Interview Music

„Es scheint, als hätte man uns vermisst“ x Jan Who im Interview mit Faithless

Sie waren schlaflos und machten Gott zu einem DJ. In diesem Jahr feiern Faithless ihr zwanzigjähriges Bühnenjubiläum. Grund genug, mit Sister Bliss, Gründerin und zweites Faithless-Mastermind zusammen mit Maxi Jazz, über ihr Lieblingsalbum, ihre Bühnenrückkehr und alternative Berufswahlen zu sprechen.

Jan Who: Erst einmal Gratulation: 20 Jahre Faithless und nicht zuletzt Insomnia. Was mich fasziniert ist, dass eure Musik und insbesondere dieser Song noch immer relevant und modern klingen. Was glaubst du woher das kommt?
Sister Bliss: Oh vielen Dank. Tja es ist immer schwer zu sagen, warum bestimmte Songs den „Test der Zeit“ bestehen. Vielleicht liegt es daran, dass wir wenig Sounds benutzen, die so ein analoges Gefühl vermitteln und uns von aggressiven oder schlimmen, billigen Sounds fernhalten.

„Faithless 2.0“ ist ein Remix-Album auf dem große Namen wie Avicii, Tiesto Armin van Buren oder Eric Prydz Remixe eurer Songs beisteuern. Was konntet ihr von diesen „Youngsters“ lernen und was konnten sie von euch lernen?
Jeder dieser Künstler ist mit seinem persönlichen Style sehr erfolgreich. Insofern ist es immer interessant zu beobachten, wie diese Künstler das erreicht haben, sei es durch ihre Melodien, ihre Bass-Sounds, ihre speziellen Programmierungen oder auch die Kollaborationen, die sie gemacht haben. Ich finde diese DJ’s sind so passioniert und verbunden mit dem was sie tun, dass es immer toll ist zu sehen, wohin die Reise bei ihnen geht.

Gibt es denn auch jemandem zu dem ihr noch musikalisch aufblickt?
Aber klar, sehr viele sogar! Von Björk über Prince bis hin zu The Weeknd. Es gibt momentan so viele originelle und zukunftsweisende Künstler da draußen. Für uns waren insbesondere Leftfield ein großer Einfluss in punkto elektronischer Musik.

Man hört momentan viel das Wort „Comeback“ im Kontext zu eurem neuen Remix-Album. Warum habt ihr kein komplett neues Album mit neuen Tracks veröffentlicht bzw. ist so etwas geplant?
Nun ja. Unsere Liveband hat sich zum Touren wieder zusammengefunden, aber die Idee war es eigentlich, mit diesem Remix-Album unserer Greatest unserem Jubiläum zu gedenken. Es gibt übrigens auch neues Material darauf und ich hoffe, dass dieses vielleicht den Weg für ein neues Album ebnet und wir haben im Studio an fantastischen Kollaborationen gearbeitet. Also haltet die Augen auf!

Wie fühlt es sich an wieder Festivals zusammen zu spielen?
Es war absolut fantastisch! Die Band fühlt sich so frisch und vital an wie zuvor und die Reaktionen auf unsere Auftritte waren unglaublich. Auf Festivals fühlen wir immer die ganze Energie viel intensiver und wir waren sehr geehrt. Es scheint, als hätte man uns vermisst (lacht).

Ich habe euch vor kurzem beim Southwest Four Festival in London gesehen und war von eurer Kondition und eurem Aussehen fasziniert. Wie macht ihr das nach all den Jahren?
Oh vielen Dank! Da hatten wir auch wirklich sehr viel Spaß. Das war unsere erste Show in London nach unserer „Passing the Baton“ Brixton Show im Jahr 2011. Also waren wir natürlich sehr froh wieder im Süden von London aufzutreten. Außerdem hatte Maxi’s Lieblings-Fußballmannschaft kurz vor unserem Auftritt gewonnen, was ihm mit Sicherheit zusätzlich einen Kick gegeben hat!

Arbeitet ihr lieber allein oder zusammen?
Es gibt diese gewisse Magie, wenn wir als Faithless zusammenarbeiten. Auf der anderen Seite genieße ich es auch, parallel ein paar musikalische Projekte zu haben, wie zum Beispiel meine Radioshow „Sister Bliss in Session“. Die sorgt dafür, dass ich musikalisch immer up to date bin. Außerdem habe ich noch das Auflegen und mein eigenes Label „Junkdog“, die mich auf Trab halten und inspirieren.

Was war/ist eigentlich dein Lieblingsalbum von Faithless und warum?
Hm. Ich denke das „Sunday 8 PM“ mein Lieblingsalbum ist. Es hat eine durchgehende Stimmung mit außergewöhnlichen Songtexten. Damals war es zudem eine große Überraschung, dass wir ein zweites Album machen konnten, da unser erstes Album „Reverence“ tatsächlich eine ganze Weile gebraucht hat, bis es angenommen und anerkannt wurde. Wir haben mit diesem Album also quasi bewiesen, dass wir eine „richtige Band“ sind, um die Welt touren, etwas zu sagen und vor allem unseren eigenen Stil haben. Zudem waren wir mit dem Album für den „Mercury Prize“, einem angesehenen Musikpreis, nominiert. Das war damals eine riesen Ehre, da andere Musikawards immer eher die Liveshows ausgezeichnet haben und weniger die Alben selbst.

Wenn du etwas komplett anderes als Musik machen könntest, was wäre das?
Rennfahrerin! Ich mag es gern schnell!

Thank you Sister!

„Faithless 2.0.“ ist bereits erschienen.

  • Siegmar
    21. Oktober 2015 at 14:31

    super, Musik und Interview !

  • Die Woche auf Horstson – 43/2015 | Horstson
    25. Oktober 2015 at 12:11

    […] 3) Jan traf Sister Bliss, Gründerin und zusammen mit Maxi Jazz zweites Faithless-Mastermind, zum Interview. 4) Kann man nie genug von haben: Schuhe. Das sagt zumindest Julian und stöberte ein wenig im […]