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Haters gonna Hate

(„Weirdo“; Bild: Diesel)

Was haben Lena Dunham, Emily Ratajkowski, Cara Delevingne, Suki Waterhouse und Paloma Elsesser mit Nicki Minaj, Gucci Mane, Bella Thorne, Bria Vinaite, Tommy Dorfman, Miles Heizer, Yovanna Ventura, Barbie Ferreira, Yoo Ah-In und Jonathan Bellini gemeinsam? Auf den ersten Blick nicht viel, allerdings setzen sie sich allesamt für Anti-Cybermobbing-Kampagnen ein: Dunham, Ratajkowski, Delevingne, Waterhouse, Elsesser & Co. für das Label LPA und Minaj, Mane, Thorne, Dorfman & Co. für Diesel.

Beide Kampagnen spielen mit identischen Stilmitteln, indem sie sich die Hasskommentare, die die Celebritys bekommen haben, zu eigen machen. Die Idee, sich in dieser Form diskriminierende bzw. verletzende Wörter und Sätze anzueignen, ist nicht neu, so eröffnete zum Beispiel Anfang der 1990er-Jahre die „Schwule Sau“, ein schwul-lesbisches Kultur- und Veranstaltungszentrum in Hannover.
Die Wirkung der Diskriminierung wird durch diese Aneignung ein Stück weit entkräftet und im besten Fall sogar komplett umgekehrt: Das Wort ‚Queer‘ wurde lange Zeit als Schimpfwort benutzt, bis im Laufe der 1980er-Jahre vor allem im Zuge der ACT-UP-Protestbewegung während der AIDS-Krise das Kunststück gelang, das Wort im öffentlichen Diskurs neu, ja, sogar positiv zu besetzen.

Bei LPA ging dieser eigentlich positive Ansatz gehörig in die Hose: „Being fat is not beautiful. It’s an excuse“ (also: „Fett sein ist nicht schön. Es ist eine Ausrede“) ist der Spruch, den Paloma Elsesser, ein Plus-Size-Model, beigetragen hat. Klar, einen solchen Kommentar möchte man nicht bekommen, ihn aber auf ein Sweatshirt zu drucken, macht ihn zur Diskriminierung anderer. Es folgte ein gehöriger Shitstorm, der sich auch über Revolve, also dem Onlineshop, über den die Kollektion vertrieben werden sollte, ergoss. Revolve nahm die Shirts dann von der Seite.
Etwas anders sieht es bei Diesel aus: Nicki Minaj steuerte für die „Haute Couture“-Kollektion (also mit durchgestrichenem „u“) ihren nicht nett gemeinten Beinamen „The Bad Guy“ bei, wohingegen sich Gucci Mane schon „Fuck You, Imposter“ anhören musste. Bella Thorne wurde als „Slut“ bezeichnet und Tommy Dorfman als „Faggot“. Diesel hingegen musste sich nicht nur einmal nachsagen lassen, dass „Diesel is Dead“ und „Diesel is not cool anymore“ sei.
Doch klickt Euch am besten selbst durch eine Auswahl der „Haute Couture“-Kollektion:

Die Kollektion ist ab sofort online und in ausgewählten Diesel-Stores erhältlich. Ab 6. Oktober bietet Diesel dann die Möglichkeit, die „Haute Couture“-Kollektion individualisieren zu lassen. Mit den Einnahmen aus dem Verkauf der „Haute Couture“-Kollektion unterstützt Diesel übrigens die Anti-Bullying- und Cyberbullying-Programme der OTB Foundation.

Ob die „Haute Couture“-Kollektion im Ergebnis das bringt, was sie sich als Ziel gesetzt hat, also ein Zeichen gegen Cybermobbing zu setzen, wird sich zeigen. Ich mag allerdings den Ansatz, Mode wieder politischer und gesellschaftlich unbequemer zu machen.