Handwerk

Glashütte Robert Comploj – Der Kristallvirtuose

(Foto: Mit freundlicher Genehmigung Glashütte Robert Comploj)

Zwei Mal im Jahr wird auf der Maison & Objet in Paris alles präsentiert, was in den nächsten Monaten dann in Möbelgeschäften oder bei Innenausstattern zu sehen ist. Anfang September hatte ich die Möglichkeit, mich mit dem österreichischen Glaskünstler Robert Comploj aus Traun in der Nähe der oberösterreichischen Metropole Linz zu unterhalten, der dort seine Glaskollektion präsentierte. ‚Glaskollektion‘ hört sich zunächst altmodisch an; aber im Gegenteil – das Kristallhandwerk hat in den letzten Jahren einen großen Sprung gemacht, wie die deutsche Glashütte Theresienthal aus dem Bayerischen Wald oder die Kreationen der Wiener Manufaktur J. & L. Lobmeyr bewiesen haben.
Bei Robert Comploj ist allerdings alles anders, denn er ist ein Einzeltäter aus Überzeugung. Ein Mensch, der sich einen Traum wahr gemacht hat – allerdings nicht unter den leichtesten Umständen.
Glashuette Comploj
Foto: Mit freundlicher Genehmigung Glashütte Robert Comploj

Es gibt vermutlich keinen besseren Zustand, das zu tun, was man am meisten liebt und mit der Materie zu arbeiten, von der man träumt. Comploj ist ein Beispiel dafür, dass man täglich seinen Traum leben kann, wenn man alles daran setzt. Handwerk hat goldenen Boden und das nicht im wirtschaftlichen Sinne, sondern in der Art, seine eigenen Visionen in Produkte und Kunsthandwerk umzusetzen.
Die Materie Glas fasziniert den 1982 in Tirol geborenen Robert Comploj so sehr, dass er alles darüber wissen möchte. Nach seinem Abitur hat erstmal etwas völlig anderes gelernt, doch der Gedanke an das heiße Material, das erst bei über 1.200 Grad aus drei Komponenten verschmilzt, nicht los und so beginnt er 2001 im Glashandwerk zu arbeiten. Er besucht eine Glasfachschule, belegt Meisterklassen und assistiert namhaften Glaskünstlern. Sein Ziel war klar: Er will nicht das machen, was Generationen vor ihm gemacht haben.
Wie im 19. Jahrhundert geht Comploj auf die „Walz“, um jede Facette des Handwerks kennenzulernen und die einzelnen Unterschiede der Kulturen zu erfahren. Er arbeitet in schwedischen und dänischen Traditionsbetrieben, bei avantgardistischen nordischen Glaskünstlern, in amerikanischen Hütten, deutschen Firmen und tschechischen Manufakturen. Nebenbei entwickelt er seinen eigenen Stil, lernt die Techniken der italienischen Murano-Legenden der Renaissance und macht seine ersten Ausstellungen mit Unikaten.

Glashuette Comploj Foto: Mit freundlicher Genehmigung Glashütte Robert Comploj

Ein eigener Betrieb ist sein Traum und trotz Krise im Kristallhandwerk und immer weniger eigenständiger Hütten lässt er sich nicht abschrecken, seinen eigene Glashütte zu planen. Verheiratet mit Kind und dann eine eigene Glashütte zu begründen, ist nicht gerade ein Klacks. Allein die teuren Öfen und den hohen Energiebedarf, den man durchgehend zum Produzieren braucht, schlägt ein großes Loch in die Kasse. Doch Robert Comploj schafft es, die Banken von seinem Konzept zu überzeugen und weiß, dass er nichts anderes auf der Welt will, als seinen eigenen Betrieb ganz nach seinen Vorstellungen und mit einer angeschlossenen Galerie. Dafür will er alles tun und der Traum wird wahr.
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„Roxy“; Foto: Mit freundlicher Genehmigung Glashütte Robert Comploj

Die Kollektion, die in den nächsten zwei Jahren entsteht, vereint traditionelle Techniken, wie sie die Venezianer jahrhundertelang zu schützen versuchten. Sie ließen den Arbeiter nicht von der Glasinsel Murano, damit sie die Geheimnisse der Farben und deren Zutaten nicht verraten konnten.
Robert Complojs Candy Baskets, seine Tears Vasen oder seine Roxy Vasen passen ebenso zu klassischem Interieur, wie sie auch das italienische oder nordische Mid Century wirkungsvoll ergänzen. Die Strukturen im Zusammenspiel mit den Farben wirken raffiniert, aber zugleich modern und selbstverständlich. Dabei sind es alles Unikate, zu hundert Prozent von Hand von ihm hergestellt und das zu erstaunlichen Preisen. Kein Wunder, dass internationale Galerien und luxuriöse Departmentstores schnell auf ihn aufmerksam wurden und seine trendsetzende Kollektion in ihrem Sortiment führen.
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„Candy Couture“; Foto: Mit freundlicher Genehmigung Glashütte Robert Comploj

Ein großes Projekt konzipierte Robert 2014: Im Auftrag von Red Bull fertigte Comploj das berühmte Markenzeichen des Unternehmens aus Glas – und lässt den Stier durch 1.340 handgefertigte Kristallglaskugeln und mit einem Gewicht von über einer Tonne als Installation von der Decke des Welcome Center am Red Bull Ring in Spielberg abhängen. Sowohl die Glaskugeln aus Kristallglas, die Farbe und die Hängevorrichtung der Installation wurden speziell für diese Arbeit entwickelt und produziert.
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„Tears“; Foto: Mit freundlicher Genehmigung Glashütte Robert Comploj

Wer mehr über Robert Comploj und seine Produkte erfahren will, sollte seine Internetseite besuchen oder ihn in der Glashütte in Traun besuchen. Ein faszinierendes Handwerk und eine tolle Persönlichkeit – Menschen, die ihre Träume wahr machen, strahlen ein Gefühl der Freiheit aus und können einfach schöne Dinge schaffen. Das merkt man Robert Comploj an.

Glashütte Comploj
Fabrikstraße 9
4050 Traun
Österreich
glashuettecomploj.at

  • Siegmar
    13. Oktober 2016 at 16:07

    Diese Berichte liebe ich bei Horston, großartig !

  • Monsieur Didier
    13. Oktober 2016 at 18:54

    …tolle Stücke…
    ich bin sehr, also SEHR beeindruckt…!

  • Horst
    13. Oktober 2016 at 19:53

    Super! Favorit ist Tears!

  • Die Woche auf Horstson – KW 41/2016 | Horstson
    16. Oktober 2016 at 13:20

    […] Peace! Bevor ich mir gleich die Jeansjacke überwerfe und zum sonntäglichen Spaziergang in der Hafencity aufbreche, ist es wieder an der Zeit für unseren Wochenrückblick. Diesmal mit: 1) Zayn Malik – Ex-Mitglied von One Direction – entwirft für Versus Versace eine Capsule Collection. 2) Glaskollektion? Hört sich zunächst altmodisch an. Robert Comploj beweist das Gegenteil. Peter traf den Künstler auf der Maison & Objet in Paris. […]