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Ist das Kunst oder pure Verzweiflung im Rennen um die besten Editorials?

Jeder Editor in Chief will und muss der oder die Beste sein. Höher, schneller, weiter, das ist die Devise, auch und erst recht bei den Ideen für die Bildergeschichten, in die man all die schönen Kleider packt, die wir kaufen sollen. Das Rennen wurde in diesem Jahr von der Italienischen VOGUE eröffnet, die ihren Haus- und Leibfotograf, Steven Meisel, für das größte Editorial im Magazin die Key Pieces aus den Kollektionen der großen Luxuslabels inszenieren ließ.
Und zwar im Stile von Home Order Television Channels. Da staksen und stehen Meisel Lieblingsmodels wie Natasha Poly und andere in sündteuren Kreationen von Gucci, Louis Vuitton und Kollegen in einem gleißend hell ausgeleuchteten Studio rum, dessen Ambiente man nur als desillusionierend bezeichnen kann.
Ich will mich hier gar nicht lange darüber ausbreiten, wie gut oder weniger originell ich die Umsetzung der um Schrillheit bemühten Idee finde … Viel interessanter ist die Frage, wie gut kommen die Luxusklamotten dabei zur Geltung, die ja zumindest zum Teil auch von Steven Meisel für die Anzeigen-Kampagnen der Labels abgelichtet wurden. Und das naturgemäß ganz anders.

Wie genau kann man sich das schlüssig machen, wenn die Darstellungsformen der Labels und die Präsentationen in Editorials für Hochglanzmagazine meilenweit auseinander driften. Louis Vuitton hätte Meisel wohl kaum eine Kampagne mit Shopping Channel Ambiente abgekauft. Aber vergleicht einfach mal, wie sublime die feinen Sonntagskleidchen, wie ich sie im Kollektionsbericht nannte, von Meisel für den Kunden Louis Vuitton in Szene gesetzt wurden. Man möchte meinen, hier geht es um Zartheit und einfach alles, inklusive der artifiziell wirkenden Models und der pastellfarbenen Lichtstimmung sollte den Stil der feinen Kleider subtil visualisieren. Was auch gelang. Für die Italienische VOGUE scheint das weniger relevant zu sein, wie man sich als Frau fühlen will, die beim Blättern durch das Heft von unbändiger Sehnsucht erfüllt werden soll, schon bald in diesem oder jenem Kleid zu stecken und sich darin wunderschön zu fühlen.
Da driften doch zwei Welten, die untrennbar miteinander verbunden sind, da sich Hochglanzmagazine durch die Anzeigen und PR-Obolusse genau dieser Marken finanzieren, leicht auseinander. Chefredakteure kämpfen Seite an Seite mit ihren Hoffotografen darum, das Heft mit den spektakulärsten Fotogeschichten in den Markt setzen zu können …. was auch von Teilen der Öffentlichkeit der Insider goutiert oder besser gesagt akklamiert wird. Aber die Identität der großen Labels, deren Klamotten darin gezeigt werden, findet heute fast nur noch in sehr guten Studio-Editorials Raum.

Steven Meisel hin oder her, er ist einer der fünf Besten, aber ich glaube nicht daran, dass diese Home Order Television Idee irgendjemand rund um den Erdball, der exklusive Kleider weit jenseits der zwei- oder dreitausend Euro mit Begeisterung kaufen soll, hinter dem Ofen hervorlockt.

So bleibt bei mir am Ende der Eindruck hängen, dass es bei manchen Editorials heute ein wenig zu sehr um den Ruf von Wildheit und Avantgarde-Mut des Fotografen und der Chefredakteurin geht …. aber was sagt ihr denn dazu?

  • Horst
    7. Januar 2012 at 16:29

    ich mag das 😀

  • Maurice
    7. Januar 2012 at 16:40

    Mr. S. Meisel … „er ist einer der fünf Besten,“
    Wer, aus Sicht der Horst_Redaktion, macht
    die 5 vollstaendig ?

  • blomquist
    7. Januar 2012 at 16:44

    Ich mag die Louis Vuitton Kampagne wahnsinnig gerne.
    Aber ich muss sagen das mir das Filmchen der Vogue auch gut gefällt…das Editorial muss ich mir dann mal ansehen…

  • Daisydora
    7. Januar 2012 at 16:54

    @Maurice

    Damit ist eine reine fachliche Sicht gemeint, die sich auf Mode und Werbung für Luxusgüter bezieht, die für den Magazinleser oder Seher nicht unbedingt bindend ist.

    Annie Leibovitz
    Peter Lindbergh
    Steven Meisel
    Steven Klein
    Bruce Weber oder Terry Richardson 🙂

    @Horst

    Das darf man …:-)

    @blomquist

    Ich finde die LV Kampagne von den Models her total langweilig und beliebig, aber die Inszenierung und Fotografie sehr gelungen und auch passend zur Kollektion. 🙂

  • muglerette
    7. Januar 2012 at 22:18

    das ist seit langem die coolste und humorvollste geschichte die ich gesehen habe……….wooooow and steven and his team did it again!!!

    fotografen

    steven meisel
    steven klein
    willy vanderperre
    david sims
    mario sorrenti

  • Daisydora
    8. Januar 2012 at 00:17

    @muglerette

    Ich habe elektronische Portfolios der wichtigsten hundertfünfzig Fotografen der Welt, in denen deren gesamtes Schaffen, alle Editorials und Werbekampagnen auf hunderten Seiten abgebildet sind und denen zufolge und demnach, was der Markt in Aufträgen der Labels und Luxusmarken in jeder Saison abbildet, stimmt meine Liste.

    David Sims ist bei Studio-Shoots für Editorials sicher ganz vorne, so wie Craig Mc Dean oder nur zum Beispiel Phil Poynter, aber bei Editorials und Advertisements gibt es einige Bessere. Und Mario Sorrenti ist ohne Frage sehr ideenreich und toll, aber eben auch nicht bei jeder Produktion gleich gut.

    Willy Vandeperre hat ab und zu was Gutes, dazwischen ist er nur überschätzt und langweilig. Von den bedeutungsschwangeren Filmchen ganz zu schweigen.

    Und Peter Lindbergh würde selbst ein Fertigteilhaus oder ein Auto viel besser fotografieren, als alle Spezialisten.

  • muglerette
    8. Januar 2012 at 10:03

    @ daisydora

    das war ja auch nur meine persönliche favoritenliste

    🙂

    p.s. da bin ich neidisch!!

    natürlich geht aber auch nichts über

    chris von wangenheim
    newton
    guy bourdin
    avedon
    irving penn

  • Maurice
    8. Januar 2012 at 11:38

    Hola @Daisydora
    vielen Dank. Mr. Richardson trifft nicht wirklich meinen Geschmacksgaumen, aber der andere (bekannte) Personenkreis offenbart mir nichts neues, was der Bewunderung eben jenem nicht mindert.
    Mein persoenlicher Fav. – R. Mecke

  • Daisydora
    8. Januar 2012 at 14:14

    @muglerette

    Musst du nicht sein, ist ja nur Arbeitsmaterial …

    Die finde ich auch alle sehr gut und noch einige mehr, entscheidend ist ja bei meinem Blickwinkel nur, wen man einem Kunden empfehlen würde, bei entsprechender Aufgabenstellung, damit sicher gestellt ist, dass das Ergebnis hundertprozentig top ist, damit man das Zeugs in den Magazinen dann auch nicht überblättert … 🙂

    @Maurice

    Gerne …

    … das mit Richardson ist OK, aber viele kennen die tollen, sehr klassischen und frischen Werbekampagnen nicht, die Richardson Jahr für Jahr macht, weswegen er sehr gerne von Kunden gebucht wird …

    Mecke ist sicher gut und kann was, aber die internationalen Größen haben schon so viele gewaltige Editorials und große Kampagnen fotografiert, dass sie technisch und von der Vielfalt der Ideen her einfach ein Stück voraus laufen können ….. 🙂