Männermode

Kim und Kenny

(Dior Herbst-Kollektion 2021; Foto: Alfredo Piola)

Ihr werdet es gesehen haben: Dior präsentierte in Peking die Herbstkollektion 2021 aus der Designfeder von Kim Jones. Dass die Schau rein virtuell inszeniert wurde, lag zum einen natürlich an der aktuellen Situation: Kaum jemand dürfte derzeit auf die Idee kommen, einmal um den halben Globus zu reisen, nur um eine Modenschau von der Front Row aus zu verfolgen. Auf der anderen Seite hat der künstlerische Direktor der Menswear von Dior in der Präsentation die Tradition des Hauses mit digitaler Innovation verbunden. Um dieses Kunststück zu schaffen, holte Kim Jones den Künstler Kenny Scharf mit ins Boot.
Die Partnerschaft zwischen Dior und Kenny Scharf entstand in Zusammenarbeit mit dem Lizenzgeber Artestar, der hochkarätige Künstler, Fotografen, Designer und Kreative – neben Kenny Scharf zum Beispiel auch Robert Mapplethorpe, Keith Haring und Jean-Michel Basquiat – vertritt.

Dior Herbst-Kollektion 2021; Foto: Adrien Dirand

Es ist fast schon eine Tradition, dass Kim Jones mit der Nähe zu Kunst eine Brücke zu seinen Aktivitäten schlägt – Jones‘ Zusammenarbeiten mit Daniel Arsham, Kaws und Shawn Stüssy gelten als wegweisend. Der Brite scheint sich nicht nur als Modedesigner, der sozusagen tragbare Gebrauchskunst entwirft, zu verstehen, sondern auch als Förderer und Kurator von Popkultur – eine Herangehensweise, die in der Präsentation der Herbstkollektion 2021 widerhallt.
Kenny Scharf, bekannt für Popkultur, Street Art und Science-Fiction, steuerte Cartoons mit surreal verzerrten Formen und Figuren bei, die auf den ersten Blick zwar typisch für seinen Stil sind, aber gar nicht zu Dior passen mögen.
Spätestens auf den zweiten Blick wird aber klar, dass die Kollektion durch Scharf an Tiefe gewonnen hat. In den Ateliers wurden die Werke des Künstlers anhand von traditionellen sowie neuen Teilen in Form von Drucken und Stickereien übersetzt, wodurch Bilder entstanden, die die Tiere des chinesischen Tierkreises symbolisieren. Nicht das erste Mal, dass China für das Luxusmodehaus die Inspirationsquelle war: Christian Dior, wie auch seine Nachfolger Yves Saint Laurent und Marc Bohan, ließen sich in der Designsprache von dem Land beeinflussen, übrigens ohne jemals da gewesen zu sein – sie schufen eine Fantasie, einen Traum von China, wie sie es aus der Ferne sahen. Und zum Träumen regt die Herbstkollektion definitiv an.

Kim und Kenny haben mit großer (und aktuell notwendiger) Leichtigkeit chinesische Techniken und Materialien mit der Sprache einer französischen Couture-Maison verbunden und so ganz nebenbei den Beweis abgeliefert, dass Begehrlichkeiten geweckt werden können, von denen man nicht in den kühnsten Träumen gedacht hätte, dass sie überhaupt in einem schlummern.

  • vk
    10. Dezember 2020 at 12:43

    abgesehen davon, dass ich wirklich nicht zielgruppe bin, glaube ich doch mit wohlgewogener ueberzeugung sagen zu koennen: das ist ganz, ganz grauenvoller mist.

  • Schotmann
    11. Dezember 2020 at 11:37

    Ich sammle Kenny Scharf Original Kunst ..trotzdem muss ich Dir zustimmen diese Diorcap..ist das einzige was wirklich toll ist aber würde ich als Kunst an die Wand hängen..schmunzel