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Musterurlaub

Wer kennt das nicht – der Sommer steht vor der Tür, letzte Ferienplanungen werden besprochen, diskutiert, über Bord geworfen. Wohin, wann, wie? Europa- oder Fernreise, Städtetrip, Strand oder Bergpanorama? Erfolgreich um die kostbaren Urlaubstage gekämpft, neue Sonnenbrille erstanden, das Datum steht auch schon fest. Die Anspannung steigt, Tickets gebucht, Koffer bis zum Anschlag gepackt. Ab zum Flughafen? Fehlanzeige! Mein aktueller Höhepunkt in Sachen „Abenteuer Exotik“ prangt an Nachbars Hauswand und leider nicht in der Karibik …

Ich gehöre dieses Jahr zu den Betroffenen, die mit zusammengekniffener Lippe und verkrampften Lächeln Freunden am Check-In-Schalter winken und vorab brav als Styling-Support die passenden Strandoutfits zusammengestellt haben. Das der eigene Urlaub ausnahmsweise vorverlegt wurde und ich bereits einen spannenden Monat in Asien verbringen durfte, klammere ich an dieser Stelle aus (Urlaub kann man bekanntermaßen nie genug haben). Kaum zurück in den eigenen vier Wänden, packt mich dann endgültig das Fernweh. Der Alltag gehört ausgeblendet, wahlweise habe ich mich mit den neuesten Magazinen eingedeckt, alternativ blättere ich durch Scott Schumans „Closer“, „The New York Times 36 Hours“-Bände von Taschen oder surfe im Internet.

Hin und wieder kommt es aber auch vor, dass ich allen Mut zusammen nehme und auf alte Fotoalben zurückgreife: „Da war noch alles schön“, „tolle Palmen“ und „schau` dir das Wetter an“ hört sich angemessen wehleidig an, spätestens bei den Ganzkörperaufnahmen muss ich jedoch oftmals schlucken und verwehre mir tröstende Kommentare. „Colour-Blocking olé“, denke ich mir dann schlagartig, blättere im vorherigen Jahr und ertappe mich beim selben Gedanken. Gähnende Langeweile, bloß nicht auffallen, hieß wohl damals die Devise. Erst seit geraumer Zeit wandern, neben den wohlgeschätzten Cos-Basics, erste Print- und (echte) Musterteile in den Koffer. Aztekentrends, dezente Leo-Looks oder großflächige Logos lassen mich beruhigt durchatmen, Alibi geglückt.

In der Realität bleibt es trotzdem bei der zurückhaltenden Uniform, der Rest liegt unangetastet im Koffer. Wie kann das sein? Ich schätze mich selber als experimentierfreudig ein, tanze stundenlang in extravaganten Errungenschaften vor dem heimischen Spiegel und galt selbst in der Schule dank meines gewagten Auftretens eher als Sympathisant eines Paradiesvogels als der einer Grauen-Mäuse-Armee. Wie dem auch sei, einer Konfrontation kann ich mich nicht entziehen, der nächste Urlaub mag über kurz oder lang kommen. Meine aktuelle Therapieform lautet „DRMTM“ (DReaMTeaM), kommt aus Düsseldorf und überzeugt durch florale Tropen-Prints, kräftige Farben und ansprechende Schnitte.

Kappen, Shorts und Sweater? Probiere ich alles aus, nicht nur für den Urlaub. Wie es der Zufall will, haben die Macher hinter dem Label bewegtes Bildmaterial zum aktuellen SS2014 „Slow Life Lover“-Lookbook veröffentlicht. Klasse Inszenierung, schöne Menschen und ganz nebenbei (für alle, die des Fahrrads in meinen Artikeln überdrüssig sind, weiterscrollen), tolles Bike. Die Kollektion, wie kann es für mich Grünschnabel passender sein, ist eine Hommage an das unbeschwerte Lebensgefühl der 90er: „Zeit, Geld und Macht für einen Moment außer Acht lassen und zurück zum natürlichen Rhythmus des Lebens kehren.“ Endlich mal ein vernünftiger und weiser Pressespruch, jawohl! Ich muss jedoch zugeben, dass mein Lebensrhythmus damals primär aus Kindergarten und Grundschule bestand.

PS: Falls man mich suchen sollte, ich mache Kurzurlaub vor der benachbarten Häuserzeile. Emiliana Torrinis Horror-Hit „Jungle Drum“ und Tropen-Outfit inklusive.

  • thomash
    11. Juni 2014 at 16:57

    klasse artikel! ein grund mehr, den sommer zuhause zu verbringen und erst wegzufahren, wenn die anderen wieder zuhause sind.

  • Horst
    11. Juni 2014 at 21:26

    sehr schön, erinnert ein wenig an AMI, was ja nichts schlechtes ist 😉

  • PeterKempe
    11. Juni 2014 at 22:32

    Peter Love! Weil ich ja auch die Ami Sweatshirts liebe,sind diese natuerlich auch auf meiner Wunschliste :-))))

  • Siegmar
    12. Juni 2014 at 11:49

    die Klamotten sind nicht so meine, das Bike ist aber mehr als super !

  • Julian Gadatsch
    14. Juni 2014 at 12:21

    @thomash: Momentan spielt das Wetter ja zum Glück mit, da macht der Heimaturlaub doppelt Spaß!!
    @Horst&PeterKempe: Von den Pullis bin ich schwer begeistert und gebe unumwunden zu, dass ich sie erst durch euren Tipp kennengelernt habe!! Sehr schöne Modelle!!
    @Siegmar: Das Fahrrad ist einfach spitze, ich gebe dir völlig Recht! Bei den Klamotten habe ich gezielt Muster & Print aus dem Lookbook ausgewählt, es gibt jedoch auch Alternativmodelle.

    LG an alle und ein schönes, hoffentlich warmes (Heimats-)urlaubswochenende,

    Julian

  • Die Woche auf Horstson | Horstson
    15. Juni 2014 at 11:19

    […] 2) Sehr 90er: Jans derzeitiger Lieblingssong kommt von Kiesza – “What is love”! 3) Großstadtdschungel: Julian nahm uns mit in den Musterurlaub. 4) Großartig: Tilda Swinton ist “das […]