Zeit wird’s

Warum, um alles in der Welt, müssen wir uns im Jahr 2012 des 21. Jahrhunderts noch mit den moralinsauren Reden und Phobien der Kirche beschäftigen? Diesmal wieder zum Thema Homosexuellen-Ehen, angezettelt von Papst Benedikt XVI.. Von dem man annehmen könnte, er würde die kostbare Zeit seiner Wirkungsperiode dafür verwenden, auf Seiten der Kirche einen vollkommen reinen Tisch zu schaffen und die Wiedergutmachung an vielen tausend mittelbaren Opfern der Kirche weltweit, Kindern und Jugendlichen, die Pfarrern, Pastoren, Priestern, Klosterbrüdern und anderen mehr in die Hände gerieten und sexuell missbraucht wurden, eilends vorantreiben. Da gibt es zwar Wortspenden des Heiligen Vaters, die mir persönlich aber viel zu dürr sind.

Man kehrt nicht so gerne vor der eigenen Tür, oder? Der Vatikan gefällt sich in der Rolle des Züngleins an der Waage, das die konservativen Kräfte in vielen Ländern, so auch in Deutschland, erfolgreich mit erhobenem Zeigefinder vor solch fürchterlichen Bedrohungen der modernen Menschheit zu warnen und zu bewahren hat, wie der der Gleichstellung von Homoehen mit den Eheverträgen von heterosexuellen Paaren.

Papst Benedikt XVI. verurteilte jetzt in einer Ansprache Gesetze zur Legalisierung der Homo-Ehe scharf. „Sie seien eine Bedrohung für die menschliche Würde“. Er warnte vor eine Gesellschafts- und Familienpolitik, durch die die Zukunft der Menschheit gefährdet werden könnte. Die Politik einiger Länder, die die traditionelle Familie auf Basis der Verbindung zwischen Mann und Frau in Frage stelle, sei eine „Bedrohung für die menschliche Würde und sogar für die Zukunft der Menschheit“, sagte der Papst in einer Ansprache vor 160 Diplomaten im Vatikan.
Den Rest dieser für mich Schaum-vor-dem-Mund-Rede erspare ich euch, weil es nicht nur Unfug ist, den der oberste Hirte der Christen da verbreitet. Diese Rede zeugt auch von dem mehr als zweifelhaften Verständnis von Werten wie menschlicher Würde, Gleichbehandlung, Liebe und Vielem mehr.

Was mich daran aufregt, ist aber nicht alleine die Tatsache dieser Verbohrtheit eines von mir als nettem Philosoph sehr geschätzten älteren Herrn im Vatikan, es ist die Verlogenheit der Kirche in Sachen Sexualität und ihr verzweifelter Versuch, in unsere Demokratien hinein zu regieren. Das ist anmaßend und unrichtig. Und im Lichte dessen betrachtet, dass nach den Skandalen, die man kirchlichen Vertretern wegen ihren Vergehen und Verbrechen an Kindern und Jugendlichen nachweisen konnte, ist es unverschämt. Wenn eines feststeht, dann doch das, dass es asexuelle Kirchenvertreter wahrscheinlich nur in Spurenelementen gibt. Was so weit weder eine Überraschung für mich war, noch stellt das, wenn die Herren sich gegenseitig hinter Kirchen- oder Klostermauern vergnügen und die Finger von Schutzbefohlenen lassen, etwas dar, über das sich heute außer der Katholischen Kirche und katholischen Fundamentalisten irgendjemand aufregen würde.

Der Mensch hat gelernt, die sexuelle Präferenz seiner Mitmenschen als Privatsache des Individuums zu verinnerlichen und danach zu handeln. Soziale Auffälligkeiten kennt man eigentlich nur noch von NAZI-Glatzen und Hooligans, sauschlechten, homohoben Rappern wie Bushido und vom Vatikan.

Jungs und Heiliger Vater, das geht euch sowas von gar nichts an, welche Gesetze in unseren Demokratien erlassen werden. Ihr seid raus aus dem Ding. Aus gutem Grund sind Kirche und Staat, zumindest auf dem Papier getrennt. Und ich erwarte auch, dass da seitens der nächsten Regierung, so uns der Liebe Gott von der Chefin und ihren scheinheiligen Helfern befreit, endlich klare Verhältnisse und die dringend nötigen gesetzlichen Änderungen zur vollkommenen Gleichstellung der Homoehe mit allen anderen Ehen, geschaffen werden.

Es gibt nichts, das dagegen spricht. Auch nicht gegen die Möglichkeit der Adoption. Manchmal sollte der behäbige Ozeanriese Deutschland doch über den Tellerrand in andere Länder gucken …. und sich langsam wieder von dieser Wir sind Papst-Hysterie lösen und im 21. Jahrhundert landen.

Dazu gibt es einen netten kleinen Film aus Down Under, der zu dieser Initiative gehört:

It’s time

Es wird wirklich allerhöchste Zeit, dass jeder im Rahmen der richtigen und menschlichen Gesetze so leben kann, wie er will, ohne diskriminiert zu werden, und, zwar die gleichen Pflichten, aber nicht dieselben Rechte wie heterosexuelle Paare, zu haben.

Was sagt ihr dazu?