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Peter’s Cuttings – Als Kenzo noch Jungle Jap hieß

Anfang der 80er Jahre vollzog sich ein großer Wandel in der Welt des Pariser Prêt-à-Porter. Bei den Schauen im Cour Carrée des Louvre zeigten 14 japanische Modeschöpfer, die ihre Ateliers und Firmensitze in der französischen Hauptstadt hatten.
Japan war nicht nur der aufstrebendste Markt für Mode und Accessoires europäischer Herkunft, sondern förderte auch seine Talente, indem sie zum Beispiel eine der besten Modeschulen der Welt hatten: das Bunka Institute of Fashion.
Überhaupt brachten die Japaner einen neuen Stil und eine andere Auffassung von Kleidung mit nach Europa, die sie dann aber teilweise geschickt mit der europäischen Kultur vereinten. Zu den vom Stil eigenständigsten zählten Rei Kawakubo, die ihrer Firma den französischen Namen ‚Comme des Garçons‘ gab, völlig neue Elemente, Materialien, skulpturale Silhouetten und mehr Kunstwerke kreierte Issey Miyake aus Hiroshima. Hiroko Koshino, Yohji Yamamoto, Matsuda um nur einige zu nennen, starteten und wagten den Sprung sich in Paris zu etablieren.

Der erste Japaner, der 1939 geborene Kenzō Takada, hatte 1958 als allererster Mann die bis dahin nur von Frauen frequentierte Elite Modeschmiede Bunka in Tokio absolviert und war 1964 über Marseille nach Paris gekommen. Dazu muss man sagen, das zu der Zeit Japaner in Paris in der Mode etwa so selten waren, wie Krabben in der Mongolei. Nach anfänglichen Schwierigkeiten, zeigte er seine erste eigene Kollektion und Schau 1970.
Damals hatte sich die Elle gerade auf die Fahne geschrieben jünger als ihr Rivale Vogue zu werden und so gab es nicht nur die Aufmerksamkeit von ihnen für den Mann der sich, weil sein Namen kaum jemand verstand beim Vornamen Kenzo nannte, sondern auch den Titel für eines seiner Kleider.

Seine Kollektion wurde schnell bekannt und noch im selben Jahr eröffnete er unter dem Namen, die seine Kreationen im Etikett eingenäht hatten, in der Galerie Vivienne seine erste Boutique „Jungle Jap“.
Das Dekor entsprach einer Mischung aus dem Impressionisten Henri Rousseau, französischem Rive-Gauche-Chic und japanisch-traditionellem Humor. Jung war Kenzōs Stil und ungeheuer farbig. Seine Erfolge bauten sich Kollektion um Kollektion aus. Der Run des Interesses von Boutique Einkäufern und Fans auf Kenzōs ‚Jungle Jap‘ Schauen war bereits 1972 so groß und massiv, das wegen Überfüllung ein Defilee abgebrochen werden musste.

Er brachte die Mode vom elitären Laufsteg schließlich 1978 und 1979 in große Zirkuszelte, in denen er zeigte. Am Ende der Schau ließen ihn seine Mitarbeiter auf einen Elefanten einreiten, denn man muss wissen, eigentlich ist Kenzō ein sehr scheuer und bescheidener Mann, der bis heute eher ungern französisch spricht und kein Fan von großen Menschenmengen ist.
1976 wurde sein Hauptquartier und die große Boutique ( heute nennt man es Flagshipstore) am wunderschönen Place des Victoires mit der Statue von Frankreichs Sonnenkönig gegenüber eröffnet. Eine magische Adresse und Wallfahrtsstätte für die damalige Fashion-Elite.

Will man Kenzōs Stil beschreiben, kann man es in etwa so zusammenfassen: Farbenfroh und fröhlich. Floral. Muster- und Material-Mix. Lagen- und Layer-Look. Crossover aus Style-Parisienne und Kyoto-Tradition und inspiriert von vielen Reisen, denn er liebt es zu verreisen. Meistens wusste man auch durch die Kollektion wo er gerade war. So gab es peruanische Ponchos und Hüte in der einen Kollektion oder dann auch mal wieder schottische Karos – in allen Variationen gemixt als Hosenanzüge. Wunderschön und mir besonders im Gedächtnis geblieben seine Mustermix Nomadinnen Mitte der 80er Jahre.

1993 verkauft Takada seine Firma, die mittlerweile auch Herrenmode machte und Nebenlinien hatte, an LVMH, die zu der Zeit stark begonnen haben, im großen Stil Luxusmarken jeglicher Art aufzukaufen. Das Design macht er bis 2006 für seine Prêt-à-Porter Hauptlinie. Dann beschließt er mit fast 60 das es auch noch etwas anderes im Leben für ihn gibt, trotzdem er früh von Japan weg ging, ist Kenzō ein leidenschaftlicher Familienmensch und verlässt die Firma.
Die Firma wird bis heute mit wechselnden Designern weiter geführt.
Was Kenzo heute macht und vor allem wie bezaubernd er heute wohnt, erzähl‘ ich euch ein anderes Mal.
Kenzōs Mode war immer ein Farbereignis und die verspieltere und sportivere Alternative, von zum Beispiel Saint Laurents Rive Gauche oder Ungaros Solo Donna. Auf jeden Fall hat seine Kollektion immer fröhlich gemacht und Mode hat so viel Spass gemacht – als Kenzo noch Jungle Jap hieß. Tausend Dank Kenzō Takada.

  • Siegmar
    25. Juni 2012 at 10:50

    tausend Dank für den schönen Bericht über Kenzo, ich fand den immer Klasse, ich hatte mal einen ganz tollen Pullover, leider von Motten zersört und mag die Japaner sehr, besonders CdG.

  • Horst
    25. Juni 2012 at 15:55

    Toller Bericht, Kenzo ist super, freue mich über das derzeitige Comeback und Kezos Pulli oben ist der Hammer!

  • Nik
    25. Juni 2012 at 19:52

    Danke für diesen tollen Bericht! Ihr wisst einfach wie man Mode interessant und voller Spass darstellt! Super gemacht 🙂
    @Horst: Ich finde auch, dass die neuen Sachen zur Zeit super aussehen und auch zum Marken Image passen! Wisst ihr zufällig ob die New Era Caps auch in Deutschland rauskommen sollen? Bei Opening Ceremony waren die natürlich ruck zuck weg…

  • Horst
    25. Juni 2012 at 19:56

    Die caps gibt es zb auch bei kenzo direkt, musst du mal bei kenzo.fr schauen, die haben da einen onlinestore…. 🙂

  • Monsieur_Didier
    25. Juni 2012 at 22:02

    …ich bin mir nicht sicher, aber gab es nicht auch mal einen Duft mit dem Namen „Jungle Jap“?

  • peter
    26. Juni 2012 at 10:03

    @didier
    ne der hiess jungle war aber schon zu arnault zeiten…

  • Horstson » Blog Archiv » Die Woche auf Horstson
    1. Juli 2012 at 10:20

    […] es – und Du? 6) KENZO feiert gerade ein Revival – dabei fing alles ganz anders an: Als Kenzo noch Jungle Jap hieß Tags » Autor: Horst Datum: Sonntag, 1. Juli 2012 10:19 Trackback: Trackback-URL […]

  • Annette
    23. Oktober 2013 at 01:20

    Endlich mal ein Mann, der über Mode bloggt. Sind sonst immer nur Frauen, meist jüngere.
    Ich teile Ihre Begeisterung über Kenzo Takada und seine Arbeiten und freue mich sehr über Ihren Blog, den ich leider viel zu spät, nämlich jetzt erst (am 21. Oktober 2013) per Zufall beim Surfen entdeckt habe. Ich werde ab jetzt öfter vorbeischauen.

  • peter
    23. Oktober 2013 at 09:33

    @annette
    Vielen dank für das Kompliment!!!super schön das sie uns entdeckt haben!!!Wir freuen uns darüber ,wenn sie uns jetzt gerne lesen!!!

  • Horst
    23. Oktober 2013 at 10:12

    Lustig, eigtl hatte der Kenzo Hype noch gar nicht richtig begonnen als der Artikel erschien…

  • peter
    23. Oktober 2013 at 10:15

    @horst
    Before its in fashion its on horstson!!