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Niveau, I Wo? – Stümpern in der Werbung

Manchmal beschleicht mich der Verdacht, wir Werber könnten ein dickes Bildungs- und Niveauproblem in unserer Branche haben. Wie sonst kann man sich regelmäßig vorkommende Ausrutscher wie diesen hier erklären?

Hitler’li Şampuan Biomen

Da fällt einem erst mal gar nichts mehr dazu ein, so schlimm und peinlich ist der Ausrutscher. Ich hoffe wenigstens, das ist nur ein Ausrutscher und der Spot mit Adolf Hitler für Biomen Shampoo ist nicht aus dem Kalkül heraus entstanden, auch noch Männer mit einem Hang zum Tragen von Frauenkleidern mit zu diskriminieren.

Weil ich weiß, wie modern, aufgeklärt und liberal Teile der Türkischen Gesellschaft sind, gehe ich bis zum Beweis anderer Gründe davon aus: Man wollte sehr kreativ sein und eine möglichst aufmerksamkeitsstarke und reißerische Idee nutzen und das ging zwar einerseits gründlich schief, ist aber andererseits gelungen. Die Medien haben nun ihre kostenlosen Schnipsel, senden nund drucken sie rauf und runter.

Das bringt einen dann wiederum auf die Idee, dass viele Agenturen heute absichtlich Eklats provozieren, weil das jede Menge kostenloser Sendezeit im TV und Erwähnungen in den sonstigen Medien bringt, für die nichts bezahlöt werden muss. Das kann man wegen der absoluten Geschmacklosigkeit nicht vergleichen, aber vom Prinzip her ist das die alte Sixt-Jung-von-Matt-Idee ….

So was in der Richtung hatten wir ja erst jüngst. Da war es Tofu als schwules Fleisch aus der Feder von Scholz & Friends.

Es gibt für Creative Directors ja noch keine spezifische Ausbildung oder ein Studium. Nicht selten sind das Quereinsteiger aus anderen Fächern und das geht auch oft gut. Nur dann nicht, wenn jemand, der nur an seinem Mac gut ist und das mit Werbung verwechselt, einen auf Kampagnen-Konzeptionist und Creative Director macht.

Aber eigentlich bin ich überzeugt davon, dass ie Kollegen aus der Türkei damit dem Kunden, der ja eine eher kleine Haarkosmetikmarke führt, die sich auch auf deisem Marklt gegen Multis wie L’Oreal und Freunde durchsetzen muss, einen Mehrwert in Form eines Medienskandals – damit schaffen wollte. Toll ist das aber trotzdem nicht. Man sollte das Handwerk schon richtig gut beherrschen und Kunden etwaige Flausen austreiben. Der wichtigste Grund: Verbraucher sind zunehmend genervt davon, auch in Magazinen, online und den Nachrichten mit diesen etwas zu simpel gestrickten Tabubruch-Eklats belästigt zu werden. Und wenn dereinst alle Marktteilnehmer versuchten, mit so einer Art viralem Marketing mehr aus ihren Werbebudgets rauszuquetschen, dann wird am Ende alle Werbung weniger wirken. Verbraucher lassen sich auf lange Sicht weder benutzen noch medial bevormunden.

Wie findet ihr diesen Aufreger, liebe LeserInnen?

  • Reckerzügl Helmut
    28. März 2012 at 14:57

    was habt ihr den eine sau geile Werbung erst mal nachmachen dann mit Reden.

  • siegmarberlin
    28. März 2012 at 15:22

    @ Reckerzügl Helmut

    einen Massenmörder runterreduzieren als Werbeträger ist schon sehr pervers und ich hoffe das sowas nicht Schule macht. Ich weiß nicht was an der Werbung saugeil ist!

  • Daisydora
    28. März 2012 at 15:53

    @Reckerzügl Helmut

    Ich fasse deinen Kommntar erst mal als Satire auf. Wenn man es als Werber und Agentur wirklich nötig hat, auf solche platten und unappetitlichen Effekte zurückzugreifen, dann haut da möglicherweise mit den Fähigkeiten und Fertigkeiten etwas nicht hin.

    @siegmarbelin

    Ich weiß es auch nicht, da stimmen weder der Denkansatz, noch die (unkreative) Idee, noch die Umsetzung.

  • Reckerzügl Helmut
    4. April 2012 at 21:29

    deshalb sind ja die meisten Agenturen Insolvenz weil sie keine Ideen haben ihr Nasen