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Fester Glaube, in der Waschmaschine waschbar bis 90 Grad? x Muslim-Message-T-Shirts von Styleislam

Ich gebe es zu, ich hab’s ja schon sehr mit bedruckten T-Shirts und ich habe auch an Ostern ganz freiwillig den kleinen Modebericht zu den prachtvollen Roben des Heiligen Vaters und seiner Gefolgschaft geschrieben. Aber als euer Lieblingsblogger Horst mir schon am vergangenen Freitag den Tipp gab, ich könnte doch über das erfolgreiche Label Styleislam schreiben, das er im Spiegel entdeckt hatte, da war ich sehr unsicher, ob ich dazu trotz meiner verkorksten und eher nicht mehrheitsfähigen Haltung, der zu Folge jede Religion Folklore ist, in der Lage sei…. Da das beileibe nicht der erste Bericht wäre, den man als Daisy-Fehlversuch bezeichnen könnte, getraue ich mich nun doch drüber.
„Terrorism has no religion“, das ist eine der Botschaften, die man bei Styleislam seit einigen Jahren auf Buttons und T-Shirts druckt, und zwar so erfolgreich, dass man von einem Label sprechen kann. Ursprünglich ging es dem Grafiker Melih Kesmen aber nicht um eine erfolgversprechende Geschäftsidee, als er vor fünf Jahren auf ein T-Shirt das Bekenntnis „I Love My Prophet“ druckte. Dass daraus dann im Lauf der Jahre doch die Idee zu einem profitablen Modeunternehmen entstand, hat mit der überwältigenden Resonanz zu tun, die dieses erste T-Shirt mit dem Bekenntnis zu Alah auslöste. Heute ist Styleislam ein deutsches Unternehmen mit sieben Mitarbeitern und dem Geschäftsgegenstand: Urbane Kleidung mit muslimischen Botschaften.

Als ich diese Eigenaussage gelesen hatte, tauchten Reihenweise Bedenkenträger der westlichen Welt vor meinem geistigen Auge auf, die in der Aussage Urbane Kleidung mit muslimischen Botschaften auf jeden Fall einen Widerspruch in sich sehen würden. Schwarz-Weiß gedacht lässt sich auch das Thema der Kluft zwischen den Weltreligionen besser in Schubladen verstauen…. Und jeder von uns kennt Leute, die tatsächlich denken, in Istanbul oder Ankara läuft man überwiegend verschleiert durch Gassen und Straßen und jeder Türke ist praktizierender Muslim.
Die ersten Erfahrungen mit seinen T-Shirts hat Kesmen 2005 in London gesammelt, wo man ihm das T-Shirt vor Begeisterung, so der Erfinder, am liebsten vom Leib gerissen hätte. Das ist umso verwunderlicher, als durch die Gewalt, die mittelbar durch die Veröffentlichung der Mohammed Karikaturen in der dänischen Zeitung „Jyllands-Posten“ ausgelöst wurde, gewalttätige Proteste und Terroranschläge auch Menschenleben forderten. Kesmen ging es darum, ein Zeichen dagegen zu setzen, dass man seine Religion mit Hass und Gewalt verband.

Ob das tatsächlich bei den unbeirrten Sarrazynisten funktioniert hat, darf bezweifelt werden. Ich glaube, dass solche Botschaften eher ein gutes Gefühl bei denen auslösen, die ohnehin mit Durchblick gesegnet sind. Aber das bedeutet nicht, dass ich der Idee gar nichts Positives abgewinnen kann. Ich finde es gut, wenn junge Leute ganz selbstverständlich ein selbstbewusstes Leben für sich einfordern, gerade weil es an der Schnittstelle der Kulturen mehr Missverständnisse als klare nachvollziehbare Positionen gibt. Mir ist da aber auch bei allen Religionsvertretern zu viel Druck im Kessel. Schließlich gibt es weltweit Studien, die belegen, dass die eigene Religion auch bei denen zu einem reflexhaften Verhalten und Empörung führt, die zur Mehrheit der nicht praktizierenden Gläubigen einer Religion zählen. Mögen sich die muslimischen Pendants zum Taufscheinkatholik scheinbar noch viel artiger dem Willen der Prediger und Kirchenoberhäupter beugen, die Gedanken der Menschen sind auch hier völlig frei…. und das Versprechen der Einhaltung der Zehn Gebote verkommt nicht selten zum Lippenbekenntnis…..

Die Kollektion von Styleislam wird mittlerweile in alle Welt verkauft. Shops gibt es bisher in Riad, Istanbul und Medina. Zur Zeit sucht man in Duisburg und Dortmund nach einem geeigneten ersten Standort für einen Styleislam Shop. Dort werden dann neben den schon erwähnten Botschaften Sprüche wie „Make Çay Not War“ (Macht Tee, keinen Krieg), „Du’a – The Weapon Of The Believer“ (Bittgebete – die Waffen eines Gläubigen), „Hijab – My Right, My Choice, My Life“ (Das Kopftuch – mein Recht, meine Entscheidung, mein Leben) oder „Salah – Always Get Connected“ (Das Gebet – verbinde Dich immer) auf T-Shirts, Hoodies, Babystrampler, Armbändchen, Taschen und so weiter gedruckt, ganz ohne Glaubensbekenntnis an jeden Kunden mit Sendungsbewusstsein verkauft werden…

Wer gerne ein Shirt mit dem Aufdruck „Jesus Was A Muslim“ gekauft hätte, kommt allerdings zu spät. Das hat man nach Protesten aus Bayern freiwillig aus dem Programm genommen. Herrschaftszeiten noch a’moi, dös wär‘ ja noch schöner, do könnt‘ ja jeder daherkommen und so was behaupten. Wo wir Taufscheinchristen doch ganz genau wissen, wie das mit Jesus wirklich war…
So ein Thema schreit geradezu danach, dass ihr euch einschaltet, liebe Leser, sagt ihr mir bitte, was davon zu halten ist. Ist Styleislam nur eine clevere Geschäftsidee oder doch mehr? Auf jeden Fall hat sich euer Lieblingsblogger Horst, im Herzen ganz investigativer Vollblutjournalist, dahinter gesetzt, Melih Kesmen um ein Interview zu bitten, das wir euch, falls er unsere Fragen brav beantwortet, zu späterem Zeitpunkt bringen werden…

  • Mia
    6. Mai 2011 at 09:38

    Könnte vielleicht blöd werden, wenn (christliche) Menschen sich das anziehen, meinen es wäre ein gelungener Scherz und damit in Kontroversen mit Menschen geraten, die sich dadurch angegriffen oder beleidigt fühlen. Ansonsten ein Statement für mich wie jedes andere auch.

  • Rob
    6. Mai 2011 at 10:45

    Mode ist DAS schonmal nicht aber auch nicht nur ne gute Geschäftsidee. Bin unschlüssig denke aber es ist ein Statement wie jedes andere auch (um in Mias Worten zu sprechen 🙂 )

  • siegmarberlin
    6. Mai 2011 at 13:36

    die Idee ist wahrscheinlich ok, wie Rob schon meinte Mode ist es sicherlich nicht und ich mag es als Statement auch nicht, ich sehe die gleichen Probleme wie Mia. Sollte man die Finger von weglassen.

  • Epi
    6. Mai 2011 at 14:07

    Uninteressant. Schlichtweg uninteressant. Und ich kann all die „Bemühungen“ wie auch immer gearteter Muslime welcher spezifischen Ausrichtung auch immer, ihren Glauben „auszudrücken“ und „verständlich zu machen“ und zu zeigen, „dass nicht alle Muslime Terroristen sind“, einfach nicht mehr sehen. Das wird in so inflationärer und mannigfaltiger Ausführung getan, dass es mich mittlerweile genau so anekelt wie TV-Sendungen aus Utah über die Fleisch-Haltbarmach-Methoden der Mormonen oder das Geseiere Icordos über die reine Erde „Amora“. Letztendlich nervt „I Love My Prophet“ auf die gleiche Weise wie „Jesus Loves You“…
    Ich hätte gerne ein wenig mehr Normalität – ohne allzu progressive „Botschaften“.

  • Daisydora
    6. Mai 2011 at 17:11

    @epi

    Du sprichst mir aus der Seele. Mir ist es auch am liebsten, jeder behandelt sein Glaubensbekenntnis, so vorhanden, erstens als reine Privatsache und am besten so, dass klar ist, was ohnehin jedem der denken kann, klar ist: Keine Religion ist in irgend einer Weise schlechter oder bsser als die andere.

    Aber die strikte Trennung zwischen Staat und Kirche wäre heute wichtiger denn je; da sollten wir einerseits eine Vorbildrolle einnehmen und andereseits nicht auf jeden Mist so reflexartig regaieren, wie das leider immer wieder passiert….

    Aber T-Shirts, ganz egal mit welchen Aufdrucken können ganz bestimmt nicht dazu beitragen, ein grundsätlich gesundes Bewusstsein für die angemessene Beschäftigung mit Religion und die Akzeptanz anderer Religionen herbeizuführen. Das muss schon in der Schule im Religions- oder Ethikunterricht passieren.

    @siegmarberlin

    Auf mich wirkt es immer etwas aufgesetzt, ganz egal welcher Gott sich da in der Menge baden will…. aber es stört mich auch nicht, wenn jemand unbedingt daran glauben will, dass man damit Verständnis schafft und wenn die Träger der Shirts daraus ein gestärktes Selbstbewusstsein schöpfen können…

    @Rob

    Sind halt so eine Art Fan-T-Shirts für die virtuelle Band Alahs….. aber auch für mich keine Mode….

    Ich bin gespannt auf die Antworten, die Melieh Kesmen Horst auf meine Fragen gibt….. denn das Thema an sich ist ja aktueller denn je…

    @Pit

    Verstehe….mich würde interessieren, welche Erfahrungen man gerade jetzt machen könnte, wenn man mit diesen Shirts in Deutschland rumläuft und mit den Leuten redet…

    @Mia

    Das finde ich interessant; daran hatte ich gar nicht gedacht, dass die Reaktionen auf diese Botschaften auf den Shirts ganz verschieden ausfallen könnten, je nachdem, ob jemand von uns sich damit verkleidet oder echte Muslime das tragen…

    Aber mir ist das für moderne Menschen auf der Höhe der Zeit auf jeden Fall ein wenig zu viel Sendungsbewusstsein, dass man damit vor sich her trägt…..

  • Klaer
    7. Mai 2011 at 15:29

    Das thema aktueller denn je ? Es ist einfach inzwischen überstrapaziert ! Leute mit hirn brauchen derartige botschaften nicht und fundamentalisten lassen sich so auch nicht umstimmen ! Eine wesentlich diffizielere botschaft wäre „fundamentalism is no religion“ Und das Jesus kein muslime ist, ist geschichlicher fakt er war israelit ! Interessant wäre es zu erfahren , was der geschäftsmann zu einer aufschrift „Allah is a christ“ sagen würde! Ansonsten sollte sich hier auch kein musli ständig zu antiterroristischen äußerungen verpflichtet fühlen. ich als deutsch(ist jetzt nicht als nationale sonder als faktische aussagen zu werten )ich fühl ja auch nicht verpflichtet mit „i hate hitler“ tshirts rumzurennen.

  • Klaer
    7. Mai 2011 at 15:45

    Muslime sorry tipp vom handy sollte keine beleidigung darstellen

  • Klaer
    7. Mai 2011 at 15:50

    Und sorry2 für alles fehlenden wörter mit dem handy ned so einfach und übersichtlich 🙁