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Von Serviervorschlägen und Imagetransfers – oder, wir können nur billig, bis auf die Models

Warum stecken Textilketten mit sehr modischen aber billigen Klamotten immer superteure und gute Topmodels und Weltstars in ihre Teile?
Dieser nicht eben weltbewegenden Frage, die wahrscheinlich alle von euch auch ohne mein Zutun – aus der Hüfte geschossen – beantworten könnten, gehen wir heute nach, weil gerade keine Schauen sind und das bedeutet ja auch, dass wir weniger echte Themen haben.

Um es gleich zu Beginn auf die Spitze zu treiben und auf den Punkt zu kommen: Sarah Brandner*, die bessere Hälfte von Bastian Schweinsteiger (das ist ein guter Fußballer :-)), die mir neuerdings als frohlockendes Kalender-Babe bei den Kollegen von Axe im TV-Spot vor die Füße fiel, hätte nicht mal dann eine Chance, für ZARA oder H&M zu modeln, wenn sie das ohne Honorar tun würde. Das Schicksal teilt sie mit allen Germanys Next Topmodels und den auch sehr ansehnlichen Mädchen, die es auf die nachgelagerten Ränge bei Heidi schafften und schon aus diesem Grunde seit Jahren die Königinnen des Kalenders des Aachener Printen-Königs Dr. Bühlbecker sind. Für den einen die erste Wahl, für multinationale Textilkonzerne ganz und gar unmöglich, wenn nicht geschäftsschädigend. So läuft das Business und das hat gute Gründe … denn, sicherlich sähe auch Sarah Brandner vergleichsweise ordentlich und nett in den Klamotten von H&M aus, die ja dann selbst unsereins modisch zieren sollen, aber ohne Imagetransfers läuft der Abverkauf bestimmt nicht so gut.

Wenn du ganz normale Mädels, die bloß etwas hübscher als gerade vor sich hin pubertiere Mädchen sind, bei denen sich alles erst zurecht schüttelt, in diese Klamotten steckst, dann zündet die Rakete nicht so richtig. Da würde ja jeder nur denken, ganz nett, aber so sehe ich ja ohnehin gerade aus, wenn ich in den Spiegel gucke. Da kann ich ja gleich das anbehalten, was ich morgens aus den Tiefen meines Kleiderschranks geholt habe.

Mit Kohlhiesels Töchtern lässt sich leider keine Kasse machen. Und sehr hübsche Models, die man nur als Hard User des Privatfernsehens in Deutschland namentlich kennt, die sind nicht elegisch und artifiziell genug, um als Role Models der Couture auch eines H&M Kampagnenauftrags würdig zu sein. Da braucht es schon die echten Gesichter, die man aus der High Fashion oder aus Hollywood kennt. Das ist der Deal, billige Klamotten werden von den teuersten Models der Welt getragen, weil dann der Abglanz von Chanel und Co. auf die Marke wirkt, wenn Freya und Anja in einer Saison Chanel und Kollegen aber auch H&M als Werbebotschafterinnen zur Verfügung stehen.

Weil ich gute und moderne Models mag und mir an H&M schon seit immer, deren hochwertige und sehr gut fotografierte Werbung am besten gefällt, finde ich das gar nicht falsch … man sollte nur wissen, dass man es bei den Kampagnenmotiven mit Pendants zu diesen ausgefuchsten, von den besten Foodstylisten und Foodfotografen hergestellten Serviervorschlägen, auf den Packungen seiner Lieblingspizza zu tun hat, wenn Kristen Mc Menamy und ihre beiden übernatürlich schönen Söhne (Bild links), hochelegant in Weiß und Schwarz, für Weihnachten herausgeputzt, für Pullis zwischen zehn und zwanzig Euro werben.
Und Serviervorschläge haben es nun mal an sich, dass alles anders aussieht, sobald wir das 4C-Topfoto aus der Mikrowelle holen und die ganze Wahrheit und nichts als die bei uns auf dem Teller liegt … dann, wenn wir so einen weißen Pulli tragen, der durch Kristens geradezu abgehoben elegante Erscheinung und ihr dramatisch weiß gefärbtes, langes Haar zumindest nach Chanel Couture von vor drei Jahren aussieht. Ganz ähnlich ist das mit den anderen Akteuren, auch eine sehr hübsche normale Frau sieht nicht annähernd wie die übernatürlich fotogene Karen Elson (Bild unten links)  und deren Schwester in H&M Klamotten aus … was auch nicht schlimm ist, nur nicht ganz ehrlich.

Ich bin kein Freund der teuer rund um den Erdball zusammen gecasteten, so genannten ganz normalen Frauen von Dove, im Gegenteil … aber ich frage hier mal so in die Runde, wie gut sich so manche Kollektion der Textilketten noch verkaufen würde, wenn an Stelle von Daria Werbowy, Gisele Bundchen und Co. wirklich ganz normale Frauen in den Klamotten steckten. Klar ist es das Wesen von Werbung, mit der Illusion von Attraktivität und Schönheit ins Rennen zu gehen … aber wie viele Fehlkäufe und Enttäuschungen haben diese toll gemachten Kampagnen zu verantworten. Eine ganze Menge.
Mein Fazit: Ich möchte ganz bestimmt nicht meine Nachbarn auch noch in der Werbung für Produkte im Fernsehen und Hochglanzmagazinen sehen, aber ich fände es cool und mutig von H&M und Kollegen, die Models mal mit dem selben Qualitätsverständnis einzukaufen, wie man die allgemeinen Lieferanten für die Klamotten zusammenstellt.

Das müsste doch streng genommen auch funktionieren, so einig wie sich alle sind, dass es ohnehin nichts besseres gibt. Wozu braucht ihr achtundvierzigeinhalb ebenmäßig verteilte Kilo auf Einsachtzig Couture Models mit tausend Prozent Eleganz und klarem Prinzessinnen-Teint für eure Klamotten, die dann an ganz normalen Frauen mit sechzig Kilo auf Einsfünfundsechzig einfach umwerfend aussehen?

Ihr würdet doch niemals so weit gehen, eure Kunden mit klitzekleinen visuellen Tricks zu täuschen.

H&M ist nur ein exponiertes Beispiel für die beschriebene Praxis, die auch andere modische Textilhandelsketten für sich nutzen. Von sowas wie Verona für Kik wollen wir hier erst gar nicht reden, wir sind schließlich dem guten Geschmack verpflichtet. * Ich bin kein Fan von Sarah Brandner, aber einer von Sebastian Schweinsteiger 🙂
Was sagt denn ihr zu den leckeren Serviervorschlägen der Textilketten, liebe Leser?

  • siegmarberlin
    14. Dezember 2011 at 16:25

    Ich möchte nicht irgendwelche RTl Promis in der Werbung sehen( bei uns für Poco Domäne regelt sich lasziv fr. Katzenberger auf schlimmsten Gegenstände die sich als Möbel ausgeben ) mir ist es lieber wirkliche Models zu sehen ( die Kampagne mit Tony Ward u. Mark Vanderloo fand absolut klasse ). Ich denke jeder ist erwachsen genug um zu wissen, daß die Qualität trotz der sehr prominenten Bewerbung nicht besser ist, das ist eine H&M Image-sache sich die wirklich guten ins Boot zu holen, find ich eingetlich o.k.

  • peter kempe
    15. Dezember 2011 at 11:39

    @daisydora

    ich musste iegentlichs ehr schmunzeln als ich das erste mal die h&m kampagne sah,denn wenns drauf ankommt wie zur weihnachtskampagne holt man dann doch meine alten lieblinge raus die reissens nämlich jerry hall,herr ferry und kristen werten die sachen ja auf par exellence…

  • Daisydora
    15. Dezember 2011 at 11:59

    @siegmarberlin

    Dass ich so wenig da bin, hat anscheinend auch große Vorteile, denn, Daniela Katzenberger und sämtliche Klone mit weicher Birne finde ich wie du weder lustig noch irgendwas halbwegs erfreuliches und mit denen auch noch zu werben, ist sowieso rausgeschmissenes Geld …

    Ich mochte die Kampagne mit Tony Ward und Mark Vanderloo auch sehr gerne und eigentlich gab es bei H&M noch nie eine Kampagne, die nicht hochwertig und gut produziert war ….

    Klar wissen viele Leute, dass alles im richtigen Leben nicht so toll aussieht, wie auf Werbeplakaten, aber bei den Textilketten klafft das schon sehr weit auseinander und mir gefiel der Ansatz, welche Models bei den Textilern rümhüpfen würden, wenn man da auch von den niedrigstmöglichen Produktionskosten ausgehen würde, was man bei den Klamotten ja knallhart bis zur driten Stelle hinter dem Komma durchzieht.

    Und weil Modeblogs ja eine Art Onlinemagazin sind, finde ich es wichtig, dass wir nicht zu den tausenden Modeblogs in Deutschland zählen, die absolut nichts raffen 😉

    @peter kempe

    Ja, da sind Hollywood und die Models der Couture immer wieder gefragt; die Idee, für Weihnachten Familien zu nehmen, spricht auch für das wirklich tolle Marketing von H&M. Mir reicht das aber nicht, wenn eine so exponierte Marke nur bei Marketing und Werbung vom Allerfeinsten ist und H&M ist mir in Deutschland auch viel zu marktaggressiv..

    🙂

  • Dana Li
    15. Dezember 2011 at 18:18

    Liebe Daisy, vielen Dank für den Vergleich mit den Serviervorschlägen, der ist wirklich sehr passend, wenn man bedenkt, dass auch bei so etwas ja sehr gern mit Haarspray gearbeitet wird.
    Und war der Herr Ferry nicht fast eben noch mit seinem Sohn bei Burberry zu sehen? Oder war es Varvatos? So wird man also heute als Testimonial-Familie einfach weiter gereicht. Ich bin gespannt, wo die beiden als nächstes auftauchen!

  • Daisydora
    16. Dezember 2011 at 18:37

    Liebe Dana Li,

    Foodstyling mit Haarspray ist ja zum Essen Abgewöhnen …

    Diese Krötenwanderung der Celebrities von Marke zu Marke ist auch ein sehr gutes Argment, zumal man heute weiß, dass oft nur der Promi aber nicht die Marke erinnert wird… Obwohl, das kann H&M nicht passieren … da ist es eher so, dass viele Leute Ferry oder Jerry Hall gar nicht kennen …. warten wir ab, wohin die Reise geht … 🙂