Allgemein

Die Modemärkte der Zukunft – Indien, der Glanz der Maharadjahs

In Paris machen bereits in einigen der Modehäuser zwei Drittel der Umsätze Kunden aus China und den neuen Märkten Russland und Naher Osten aus.
Als neueste Zielgruppe bilden sich seit einigen Jahren die Inder heraus. So hat Hermès bereits 2008 ein indisches Jahr in seiner Kollektion gehabt und speziell leichte Taschen und besondere stilistische Elemente, wie die flamboyanten Farben und die leichten Seidenstoffe verarbeitet. Das Jahr war eines der erfolgreichsten Geschäftsjahre und die Eröffnung zahlreicher Boutiquen in Indien folgte.
Morgen wird Karl Lagerfeld seine Art et Métiers Kollektion mit dem Titel „Paris-Bombay“ für Chanel vorstellen. Nach „Paris-Moskau“, vor einigen Jahren und der „Paris-Shanghai-Kollektion“ ist „Paris-Bombay“ wieder eine Hommage an die Zielgruppe, die in Zukunft die Hauptumsätze bei Haute Couture und gehobener Luxusmode machen wird.

Irgendwie ist es schon seit den Neunzigerjahren und dem Eintritt der Russen in den Luxusmarkt klar, dass in Europa nicht mehr die Musik spielt, was den Verkauf und die Umsätze der Konzerne angeht.
Die Kollektionen verändern sich immer mehr hin zum globalisierten Stil und Klima. So werden in den Winter-Kollektionen immer weniger dicke Mäntel und Jacken gezeigt und die Sachen werden, ganz in der Gegenbewegung zum Massenmarkt, wo Trekking- und Outdoorsachen dominieren, meistens für Frauen gemacht, die sich maximal von der Hotelhalle in Dubai – trockenen Fußes – zur Tiefgarage bewegen.
Die großen Kollektionen müssen ja auch globalisiert in einer Saison angeboten werden, denn, wenn in Australien Sommer ist werden ja bei uns die gleichen Kollektionen ausgeliefert, auch wenn es gerade Winter ist.

Europa wird immer mehr zum Lieferanten und Erzeuger von Luxusbrands, immer weniger zum Abnehmer. Die Musik spielt in Städten in China, deren Namen den meisten noch nicht einmal bekannt sind und die heute 12 Millionen Einwohner haben, jedoch vor dreißig Jahren noch 5000 Einwohner und deren ältestes Bauwerk 25 Jahre alt ist. Ein riesen Potential, das natürlich auch die globalisierten Luxuskonzerne wie Louis Vuitton oder die Pinault Gruppe nicht kalt lässt, ebenso wenig die kleineren Marken.
Der ungeheure Vorteil ist natürlich, dass die kulturellen Wurzeln, die wir Europäer kennen, in China oder Indien total unbekannt sind und man durch Werbekampagnen allerlei unter dem Namen vermarkten kann, was eigentlich nichts mit dem Markenkern zu tun hat.
So erscheint einem Europäer Montblanc als Spezialist für Schreibgeräte und die Begehrlichkeit, einen Gürtel oder ein Diamant-Collier davon zu besitzen, hält sich in Grenzen. Der Chinese kauft natürlich in erster Linie die Luxusbrand. Es ist ihm egal, wo der Ursprung der Marke liegt.
So führen immer mehr Modeschöpfer Produkte aus den verschiedensten Lebensbereichen ein, die speziell auf diese Märkte abzielen. Ralph Lauren macht indische Chandelier-Ohrgehänge in farbigen Edelsteinen und Echtschmuck, genau wie die übrigen Brands, obwohl sie nie eine Juwelier-Tradition hatten.
Überhaupt spielen Uhren und Juwelen auf diesen Märkten eine viel größere Rolle als je zuvor. Noch nie waren so viele Diamanten und Co. im Umlauf .Man fragt sich manchmal, wo kommen eigentlich plötzlich so viele Edelsteine her. Ob sie alle von solch berückenden Qualität sind, wie die Höhe der Verkaufspreise vermuten lässt, bleibt dahingestellt.

Indien hat allerdings was die Kunden anbetrifft eine lange Tradition bei den Juwelieren und Modehäusern von Paris.
Cartier und Van Cleef & Arpels begründeten schon Anfang des zwanzigsten Jahrhunderts ihre Vormachtstellung bei den Aufträgen der indischen Maharadjahs.
So waren der Maharadjah von Partiala, Indore und Karpatula, die größten Auftraggeber der Traditionshäuser. Ganz in ihrer Tradition, nicht nur für ihre Frauen, sondern für sich selbst. Denn, in keiner Kultur werden von Männern so kostbare Turban-Agraffen und Colliers getragen. Sind Edelsteine in so verschwenderischer Pracht auf Uniformen und Saris eingesetzt.

Der Mahardjah von Indore war sogar als absoluter Avantgardist in den Zwanzigerjahren bekannt. Ließ seinen Palast in reinstem Bauhaus von dem Berliner Muthesius einrichten. Thonet und das Bauhaus lieferten ganze Schiffsladungen in den „Palast der Winde“.

Die Maharani wurde eine der modernsten Kundinnen bei Chanel und konnte sich besonders für die total im Gegensatz zu ihren Wurzeln stehenden Sportswear-Ensembles begeistern.

Die morgige Präsentation der „Paris-Bombay-Kollektion“ wird mit großer Spannung erwartet, denn, sicherlich wird durch die Elemente der wunderschönen Farben Indiens und der grenzenlosen Prachtentfaltung von Material und Juwelen eine sensationelle Kollektion zu sehen sein. Lagerfeld wird zu Höchstform auflaufen, ganz ähnlich wie bei der „Shanghai-Kollektion“. Ich bin sehr gespannt und werd im nächsten Jahr sicherlich eine wunderschöne Chanel-Brosche in Paisleyform für meinen nicht vorhandenen Turban erwerben.

Der indische Kontinent wird Stück für Stück von den Luxusbrands erobert und Chanel wird sicherlich im nächsten Jahr ein paar Boutiquen dort eröffnen um die Welt weiter zu chanelisieren. Indien wird einer der wichtigsten Modemärkte werden und die wunderbaren Farben werden hoffentlich auch ein wenig zu uns herüber schwappen.

  • Conny
    5. Dezember 2011 at 16:35

    Bollywood soll schöner werden 🙂

  • Daisydora
    5. Dezember 2011 at 16:47

    Ein sehr guter Tatsachenbericht über die Modemärkte der Zukunft ….ich bin schon sehr neugierig und freue mich drauf, die Kollektion zu sehen ….

    …das ist genau das, was Karl Lagefeld ausmacht, er ist besser ohne Gottschalk, Bunte und Instyle Faktor …

  • siegmarberlin
    5. Dezember 2011 at 17:03

    @ peter kempe
    danke für den Knutscher,dein Artikel trifft in allen Punkten zu. ich hatte viel in Hongkong zu tun und kann festellen, das vor dem Handover in 1997 es viel weniger Luxelabels dort gab, heute hat es unglaubliche Ausmasse angenommen. In Indien war ich leider noch nie, was mich sehr interessiert ist dieses absolute Traditionsdenken und gleichzeitig auf der absoluten Höhe der Moderne zu sein ( s. Bauhaus, Le corbusier etc. ).

  • Gerd
    7. Dezember 2011 at 13:59

    und das kommt als Rezesion raus, wenn man nicht weiß, wovon man schreibt:
    http://www.spiegel.de/panorama/leute/0,1518,802217,00.html
    Hätten die Jungs von Siegel Online nur vorher Deinen Beitrag gelesen.

  • Syrien-Beauftragter der Arabischen Liga: Töten hat "unglaubliche Ausmaße" angenommen
    31. Januar 2012 at 23:30

    […] und der Bahá&39;í Immer handfester werden die Berichte die eine Beteiligung der Horstson » Blog Archiv » Die Modemärkte der Zukunft Indien der Knutscherdein Artikel trifft in allen Punkten zu ich hatte viel in Hongkong zu tun und kann […]