenfalls gerne mehrmals wieder hin gegangen und habe das schöne Geld in einem der besten Department Stores der Welt mit maximaler Begeisterung gut angelegt …

Wo kann ich das in Deutschland tun? Klar, im KaDeWe, im Alsterhaus und dem Oberpollinger gibt es vieles, das zum Kauf verlockt … auch am Sortiment der normalen Karstadt Häuser wurde eifrig und mit viel Liebe gearbeitet … Man hat sich London und den jungen Sound der Stadt zum Motto gemacht … ob das für einen Kaufrausch reicht und wie Karstadt Mode einkauft, davon handelt der Bericht.
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Links: André Maeder, Chief Retail Officer Karstadt, Bild: Karstadt; rechts: Claudia Schiffer, Bild: ProSieben

André Maeder, der Chefeinkäufer Mode für alle Karstadt Häuser, zeigt in Fashion Hero auf ProSieben zumindest ungefähr, wie das geht. Mit großem „Taschenrechner“ und viel Logistikgedöns im Kopf. Über die Spanne bei Karstadt (und asos sowie s.Oliver) wird da genauso wenig geredet, wie man über die Marge der Neo-Designer nur Vermutungen anstellen kann. Das sollte, so hatte ich mir das jedenfalls erwartet, keine allzu große Überraschung für die Presse und Onlinemagazine gewesen sein. De facto wird das aber kritisiert. Bin gespannt, wann die ersten Modeblogger ihre Kalkulationen, Bilanzen und Umsatzsteuervoranmeldungen via Elster offen legen …
Aber zurück zu Herrn Maeder: Er kauft für Karstadt ein. Das bedeutet, es gibt da viele Häuser in Deutschland, die, das haben wir alle gelesen, modernisiert und auf die Höhe der Zeit geholt wurden, aber noch lange nicht aus dem Gröbsten der Krise heraus sind. Das wiederum hat damit zu tun, dass zu wenig „Tütenmännchen“, wie ich Kaufhauskunden gerne nenne, mit glücklichen Gesichtern und ihrer Beute das typische Deutsche Kaufhaus verlassen. Wer je die charmante Werbung gesehen und die Rolltreppe in den Galeries Lafayette oder einem New Yorker Department Store rauf oder runter gefahren ist, kennt den Anblick: Einfach jeder „Besucher“ (gefühlt) hat da schon mehrere Tüten in Händen und kauft offenbar noch weiter ein … Der Warendruck ist enorm, das Einkaufserlebnis trotz Kaufhaus exquisit, aber man kennt da keine „Heiligkeiten“ und holt sich mit perfektem Marketing, unübersehbarer Werbung von Könnerhand (Pedro Almodovar für Galeries Lafayette von Jean Paul Goude) und den schönsten Schaufenstern der Welt das beste der Kunden: ihr Geld!!!
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Pedro Almodovar für Galeries Lafayette von Jean Paul Goude

Was das Sortiment an Mode betrifft, das André Maeder ja verantwortet, ist da bei Karstadt sehr viel passiert. Das fällt sofort auf, wenn man die Modeetagen durchstreift. Da sieht man Ralph Lauren, Ted Baker, French Connection, All Saints, The Kooples, Ben Sherman, Desigual, Tommy Hilfiger und mehr … ach ja, für echte Modeblogger gibt es ja auch noch Topshop und Topman … man würde da also auf jeden Fall fündig, wenn man was sucht. Und dafür sind Kaufhäuser mit ihrem Querschnitt durch die Modewelt ja da. Nur bei der Präsentation, der Werbung und vor allem der Dekoration, da sehe ich noch gut Luft nach oben.
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Entwürfe von Sahra Tehrani; Bilder: Karstadt
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Entwürfe von Marcel Ostertag; Bilder: Karstadt

Das Involvement in Fashion Hero bewirbt man mit nicht wirklich gelungenen, großen Plakaten, auf denen ein leerer Runway mit Entrance im Hintergrund zu sehen ist. Viel Leerraum, ohne Message … und Prêt à porter Stimmung kommt da auch keine auf. Das geht besser. In den Fenstern auf Folie gedruckt: die angeheneden Fashion Heros, deren Mode man geordert hat. Herrn Maeder, von dem man eigentlich lebensgroße Displays hätte aufstellen sollen, mit denen man sich dann hätte wie bei Madame Tussot fotografieren lassen können (Mensch Leute, was war denn das wieder für eine Werbeagentur?), konnte ich nur als Rückseite der Leerer-Runway-Plakate, von der Rolltreppe aus, entdecken. Und im Schaufenster gab es die Fashion Hero Klamotten nicht … nirgends lief die Folge oder zumindest ein Best Of von Herrn Maeder und den Highlights aus Fashion Hero … für Crosspromotion 2013 ist das ein wenig zu zaghaft angegangen.

Ich lehne mich hier nicht so weit aus dem Fenster, Deutschland als Dritteweltland des Marketings und der Werbung zu bezeichnen, obwohl, von den USA aus oder auch von anderen Ländern in Europa aus gesehen, trifft das auf manche Branchen schon zu.

Warum sind die Kunden nicht (mehr!) verrückt nach ihren Kaufhäusern? Weil der Funke schon in den Fenstern, die ja nach innen einladen und einen in das Haus hineinziehen sollen, einfach nicht überspringt! Warum schickt ihr nicht mal ein paar eurer Dekorateure auf Workshops oder holt euch welche von denen, die das international so gut machen, dass man es eigentlich nur noch gut nachzumachen braucht? Klar kostet das Geld, aber man hat da heute auch keine Wahl, wenn man Erfolg haben will und muss. Karstadt ist ja keine Boutique, die man nach dem SALE schnell mal schließt.

Die Idee, sich in das Format Fashion Hero einzubinden, finde ich gut. Auch wenn der Benefit aus der Order der exklusiven Designerteile überschaubar sein dürfte, weil es so große Talente wie die Belgier, Franzosen und so weiter hier nun mal nicht gibt. Und auch wenn ProSieben mal wieder beweist, dass Formate kopieren oder besser gesagt, intelligent gut adaptieren, auch nicht zu den größten Talenten in Deutschland zählt, liegt die Schuld an der miesen Quote teilweise ganz wo anders.

Kurz und schmerzlos: Das Format ist für die Zielgruppe der Jungen, die aber nicht mehr so viel TV guckt. Das sollte man wissen. Mode interessiert in Deutschland sowieso keine Sau. Noch weniger, wie man Mode macht und wie der Einkauf funktioniert (bei Pisa wird ja nicht gemessen, wie wenig man hier, da und dort von Wirtschaft versteht, zum Glück!). Man hätte einen echten Designer mit in die Sendung nehmen sollen, der Hintergründe des Berufs wie in einer guten Dokumentation erklärt. Wolfgang Joop wäre der richtige Mann gewesen. Und, da sind dann noch die Talente, die sich zum Teil maßlos überschätzen. Nicht als tolle Schneider oder Atelier-Designer, aber als Kreative für große Kollektionen, die deutschlandweit oder international distribuiert werden sollen oder besser gesagt, müssen … damit das „Werkel“ Label funktioniert. Da kann aber ProSieben nichts dafür und Claudia Schiffer, die mir nur angenehm aufgefallen ist, auch nichts. Gott bewahre, die Klum’sche Logorrhoe hätte uns nochmals genervt …

Vielleicht ist dieser Stoff ja wirklich nur was für so eine Art Dokutainment auf 3Sat oder Arte, aber nicht für eine „Casting-Show“ bei einem Privaten mit Quotendruck und Unterhaltungszwang. Ich halte mich zwar ganz unbescheiden für eine mittlere Intelligenzbestie, aber so schlau, wie all die Kritiker, die das Format einfach nur abgewatscht und nach Heidi gekräht haben, bin ich nicht. Die Geschichte mit dem weißen Blatt Papier, das mit eigenen Ideen und originären Gedanken gefüllt werden will, kennt ihr ja alle … und Deutschland als Nation mit gefühlt 82 Millionen Fußball-Bundestrainern, wenn mal wieder eine EM oder die WM nicht gewonnen wird …

Ich gucke weiter. Der überaus solide Einkäufer Herr Maeder ist bei Fashion Hero sicher ganz André Maeder von Karstadt und will bestimmt keinen Moderatorenjob beim TV … Von Claudia Schiffer bekomme ich keine Augen- und Magenschmerzen wie bei Germanys Next Topmodel oder DSDS. Und mich interessiert, ob da wirklich ein echter Kreateur, aus dem was werden kann, rein gerutscht ist. Ein paar der Folgen sehe ich also sicher. Fast sicher: wenn ProSieben da nicht die Nerven durchgehen ….

Was sagt ihr? Ist das überhaupt ein gutes Thema für eine Unterhaltungssendung, liebe LeserInnen?

Bilder: Header , Pro7, Karstadt

  • Daniel
    16. Oktober 2013 at 12:26

    Ich werde es auch weiter gucken.

    Vermutlich zeigt ProSieben aber Nerven,
    denn das Thema Mode ist nicht massenkompatibel in Deutschland.

    Und Claudia Schiffer – so gerne ich sie mag auch in dieser Sendung – einfach nicht Funkemariechen genug, um eben jenen Funken an Modebegeisterung auf einem Privatsende zu entfachen.

  • Daniel
    16. Oktober 2013 at 12:29

    Und was die Einschätzung zu Schaufenstern, Werbung etc anbelangt: Ich bin absolut auf Deiner Seite.

    Fast jedes KaDeWe-Schaufenster schafft genau den Sog, den es braucht, um Kunden hineinzuziehen in die Warenwelt.

    Ein bisschen was davon kann man auch in die Provinz exportieren. Teils finde ich diese Einstellung „Für die Leute auf dem Land ist das zu abgefahren“ auch arrogant und borniert. Da werden schließlich genauso Blogs gelesen, TV geschaut, etc…

  • Daisydora
    16. Oktober 2013 at 12:37

    @Daniel

    Das freut mich. Man guckt ja wegen der Sache und schlimmer als Wetten Dass! (schon zu Gottschalks Zeiten) ist das auch nicht 😉 Funkemariechen ist nett … stimmt schon, sie ist sehr vornehm zurückhaltend, eben kein typisches TV Gewächs, was ich liebe!

    Ja, Schaufenster sind hier leider oft so ein Nebenthema. Lustig, dass für Dich vielleicht auch Düsseldorf Provinz ist :-)) … aber ich verstehe schon, man tut ein bisschen so, als hätten wir Wirtschaftswunderzeit, so kurz nach dem Krieg. Wo alles neu gebraucht wurde ….

  • peter
    16. Oktober 2013 at 13:50

    Neiman Marcus war auch mein Erweckungs Erlebnis zusammen mit bergdorf goodman!!Super!!Die sendungw erd ich mir jetzt nach deinem artikel daisy bestimmt mal anschauen!!ganz ganz toller Artikel!

  • Siegmar
    16. Oktober 2013 at 13:52

    Sehr interessanter Aspekt, was Daniel schreibt bzgl. der Schaufenster für die Provinz. Obwohl ich mal in Gießen ein Karstadtfenster gesehen habe das aussergewöhnlich gut war, liegt natürlich auch an dem Spielraum den die Dekorateure habe. Schlimm finde ich bei einigen Marken das die Schaufenster überall gleich aussehen müssen-Das KaDeWe schafft es mit seinem immer aussergewöhnlich guten Schaufenster die Leute in das Haus zu bekommen und ich gestehe, wenn ich am KaDeWe vorbekomme,mir die Schaufenster ansehe ich automatisch auch rein gehe. Die Pracht der NYC-Schaufenster wird natürlich nicht übertroffen, obwohl das man schon zu viel ist.
    Ich mag Claudia Schiffer sehr, bin aber sicher das sie sich mit dieser Sendung keinen Gefallen getan hat. Ich habe es noch nicht und werde es nicht ansehen. Das man Marcel Ostertag als Newcomer präsentiert, zeigt schon das die privaten Sender nicht am Erfolg der Teilnehmer interessiert ist, sondern es um Quote geht und damit um Werbeeinnahmen. Lustig finde ich immer wieder, wenn ich höre, ich sehe mir die Privaten an, die sind ja kostenlos. Versuche so jemand mal klar zumachen, das die Firmen sich über den VK die Werbeausgaben bezahlen lassen.

  • Daniel K
    16. Oktober 2013 at 15:37

    Toller Artikel, wie immer auf eurem Blog!

    Ich schaue mir die Sendung auch an und gebe ihr eine Chance. Klar als Unterhaltungssendung ist sie ein wenig schwach, da der übliche Zickenkrieg ala GNTM fehlt (hat aber bei „the Voice of Germany“ auch nicht zu einem Misserfolg geführt). Was im Vergleich zu den Musikcastingshows fehlt ist der emotionale Überraschungseffekt. Jeder denke zurück an einen dicke Susan Boyle der damals niemand zugetraut hatte nur einen geraden Ton raus zu bekommen.

    Ich werde mir die zukünftigen Folgen aber vor allem daher anschauen, da ich hoffe noch mehr Einblicke in die Welt der Designer zu gewinnen. In den ersten Folgen bleibt dies, alleine schon zeitlich bedingt, auf der Strecke. Ich hoffe das man mit immer weniger Talente die gewonnen Zeit hoffentlich dafür nutzt.
    Ein ganz großes Manko sehe ich aber darin, dass die Deigns im Laden dann leider nicht genau den Designs aus der Senung entsprechen. Ich habe mir leich die Marco Hantel Jacke bei ASOS bestellt und war doch schon sehr enttäuscht das sie der Jacke aus der Sendung leider nicht ganz entsprach. Da wünsche ich mir doch einen stärkeren Fit zwischen Unterhaltung und Realität!

  • Kat
    16. Oktober 2013 at 15:47

    Endlich mal ein wohlwollender Artikel über Fashion Hero. Mir hat die erste Folge zwar nicht gefallen, aber das neuen Talenten eine Chance geboten wird find ich gut! Bin auf morgen gespannt 😉

  • Daisydora
    16. Oktober 2013 at 16:41

    @Peter

    Dankeschön … 🙂 ja, Bergdorf Goodman ist ja der wahre Modeolymp, da hätte ich ein paar Schnurren aus dem After Christmas Sales am 26.12. …

    Wie gesagt, mit einem Auge hingucken kann man ja, aber da ist halt leider kein Talent dabei, das später mal in Deinen Cuttings vorkommt …

    @Daniel K.

    Dankeschön, sehr aufmerksam … 🙂 wir geben uns Mühe und freuen uns, dass auch solche Bleiwüsten gelesen werden …

    Das mit dem emotionalen Überraschungseffekt stimmt schon. Aber die Designer sind nun mal wie sie sind und im Gegensatz zu Topmodels und Superstars in spe ganz schön abgeklärt und nicht am Rande des Nervenzusammenbruchs, vermutlich, weil sie ja die Hürden des Marktes (und ihre Schwächen) schon gut kennen.

    Schade, dass die Jacke, die auch mir am besten von allen Teilen gefiel, dann dem Vergleich mit dem Prototyp nicht standhalten konnte. Und so was sollte man nie machen. Erst recht nicht, wenn man wirklich ernsthaft daran arbeiten will, einen Markt für gute Leute in Deutschland zu bereiten …

    @Kat

    Es ist so einfach, etwas zu verreissen … aber das was ohnehin jeder gesehen hat, noch mal zu beschreiben, das ist erstens wie ein deutscher Film mit deutschen Untertiteln und wird dem nicht gerecht, was man von Modebloggern eigentlich erwarten könnte: Dass sie wirklich Ahnung von Tuten und Blasen haben und originellere Erklärungen für die „Schwächen“ des Formats finden, als „Heidi und der Zickenkrieg fehlt …“

    Ich bin auch gespannt. Man sieht ja selbst an dem, was der etablierte Designer Marcel Ostertag da gebracht hat, wie groß der Unterschied zu den in Paris, etc. präsentierenden Designern noch ist. Das wird aber vielleicht noch … 🙂

  • Junikäfer
    16. Oktober 2013 at 18:26

    Ich muss zugeben, dass ich letzte Woche nach der Hälfte der Sendung aufgegeben habe. Zwar gebe ich der Sendung noch eine Chance. Sofern das Niveau jedoch gleich bleibt, verabschiede ich mich getrost.

    Das letzte Woche war unglücklicherweise eine einzige Verkaufsshow. Sehr lesenswert war hierzu die Süddeutsche-Kritik (http://www.sueddeutsche.de/medien/fashion-hero-auf-pro-sieben-achtung-dauerwerbesendung-1.1789432).

    Von dem Anspruch, ein erfolgreiches Format im Sinne von (dem empfehlenswerten) „Project Runway“ (ja – trotz Heidi Klum) in Deutschland zu etablieren, ist m.E. nichts geblieben: Hier wurde in alter Prosieben-Manier eine Verkaufsshow ohne Spannungsbogen vor Publikum mit Moderator inszeniert. Hätte nur noch Stefan Raab gefehlt! Die Mentoren saßen als Accessoires an der Seite.

    Von dem kreativen Prozess hat man so gut wie gar nichts mitbekommen: Hintereinander weg wurden die Designs auf den Show-Laufsteg geschickt und die drei Verkäufer unterboten sich gegenseitig. Und Petra Winter kennt man doch auch schon irgendwo her?!

    Zum Thema Einkaufshaus in Deutschland wollte ich noch folgenden Aspekt mit einbringen: Ich habe auch das Gefühl, dass mit der Zeit der Anspruch der Warenhäuser, dem Kunden das Einkaufen zum „Erlebnis“ zu machen, sinkt. Meine letzten Erfahrungen kann ich dazu wie folgt zusammenfassen: schlecht gelaunte Verkäuferinnen und Verkäufer, die ihr eigenes Sortiment nicht kennen sowie wenig Kundenfreundlichkeit/Misslaune und wenig Elan. Zudem überschaubares Angebot, meist Basics. Da vergeht mir die Lust und ich weigere mich, dann Geld auf den Tisch zu legen. In letzter Zeit eher Shopping-Frust als Lust.

  • Daisydora
    17. Oktober 2013 at 09:35

    @Junikäfer

    Vielen Dank für den Link und den Kommentar. Den Artikel von Ruth Schneeberger kannte ich schon und kann daraus nur Bruchteile nachvollziehen. Sehr geärgert hat mich, dass sie darin Matthias Opdenhoevel, der de facto zu den besten Moderatoren Deutschlands zählt, als unsäglich bezeichnete … Es ist immer einfach, jemand mit den sattsam bekannten Stereotypen abwatschen zu wollen … und man sollte als Journalist auch Respekt davor haben, wenn jemand seinen Beruf sehr gut beherrscht. Diese Neunmalklugen Artikel nerven mich einfach nur, weil nach dem zweiten Satz so vorhersehbar ist, was noch drinnen steht. Ansonsen: das Konzept der Sendung ist nicht wirklich griffig, aber es geben die Designer-Talente auch sehr wenig her. Oder, man hat die Talente, wegen der Einkäufer (Werbepartrner), die ja tendenziell einen nicht High-Fashion Markt bzw. auch keinen Jungdesigner-Marrkt bedinenen, von vorneherein in ihren Möglichkeiten, was tolles zu bringen, beschnitten. Das mit der Stoffauswahl und der nicht ganz transparenten „Produktion“ der Klamotten, könnte jedenfalls ein Hinweis darauf sein.

    Und Project Runway haben sich US-Formatspezialisten ausgedacht, das Format hat trotzdem lange gebraucht, bis es sich warm gelaufen hatte …. und Heidi Klum trägt da nur marginal was dazu bei. Die Amerikaner sind einfach stolz auf ihre Designer und Labels und wollen, dass da auch Nachwuchs „nachwächst“. Das ist den Deutschen bei Autos und Fußball wichtig (ich mag das mit dieser Identität sehr), aber ganz sicher nicht bei Mode.

    Und Dein Beispiel mit dem negativen Einkaufserlebnis finde ich bezeichnend und traurig: Hierzulande gilt halt leider, dass verkaufen nur der muss, der nichts besseres gelernt hat, was ein tragischer Irrtum und eigentlich eine Frechheit gegenüber dem Berufsstand und seinen exzellenten Vertretern ist. Schade! 🙂

  • Horst
    18. Oktober 2013 at 15:42

    Hat denn irgendwer nun Folge 2 gesehen? Ich habs leider verpasst…

  • monsieur_didier
    18. Oktober 2013 at 18:59

    …ja, hab ich gesehen…
    und ich habe mich über die gleichen Punkte geärgert wie in der ersten Folge…
    …und nein, ich werde mich nicht zu den einzelenen Punkten äußern…
    nur soviel: …ich denke, dass ich mit meiner Sichtweise nicht alleine bin…

  • Daisydora
    19. Oktober 2013 at 11:08

    @Horst

    Ja, ich habe die zweite Folge auch gesehen, aber so, als würde ich eine Doku über Designertalente aus Deutschland gucken … nicht als Unterhaltungsformat (was auch immer das überhaupt sein soll) und für mich scheitert es nur an den Designertalenten und daran, dass mir ein echter Designer als Fachmann in der Sendung fehlt. Alles andere kann ich wesentlich leichter ertragen, als auch nur eine Folge von GNTM, etc… 🙂

    Am Sonntag wagt sich die Karstadt Niderlassung in der Schadowstrasse mit einem Fashion-Hero Special etwas weiter vor: Da sind zwischen 15:00 und 17:00 Uhr Herr Maeder und die Designer zu erleben …

  • monsieur_didier
    19. Oktober 2013 at 11:12

    …wenn ich bzw. einige Menschen, die ich schätze, Formate wie GNTM und/oder Fashion Hero schauen, dann funktioniert das genau in dem Moment, wenn man das ganze als Comedy betrachtet…
    und das ist genau der Punkt, der mich dann durchaus traurig stimmt…

  • Daisydora
    19. Oktober 2013 at 11:33

    Zu spät für Fashion Hero: Nun sitzt Wolfgang Joop bei Heidi Klum in der GNTM Jury!

    http://www.stern.de/kultur/tv/germanys-next-topmodel/germany8217s-next-topmodel-heidi-klum-holt-wolfgang-joop-in-die-jury-2065572.html

  • Die Woche auf Horstson | Horstson
    20. Oktober 2013 at 13:12

    […] ob wirklich ein echter Kreateur, aus dem was werden kann, ei Fashion Hero reingerutscht ist und gab der Pro7 Sendung eine Chance. 3) Wer zufällig gerade in Paris ist, kann sein Frühstück bei Claus einnehmen […]