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Ein Vorleser im Hotel x Warum Bücher in Island so eine besondere Rolle spielen x Josef Bierbichlers Mittelreich

Wir sind das Volk das liest, das schreibt, das Geschichten erzählt. Island ist Gastland der Buchmesse Frankfurt und das sagen die Menschen aus Island über sich, darüber, was das identitätsstiftende Moment, die Literatur und das Lesen, für die Bewohner bedeutet.
Ich wollte ohnehin einen kleinen Bericht zur Buchwoche machen und dann hatte mir ein Freund von dem Feature im WDR 2 Mittagsmagazin erzählt, in dem man erfahren durfte, dass einem im isländischen Hotel ein Vorleser angeboten wird …. sonntags in Reykjavik zwar schon tagsüber alle Gehsteige hochgeklappt sind, dass aber in den geöffneten Buchläden ein reges Treiben herrsche. Dort treffen sich die Isländer, stöbern, lesen, reden über Bücher und mehr. Früher sei es sogar so gewesen, dass das isländische Fernsehen immer donnerstags kein Programm gesendet hätte und es die Empfehlung gab, doch etwas anderes zu machen, zum Beispiel zu lesen.

Welch wunderbare Idee, gerade auch für das Land der Dichter und Denker, dass sich auf der Frankfurter Buchmesse mal wieder mit vielen tollen Autoren aber auch mit Heerscharen von Akteuren präsentiert, die zwar keine Bücher schreiben können und sollten, es aber dennoch (mal wieder) getan haben. Gerüchten zufolge gibt es nun auch ein Buch von Daniela Katzenberger …. und die unvermeidbare Charlotte Roche saß bei meinem Idol Gerd Scobel auf dem Büchersofa … schlimmschlimm …

Lasst uns das bitte schnell vergessen, was das Fernsehen für seltsame Auswüchse produziert. Es gibt auch Gutes zu entdecken und ich habe da eine kleine Empfehlung für die unter euch, die gerne gut geschriebene Romane lesen, in denen die deutsche Zeitgeschichte eine Rolle spielt. Josef Bierbichler, einer der besten Theaterschauspieler Deutschlands, hat nach seinem Erstlingswerk Verfluchtes Fleisch nun den Roman Mittelreich geschrieben, den ich gerade mit großer Freude in Arbeit habe und euch empfehle. Harald Schmidt hat ihn auch schon gelesen, ihr wisst ja, ich lese alles, das Harald Schmidt empfiehlt, durch ihn bin ich auch großer Fan von David Foster Wallace geworden und habe mir den gewaltigen Wälzer Die Wohlgesinnten von Jonathan Lidell reingepfiffen, weil Claus Peymann und Harald Schmidt der Meinung waren, das ist ein Buch, das man gelesen haben muss…

Leider gibt es den Ausschnitt mit Josef Bierbichler aus der Harald Schmidt Show vor zirka zwei Wochen nicht bei Yt. Ich hatte den Stream rechtzeitig entdeckt und hätte euch das Vergnügen gerne gegönnt. Wie auch immer, wenn sehr politische Menschen wie Bierbichler, die mit Sprache nicht nur sehr gut umgehen sondern auch spielen können, Bücher schreiben, dann kann man da risikolos hineinlesen, wenn man gerade nach neuen Büchern sucht. Ich mag Bierbichler nun als Schauspieler und Schriftsteller.

Aber es gibt ja sicher so vieles zu entdecken in Frankfurt und in den Buchläden, dass für jeden Geschmack etwas spannendes dabei ist.

Habt ihr Lieblingsbücher und wenn ja, was ist da gerade auf dem Zettel?

Glückliches Island, ohne Die Geissens und ohne Dschungelcamp, Wetten Dass und Supertalent …

  • peter kempe
    14. Oktober 2011 at 11:39

    ein vorleser oder eine vorleserin wäre mein traum!!!!wie toll!!island ist so schön speziell das gefällt mir daran so und die menschen sind so gesund trend affin!!!tausendd ank daisy welch wunderbarer artikel..

  • siegmarberlin
    14. Oktober 2011 at 12:04

    ein toller Artikel und wunderbar das hier über die Frankfurter Buchmesse berichtet wird. Ich sitze heute nachmittag im Flieger nach Frankfurt. Ich bin jedes Jahr auf der Buchmesse, ich liebe es zu lesen und ich liebe Bücher. Ich bewundere Gerd Scobel ebenfalls wegen seiner ruhigen intellektuellen Art. Ich plädiere schon lange dafür das Gestalten wie Katzenberger; Kübelkotz und wie sie alle heißen, Messeverbot erteil twird, aber wie jedes Jahres stehen da die meisten Leute rum.Eine Leseempfehlung von mir ist Jonathan Safran Foer “ Alles ist erleuchtet “ ist zwar schon von 2002 aber begeisterungswürdig und Dir noch viel Spass beim lesen.

  • Daisydora
    14. Oktober 2011 at 12:41

    @peter kempe

    Dankeschön, Peter, ich hatte Glück, dass ein Freund, der auch Radio hört, das mitbekommen hatte und es gefiel mir einfach so. Mich fasziniert dieses Volk auch, das sind ja so wenige, weniger, als Bonn Einwohner hat, wie in dem Feature erwähnt…. die sind einfach spannned … 🙂

    @siegmarberlin

    Vielen Dank auch dir. Du ahnst nicht, wie sehr ich dich beneide, ich war so lange nicht dort…. sollte deinem guten Beispiel folgen. Danke für deine Leseempfehlung, das hatte ich schon gehört aber noch nicht gelesen. Das setze ich gleich auf die Liste. Viel Spass auf der Buchmesse und lass uns bitte daran teilhaben, wie es war. Gerd Scobel ist einfach der beste seriöse Moderator, schon seit Kulturzeit-Zeiten … 🙂

    Guten Flug.

  • sven
    14. Oktober 2011 at 14:46

    Bücher lesen ist nicht schwer, einfach mal selber eins schreiben, wie die meisten Isländer es tun

  • Daisydora
    14. Oktober 2011 at 16:09

    @sven

    Mach mal, schreib eines, ich würde das nur dann tun, wenn ich richtig gut schreiben könnte …. 😉

  • Sören
    14. Oktober 2011 at 18:13

    Komme soeben von der Buchmesse zurück, war mal wieder sehr nett dort, aber auch anstrengend.
    Ich finde es allerdings nicht ganz so schlimm, wenn Roche und Katzenberger schreiben, da unter Umständen Leute dadurch zum Lesen gebracht werden. Und Frau Roche war heute auch sehr sympathisch, finde ihr Buch aber ebenso nicht gelungen.
    Momentan lese ich die „Stadtgeschichten“ von Armistead Maupin mal wieder, in letzter Zeit haben mir die Tagebücher von Raddatz, dem ehemaligen Zeit-Chefredaktuer, sehr gut gefallen.
    Und Thriller natürlich in Massen.

  • Daisydora
    15. Oktober 2011 at 09:35

    @Sören

    Ganz sicher ist das nicht der Weltuntergang, dass seltsame Wesen Bücher schreiben, obwohl sie das irgenndwie doch nicht können, aber so wirklich hilfreich ist das Ergebnis für die Prägung junger Menschen wahrscheinlich auch nicht.

    Die Buchhändler sagen ja, dass Charllotte Roches Bücher überwiegend von alternden Männern und jungen Mädchen gelesen werden und so wirklich gesund ist die Motivation nicht, was beide Zielgruppen an den Neurosen der Autorin so fasziniert. Ich hatte sie diesmal nur kurz in zwei Talkshows gesehen und war entsetzt davon, wie spiessig, langweilig und einfach strukturiert sie rüberkam. Musste mich ehrlich gesagt fremdschämen.

    Ob man durch das Lesen von so einem verlogenen Tussibuch aus der Feder von Daniela Katzenberger zur Leseratte wird, kann ich nicht verifizieren, ich finde schon Frauenliteratur und Ratgeberbücher schlimm…. 😉 … und sehr vikele Frauen, erst recht junge, glauben den Schmarr’n ja, den die Katzenberger da verbreitet.

    Danke für deine Lesetipps …. den Raddatz könnte ich mal ins Auge fassen ….

  • siegmarberlin
    17. Oktober 2011 at 17:36

    ebenfalls zurück von der Buchmesse, sehr voll und wieder diese c-Promis.

    Mein Tip:

    1. Fast genial v. Benedict Wells, großartig
    2. Teufelsköche v. Juan Moreno u. Mirco Taliercio u.a. absolut bemerkenswert

  • Daisydora
    18. Oktober 2011 at 12:42

    @siegmarberlin

    Vielen Dank für deinen Kurzbericht und die Tip, die ich auf meine Liste gesetzt habe….