Ausstellung

Karl, Meister der Fotografie

(Karl Lagerfeld; Bild: Chanel)

Die Modewelt hat eine zutiefst turbulente Woche hinter sich: Karl Lagerfeld stirbt, eine der letzten wirklich großen Ikonen. Die Branche steht (verständlicherweise) Kopf, trauert und ruft auf vielen Kanälen Erinnerungen wach. Die sozialen Medien explodieren förmlich vor flächendeckender Anteilnahme, tausendfach geteilte Beiträge fluten das Netz. Eine Hommage hier, Hunderte da. Fotos über Fotos, charmante bis wenig charmante Videoschnipsel von, mit und über Wegbegleiter des gebürtigen Hamburgers. Klar, sämtliche Tageszeitungen/ Magazine berichten – urplötzlich kannten den global gefeierten Modedesigner fast alle Redakteure persönlich. Klar: immer auch aus nächster Nähe, sodass gut und gerne aus dem Nähkästchen geplaudert werden kann. Ich muss gestehen, dass mir der ein oder andere Beitrag zuwider war, schlichtweg einen Tacken zu dick aufgetragen.

Ich bin mir sicher, dass Lagerfeld jede Menge Bekannte und „Freunde“ (das geht, wie wir wissen, in der Branche verflixt schnell bei steigendem Erfolg und dreht sich oftmals schneller als der Wind bzw. drohende Abstieg) hatte und die ein oder andere Anekdote an dieser Stelle ihren verdienten Platz gefunden hat. Trotzdem, und das ist nur meine eigene Wahrnehmung aka Meinung, werden an vielerlei Stelle Heroisierungen vorgenommen, die bis zum krebskranken Kind reichen und objektiv gesehen weniger sein verflixt weitreichende Oeuvre ehren, als dass sie wie wichtigtuerische Lobhudeleien à la „ich kannte ihn viel näher als X,Y oder Z“ klingen. Platt ausgedrückt und traurige Realität: Lagerfeld kann sich an dieser Stelle nicht beschweren, Einspruch einlegen oder medienwirksam den Kopf schütteln – das ist, und das meine ich ohne irgendwelche Berührungspunkte, sehr schade. Seine spitze Zunge, die oftmals ironisch in den Medien (früher vermehrt in Interviews und Talkshows, heute aufbereitet in GIF’s bei Facebook und Instagram) nachhallte, wird fehlen.

Natürlich, und diese Positionen wurden in den letzten Tagen auch immer lauter, war er nicht unfehlbar und hätte an mancherlei Stelle garantiert seinen Schnabel lieber halten sollten. Da waren jede Menge unschöne Statements, die in keinerlei Weise schöngeredet werden sollten und dürfen. Trotzdem wird da jemand fehlen, der ziemlich konkret und zielgerichtet Dinge auf den Punkt gebracht hat. Man darf nicht vergessen, dass sein Hauptjob eigentlich immer der Mode galt. Polarisiert hat er nicht nur dort, eine Aufzählung wie und wo Lagerfeld seine Meinung alles kundgetan hat, wäre an dieser Stelle sinnlos. Aber, und damit kommen wir auch auf unsere Horstson-Empfehlung des Tages, er war ja nicht nur in aller Munde, sondern oft bzw. weit verbreitet sichtbar. Nicht nur er selbst, mal als Fell-Mini auf dem Laufsteg oder auf zahlreichen Fotoaufnahmen. Auch und gerade seine Bildkompositionen.

Seine Fotografien gab es in unzähligen Zeitungen, Magazinen oder Ausstellungen zu bestaunen: Große Kampagnen, die er selber geschossen hatte. Intimere Momente, die er mit der Kamera aufnahm. Portraits von Künstlern, Landschafts- oder Architekturaufnahmen wie z.B. seine Eiffelturm-Serie. Die Galerie Gmurzynska in Zürich zeigt eine Auswahl dieser Momente, festgehaltene Situationen – oftmals im klassischen Schwarz-Weiß komponiert – von Kaiser Karl persönlich. Frau Krystyna Gmurzynska ist dabei nicht irgendein Name, eine ferne Figur, die dem Modedesigner ggf. mal auf einem Event die Hand geschüttelt oder Interviewfragen beantwortet hat, und die nun bestmöglichen Profit aus dem Ableben Lagerfelds schlagen möchte. Durch ihre Galerie in Zürich verbindet sie eine lange gemeinsame Vergangenheit und Freundschaft mit dem Fotografen Lagerfeld – mehr als 20 Jahre haben sie auf kreativer Ebene zusammengearbeitet und vielfältig Ausstellungsformate präsentiert.

1996 wurden erstmalig Arbeiten von Lagerfeld in ihrer Galerie präsentiert, seitdem sind immer wieder Fotografien und -bände in enger Zusammenarbeit entstanden. Jetzt wird mit „Hommage an Karl Lagerfeld“ eine Ausstellung gezeigt, die bis Mitte Mai diesen Jahres in Zürich zu bestaunen ist. Viel Aufhebens oder Medienspektakel wurde hierfür nicht betrieben, durchaus sympathisch. Ausufernder Presserummel? Fehlanzeige! Unaufgeregt-angemessen ist die Hommage an diejenigen adressiert, die genau eins wollen: Ohne eitle Nebenschauplätze und modebranchentypisches Tamtam die faszinierenden Fotoarbeiten eines Allround-Genies bestaunen! Ein Besuch in der Schweiz ist somit fest in meinem Kalender angestrichen…

Falls jemand vor Ort sein sollte, oder in nächster Zukunft einen Besuch in Zürich geplant haben sollte: Ich freue mich über eure Eindrücke! Ansonsten wünsche ich euch eine gute Zeit und bin auf euer Feedback gespannt!

Hommage an Karl Lagerfeld
Galerie Gmurzynska Zurich
Talstrasse 37, 8001 Zürich

Öffnungszeiten: Montag bis Freitag, 10 bis 18.30 Uhr. Samstag von 10 bis 16 Uhr.

Die Ausstellung „Hommage an Karl Lagerfeld“ läuft noch bis zum 15. Mai 2019.

  • siegmar
    2. März 2019 at 11:34

    das Foto von ihm ist großartig.