Foto: Catherine Opie
Wir warten auf Demna … Bis es aber soweit ist, lohnt ein Blick aktuelle Gucci-News: Es gibt Kampagnen, die wollen gefallen. Und dann gibt es Kampagnen, die etwas zeigen. The Gucci Portrait Series, fotografiert von Catherine Opie, gehört eindeutig zur zweiten Kategorie. Für die Herbst/Winter-Kollektion 2025 hat man sich bei Gucci gegen Models mit endlosen Beinen und windgepeitschte Fantasy-Landschaften entschieden – und stattdessen 42 Menschen porträtiert. Keine Stars, keine Influencer, sondern Gesichter, Haltungen, Körper. Menschen, nicht Mannequins.
Das klingt zunächst nach Kunstprojekt mit Feuilleton-Ambitionen, ist aber ein sehr durchdachtes Statement über das, was Mode sein kann, wenn man sie ernst nimmt: eine Sprache. Eine Form der Identität, die sich nicht über Accessoires definiert, sondern über Haltung – im ganz wörtlichen Sinn. Ein Mantel, der fällt, wie man geht. Eine Tasche, die nicht posiert wird, sondern getragen. Kleidung als zweite Haut, nicht als Maske.
Opies Bilder sind ruhig, fast still. Sie drängen sich nicht auf, sie beobachten. Der Blick auf die Kleidung bleibt dabei klar: keine Überinszenierung, keine Attitüde. Stattdessen Intimität – ein Wort, das man nicht oft mit Mode verbindet, aber in diesem Fall passt. Ergänzt wird die Kampagne von kurzen Videointerviews, inszeniert von Lisa Rovner, in denen die Porträtierten über Erinnerungen, Gedanken und Zufälle sprechen. Nicht tiefschürfend, aber offen genug, um hängen zu bleiben.
Der Look der Kollektion bleibt typisch Gucci: das berühmte „sprezzatura“ – dieser legendäre italienische Mix aus Stil und Lässigkeit – zieht sich wie ein roter Faden durch die Serie. Aber diesmal ist die Kleidung nicht der Hauptdarsteller, sondern Teil eines größeren Bildes. Das Ergebnis ist ein kollektives Porträt, das nicht Vielfalt ausstellen will, sondern einfach zeigt, wie unterschiedlich Menschen aussehen können, wenn sie nicht gestylt, sondern gesehen werden.
Natürlich bleibt es eine Kampagne. Aber eine, die nicht versucht, das Authentische nachzuahmen – sondern es dokumentiert. Und das macht The Gucci Portrait Series überraschend sehenswert.