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Daisy fragt Blomquist: Welche Anzüge sollte man mal genauer betrachten?

Warum nicht mal zwei Sorten Senf gleichzeitig probieren? Meistens ist sich Daisy ganz sicher. Auch in modischer Hinsicht. Aber manchmal eben nicht. Und um diesen Zustand für meine Querbeet-Mode-Blogberichte zu verbessern, habe ich mir ausgedacht, ab und zu den Rat eines meiner Schreiberkollegen einzuholen, der da schon von Berufs wegen mehr davon versteht. Den Anfang möchte ich gerne mit Blomquist machen, der mir hoffentlich dabei hilft, mich in dieser Flut an neuen Details an den Anzügen der Saison besser zu orientieren und die schönsten Business-und-so-weiter-Suits für euch rauszusuchen. Bin gespannt, was Blomquist zu meiner Auswahl sagt und wie euch das gefällt, wenn euch zwei Schreiber ihre Ideen und Tipps zu einem Thema geben.

Ich sage euch, wenn man alles durchguckt, dann werden die Anzüge immer ähnlicher. Kann aber auch an den Farben oder besser gesagt Nichtfarben wie Schwarz und Weiß und den Neutralfarben wie Sand und Beige liegen. Aber viel Farbe haben die Designer den Anzügen nicht gegeben. Da lauert beim Neukauf also erst mal die Gefahr, einen weiteren, den schon vorhandenen ähnlichen, Schwarzen Anzug zu kaufen… Aber Schwarz ist nicht gleich Schwarz, diese Saison trägt Mann ja so eine Art mit Gürtel oder Lederriemen betonte Wespentaille. So gesehen bei Jil Sander und Yves Saint Laurent:

Raf Simons hatte ja auch gegürtete, schmale Mäntel in der Kollektion und setzt nun mit den ansonsten auch als modern interpretierten, klassischen Business Suits durchgehenden Anzügen ein deutliches Saison-2011-Signal:

Etwas irritiert war ich davon, dass die schlichten Schwarzen Anzüge seiner eigenen Kollektion mehr nach Helmut Lang, zu Zeiten von Helmut Lang, wirken. Glücklich der, der noch einen echten Helmut Lang aus 2000 im Schrank hat, diese Schwarzen Anzüge gab es so oder sehr ähnlich in jeder beliebigen Saison. Ach ja, auch der fabelhafte Herr Simons kann das Rad eben nicht jede Saison neu erfinden, obwohl er doch sollte, bei dem was er über Kollege Joop erst jüngst verlauten ließ … Aber der zweite hier gezeigte Anzug aus der Jil Sander Kollektion, mit dieser dezenten aber farbigen Akzentuierung an den Sakkotaschen, stellt des Designers Innovationskraft wieder außer Zweifel, findet Daisy:

Gegürtet werden Sakkos übrigens auch mit so einer Art Trenchcoatgürtel (mit Schnalle), der aber nur vorne geknotet wird (beide Anzüge: Viktor & Rolf):

Aber nun ist es Zeit, euch erst mal im Pulk meine Favoriten vorzustellen: Nummer eins unter den korrekten Anzügen ist der Graphitgraue Einreiher mit Zweiknopf-Sakko von Simon Spurr, dessen Schnitt, Material und die Silberstreifen am Revers Daisy voll und ganz überzeugen konnten. Auch von Simon Spurr kommt der farbige Nadelstreifenanzug, der mit diesem Ton-in-Ton getragenen Hemd fabelhaft gelungen ist. Ich bin so gespannt, wie du den Hortensienfarbenen Pinstripe-Suit findest, Blomquist:

Das, was Costume National da als neuen dunklen Anzug mit schmaler aber nicht enger Linienführung bringt, steht wirklich fast jedem Mann und sieht trotzdem nicht nach dem Auftragen eines alten, guten Anzugs aus. Sowas braucht jeder Mann im Schrank. Nicht nur, dass man damit immer gut und korrekt angezogen ist; der Anzug wird auch dann nicht langweilig, wenn ihr kein transparentes Top drunter tragen wollt. Kurz: Der Schnitt macht eine gute Figur, auch wenn man als echter Horstsonian ja ohnehin jeden zweiten Tag Sport macht und Schummeleien gar nicht nötig hat:

Auch in dieser Klasse, die beiden Dunkelgrauen Anzüge von Gucci, mal einreihig, mal zweireihig und irgendwie frisch und neu im Design, obwohl ich nicht sagen kann, was daran nun wirklich neu ist:

Etwas wilder und daher ganz fabelhaft findet Daisy den Schwarzen Rockstar-Anzug mit punkigem Hosenschnitt von Paul Smith (unten links). Mag vielleicht auch an der Kombination mit dem Grauen Schluppenhemd liegen. Da sehe ich schon einige Männer, die ich kenne, vor meinem geistigen Auge so rumlaufen… Aber von mir aus könnt ihr auch im Hellgrauen Anzug mit überweiter Schluffihose unter Leute gehen, den finde ich nämlich am richtigen Mann auch schön (Paul Smith, unten rechts):

Bevor ich mich hier fachlich endgültig um Kopf und Kragen rede, zeige ich euch und dem Kollegen Blomquist lieber meine beiden letzten Funde von Costume National und Bottega Veneta:

Ersterer, ein schmaler Sandfarbener Anzug für Fans distinguierter Noblesse, auch bei Temperaturen jenseits von zwanzig Grad und der zweite Anzug, ein Doppelreiher in leichter Wolle ist mir wegen der quer verlaufenden Naht in der Taille aufgefallen. Macht etwas breiter, aber das mag ja mancher Mann… So, lieber Blomquist, ist da überhaupt was dabei, das Männer in diesen Tagen im Modehandel anlachen könnte und welche Anzüge findest denn du am besten? Worauf achtet ihr eigentlich, lieber Schreiberkollege, wenn ihr Geld für einen neuen Anzug ausgebt?


Na, das ist ja mal eine tolle und recht abwechslungsreiche Auswahl. Ich bin ja eher so gar kein Anzugträger. Und zum Glück musste ich auch lange auf keinem Event mit Anzugpflicht erscheinen. Müsste ich aber genau heute einen Anzug kaufen, so sollte er dunkelblau sein, Sakko und Hose eher schmal geschnitten und letzteres bitte knöchellang. Ich habe bisher bei COS immer gute Erfahrungen für einen besonders guten Preis gemacht.

Sollte ich mich aber demnächst um entscheiden und öfter Anzug tragen so würde ich bei einigen Modellen die du gezeigt hast schwach werden. Die Varianten mit dem Gürtel finde ich sehr toll, allerdings eher die Modelle von Jil Sander und Yves Saint Laurent. Die geknoteten Gürtel im Stile von Trenchcoats finde ich irgendwie zu plump und unordentlich. Ich könnte das aber eh nicht tragen, dafür sollte man doch groß und extrem schlank gebaut sein. Ich bin beides nicht, daher lasse ich davon schön die Finger. Gleiches gilt übrigens für doppelreihige Sakkos.

Was ich sofort tragen würde wäre der paspelierte Anzug von Jil Sander, da stimmt doch alles, ein guter Schnitt, ein tolles Material und durch die Paspeln ein extra Hingucker, der nicht sofort schreit „Achtung: Mode!“ Und er ist dunkel, ich mag Anzüge in dunklen Farben. Im Sommer gehen auch Naturtöne oder gebrannte Farben wie z.B. Rostrot.

Deshalb macht mir der rosafarbene Anzug mit Nadelstreifen, den du gezeigt hast ganz große ANGST. Der erinnert mich zu sehr an Miami Vice, Don Johnson, Flamingos, Art Deco etc.. Aber es gibt bestimmt Männer die so etwas mögen. Die sind sicher braun gebrannt, haben zurück geöltes Haar, Goldschmuck auf haariger Brust, offenes Hemd, weiße Slipper, blondierte und vom Schönheitsdoc durch die Mangel gedrehte Freundin, etc.. Aber ich will nicht abschweifen.

Ich stimme Dir bei den Costume National Anzügen zu. Der Schnitt ist lässig ohne nachlässig zu sein, die Hosenform ist klasse und sehr modern. Das macht ihn irgendwie vielfältig einsetzbar. Darin kann man getrost zur Arbeit gehen, zumindest in Büros mit einem entspannten Dress-Code. Dann lässt man natürlich das transparente Top weg. Das lässt man eigentlich immer weg. Zu gewollt modisch. Zu sehr Christopher Street Day. Transparenz funktioniert doch bei Frauenklamotten eh besser.

Die grauen Modelle von Gucci sind hübsch, keine Frage, genau das was man irgendwie von Gucci erwartet. Schmal, scharf, sexy. Und dabei leider etwas langweilig.

Von Langeweile kann man bei Paul Smith nicht reden. Aber seine Sachen mochte ich eben schon immer gern, besonders in den späten 80ern und frühen 90er Jahren fand ich die Hemden mit Obst- und Blütendrucken super. Von deinen Favoriten, liebe Daisy, gefällt mir persönlich der schmale Anzug besser. Aber ich denke, das der schluffige Zweiteiler an dem richtigen Mann extrem gut und super sommerlich aussieht.

Bevor ich noch drei von meinen Lieblings-Sommer-Anzügen zeige muss ich sagen das ich den von dir erwähnten, hellen und leicht glänzenden Anzug von Costume National in dieser unmöglichen Farbe irgendwie gut finde. Den würde ich zwar nie im Leben anziehen. Aber der richtige Mann in einem zerschlissenen Shirt und abgelatschten Chucks würde in diesem Teil sicher sehr gut aussehen.

Et voila- hier noch schnell die Blomquist Top 3: Als erstes habe ich da einen tollen Anzug in Dunkelgrün von Bottega Veneta:

Ich mag die Modelle mit den Quernähten auch sehr, aber den hast du uns ja schon gezeigt.

Dann bin ich hin und weg von diesem Modell von Dries van Noten, aber von dem Herrn bin ich ja sowieso ein Fan:

Der Anzug ist so besonders durch das leicht gemusterte Material. Der versprüht so einen leichten 70ies Charme. Das mag ich sehr und ich freue mich, das viele Winter-Kollektionen dieses Thema aufgegriffen haben.

Und hier noch ein sehr heller, sehr sommerlicher, aus traumhaft dünner Baumwolle gefertigter Anzug von Hermès:

Den kann man völlig trendunabhängig Jahre lang tragen.

Und, gefällts?

Alle Bilder: Style.com; Header: Scott Schumann

  • jürgen
    5. März 2011 at 18:29

    von daisy nehme ich den costume national und von blomquist den grünen von bottega … und dann warte ich auf das erste mal dich im anzug zu sehen blomquist … ist in den gefühlten 100 jahren die wir uns kennen glaube ich noch nie vorgekommen :)) … wahrscheinlich hat die geschätzte daisy eher einen an :))

  • Daisydora
    5. März 2011 at 19:54

    @Blomquist

    Also ich weiß nicht, ich finde den hortensienfarbenen Anzug von Simon Spurr schick, aber natürlich nur für den Gegentyp zu Don Johnson, in relativ blass gehalten … eine leptosome Intelligenzbestie mit Brille oder so 🙂

    Zu deinen Anzügen: Den tollen Olivgrünen von Bottega Veneta hatte ich auch schon im Auswahlordner, der ist sehr schön; ich hatte nur Angst, dass euch der nicht schmal genug macht ….

    Zu dem Anzug von Dries Van Noten kann ich gar nichts sagen, weil der Beige ist und ich Beige einfach nicht verstehe 😉

    Und den Grauen Baumwollanzug von Hermes finde ich super, vorausgesetzt, die Farbe steht dem Mann…

    Und so einen Blauen mit ordentlich langen Hosenbeinen von COS werde ich gleich mal anschauen gehen…klingt gut!

  • Daisydora
    5. März 2011 at 19:58

    @Rob

    Dankeschön, von meiner Seite her!
    Das mit der Taille muss ich auch eryst am lebenden Objekt sehen; kann aber interessant sein, auch wenn man nicht so mager wie die Jungs ist .. 🙂

    @jürgen

    Sicher nur ein Scherz … ich trage auch keine Anzüge, nicht mal Hosenanzüge :-)… freut mich, dass was für dich dabei ist ….

  • blomquist
    5. März 2011 at 23:27

    @ jürgen: Na, dann sollte ich mich für Dich wohl mal in Schale schmeissen….

  • Daisydora
    6. März 2011 at 13:47

    @Rob

    Der modische Mann schreckt dieses Frühjahr nicht mal davor zurück, ein Schluppenhemd zu tragen, gibt es nicht nur von Paul Smith. Schluppenhemden haben auch die Kollegen Van Beirendonck und Yohji Yamamoto in ihren Kollektionen…… wer weiß, vielleicht erwischt es dich ja auch noch .. 🙂

  • siegmarberlin
    7. März 2011 at 11:25

    mir gefällt Gucci-einreihig, costume national sandfarbig,
    u. bei blomquist gefällt mir Hermes sehr.
    die Gürtel find ich auch nicht tragbar, sieht irgendwie so gewollt aus. Problem habe ich auch mit dieser knöchellangen Hosenlänge, sieht meistens blöde aus od. unpassend

  • nicolas
    9. März 2011 at 18:02

    DRIES DRIES DRIES (Der grüne von BV ist auf schön)

    … beim beige melierten van Noten müssens dann aber die Schuhe in Kastanienbrauch auch gleich dazu sein!

  • nicolas
    9. März 2011 at 18:06

    Kastanienbraun natürlich