Foto: Courtesy of VIKTORANISIMOV
Uniformen sind nie neutral. Sie strukturieren, ordnen, kontrollieren – und genau deshalb liebt sie Viktor Anisimov. Für die Spring/Summer 2025 Kollektion seines Labels VIKTORANISIMOV, gezeigt auf der Ukrainian Fashion Week, greift der Designer erneut das Konzept der Uniform auf – nicht als Statement militärischer Macht, sondern als kulturellen Code für Funktionalität, Wandelbarkeit und maskuline Selbstinszenierung.
In einer Modewelt, die sich zwischen Krisenmodus und Konsumrausch neu orientieren muss, ist Anisimovs Ansatz bemerkenswert klar: weniger Show, mehr Substanz. Die Looks bestehen aus drei bis fünf leichten, strategisch geschichteten Teilen – eine Art modularer Garderobenbaukasten für den urbanen Mann von heute. Layering ohne Ballast, strukturiert, aber beweglich. Die Materialien: dünn, atmungsaktiv, teilweise nachhaltig. Die Passformen: funktional, aber nie formlos.
Anisimovs Designs funktionieren in beide Richtungen: Sie lassen sich nutzen, um sich sichtbar zu machen – oder um sich gezielt zu entziehen. „Sich zeigen oder sich verstecken“ – beides ist möglich. Damit schließt er an eine lange Designtradition an, in der Kleidung nicht nur Hülle, sondern Haltung ist.
Die Kollektion spricht von militärischer Disziplin, ohne martialisch zu wirken. Farblich bleibt es reduziert: Sandtöne, Oliv, Navy, technisches Grau. Und mittendrin die wohl ikonischste Silhouette des Designers: die Field Jacket, hier als Neuinterpretation mit aufgesetzten Taschen, klarer Linie und versteckter Tiefe – getragen zuletzt vom ukrainischen Präsidenten Selenskyj bei einem Staatsbesuch in Rom.
VIKTORANISIMOV ist längst mehr als ein Modelabel. 2024 entwarf Anisimov die offizielle Uniform des ukrainischen Paralympischen Teams für die Spiele in Paris – eine politische, aber auch symbolische Geste. Und sie war kein Einzelfall: Für Winter 2025 plant der Designer den Launch einer eigenen ukrainischen Sportbekleidungsmarke, mit der er sich endgültig zwischen Performancewear und High Fashion verortet.
1 Comment
Carsten
6. Mai 2025 at 18:29Das erinnert mich an Neil Barrett und die Anfänge der ersten Prada Herrenkollektionen, für die er sich dort verantwortlich zeichnete. Miu Miu Men blies seiner Zeit ins gleiche Rohr.
Krieg, mitten in Europa, war zu dieser Zeit aber kein Moderhema; auch nicht in Yugoslawien. Wenn ich mich recht entsinne, hätte man damals diese Referenzierung als zynisch und vor allem aus dem Kontext gerissen empfunden.
Ich persönlich kann das nicht als „schneidig“ empfinden.
Und da würde mich noch zum Abschluss interessieren, wie man „schneidig“ im Neusprech formulieren würde.