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Frankreich verbietet Werbung für Ultra-Fast-Fashion – und was wird aus den Influencern?

Zu viel Kleidung, Symbolbild

Frankreich hat als erstes europäisches Land ein Gesetz beschlossen, das Werbung für Ultra-Fast-Fashion einschränkt – wohlgemerkt nicht für klassische Fast-Fashion-Labels, sondern für die Ramsch-Plattformen, die täglich hunderte neue Produkte auf den Markt werfen. Betroffen von diesem Gesetz sind klassische Werbung und Influencer-Posts.

Zudem sieht das Gesetz Sanktionen für Unternehmen im Bereich Fast Fashion und Ultra-Fast-Fashion vor, sofern sie festgelegte Umweltstandards nicht einhalten. Ab dem Jahr 2030 sollen demnach diese Strafen mindestens 10 Euro pro Kleidungsstück oder bis zu 50 Prozent des Nettopreises betragen. Die Gesetzgebung ist allerdings noch nicht in Kraft, da sie zunächst der EU-Kommission gemeldet und zwischen Senat und Nationalversammlung abgestimmt werden muss. Die politische Botschaft ist indes schon klar: Ultra-Fast-Fashion kostet am Ende uns alle etwas – ökologisch, kulturell und sozial.

Wir blicken zurück auf ein längst vergessenes Drama: Rana Plaza. 2013 stürzte in Bangladesch das Textilfabrikgebäude Rana Plaza ein. Über 1.100 Menschen starben – unter anderem, weil sie unter Zwang Kleidung produzierten. Kurzzeitig war das Bewusstsein da. Doch wie vieles in der Modewelt wurde auch diese Tragödie überdeckt – von neuen Trends, neuen Looks, neuen Versprechen. Viele der heutigen Fashion-Influencer:innen erinnern sich daran nicht mehr. Für sie ist Mode ein Reel, kein Rückblick. Denn klar ist, dass Influencer:innen längst integraler Teil der Fast-Fashion-Maschinerie sind. Sie verbreiten Hauls, Rabattcodes und Looks im Akkord. Wer ständig im Trend sein will, merkt oft nicht, wie schnell er selbst aus der Mode geraten kann. Und genau das wollen Influencer:innen vermeiden. Gefüttert werden die Content Creator oftmals direkt durch die Ultra-Fast-Fashion-Unternehmen.

Doch was bleibt, wenn der Feed leer ist? Ist Frankreichs Gesetz vielleicht der erste Sargnagel für eine ganze Generation an Konsum-Influencern – oder verpufft die Aufregung so schnell wie der nächste Drop? Fast Fashion ist heute wie Fast Food: Schnell konsumiert. Schnell vergessen. Kein echter Wert. Kleidung wurde nach und nach zur Wegwerfware. Und Content wird zum Konsumtrigger – ohne Atempause, ohne Verantwortung. Dabei könnte Mode auch Haltung sein. Oder Kultur. Aber dafür müsste man etwas länger hinschauen als 15 Sekunden.

Frankreich sendet mit dem Gesetz zwar ein starkes Signal, an das sich sicherlich auch andere Länder orientieren werden, doch ein merkwürdiges Gefühl bleibt: Warum unterscheidet das Gesetz eigentlich so klar zwischen Ultra-Fast-Fashion und klassischer Mode – und warum bleibt die Luxusmode vollständig außen vor? Sind Luxus-Kollektionen wirklich per se nachhaltiger – oder handelt es sich hier um eine politische, fast schon salomonisch-erhabene Schutzmaßnahme zugunsten der heimischen Modeindustrie, die stark von High-End-Labels geprägt ist? Und: Ist es nicht im Kern dasselbe, wenn auch wohlhabende Kund:innen im Konsumrausch verfallen – nur eben mit Kaschmir statt Polyester?

Klar ist, dass das Gesetz einen wichtigen kultur- und umweltpolitischen Wendepunkt markiert. Doch es wirft auch die Frage auf, ob wir wirklich anfangen, Mode ganzheitlich zu denken – oder ob wir nur die billigste Spitze des Eisbergs abschlagen.