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Feingerippter Börsengang – Schiesser AG ohne Joops Designrelaunch

Das verstehe einer: Zuerst liegt man sich glücklich in den Armen, verkündet stolz die neue Partnerschaft, durch die der etwas zu sehr in der Feinripptradition hängen gebliebene Radolfzeller Wäschehersteller Schiesser, der so weit in Schieflage geraten war, dass eine Insolvenz nicht mehr abgewendet werden konnte, wieder aufblühen sollte und nun verzichtet man beiderseits darauf, zusammen zu arbeiten. Wie die TW berichtet, gibt es nun doch keine Zusammenarbeit mit Wolfgang Joop.

„Man habe sich im beiderseitigen Einvernehmen dazu entschlossen, eine in den vergangenen Monaten diskutierte Zusammenarbeit mit dem Potsdamer Designer nicht zu realisieren, teilte der Wäschekonzern am Freitag überraschend mit. Es hatte Gespräche über eine mögliche Mitwirkung Joops an der künftigen Ausrichtung der Marke gegeben, die Ende 2010 aus der Insolvenz entlassen wurde. Joop habe gehofft, als Kreativchef in das Unternehmen einzusteigen, hatte es geheißen. Nun will Schiesser allein an der weiteren Entwicklung der Marke Schiesser arbeiten und möglichst bald den geplanten Börsengang angehen. Nach den Worten von Schiesser-Vorstandssprecher Rudolf Bündgen ist der vorgesehene aktualisierte Markenauftritt und die Weiterentwicklung der Kollektionen so weit abgeschlossen, dass sich für eine künftige Zusammenarbeit mit Joop wenig Spielraum ergibt.“

Wie bitte, lieber Herr Vorstandssprecher? Spätestens hier muss Daisy wieder das Wort ergreifen. Ich war gerade auf der Website, habe mich durch das Sortiment geklickt und bin dabei vor Langeweile fast eingenickt. Etwas zu viel vom Gleichen, das man darüber hinaus schon kennt. Das bedeutet naturgemäß nicht, dass nur Wolfgang Joops modische Kreativität hier hätte helfen können, aber, es bedeutet schon, dass Schiesser bei der Neuausrichtung seiner Kollektionen definitiv noch Hilfe guter Designer und Motivforscher bräuchte. Falls die Verantwortlichen bei Schiesser beim Wort Motivforschung stutzen, hier ein kleiner Hinweis für die Herren des Feinripps: Wäschekauf zählt längst zu den Impulsgeschäften, da jeder von uns eine Waschmaschine besitzt und genügend Unterwäsche im Schrank hat. Klar muss ab und an was weggetan werden, man braucht ja auch Polierlappen und will sich auch fast nackt – modisch von seiner besten Seite zeigen. Das bedeutet, dass wir am liebsten Geld für Wäsche ausgeben, von der wir denken, dass unsere Partner, oder die Kandidaten, die es noch werden wollen und könnten, uns schön, niedlich, verführerisch oder sogar sexy darin finden. Das klappt mit eurer braven Oma-und-Opa-Wäsche nur dann, wenn die Liebe schon sehr blind gemacht hat….

Klar braucht ihr für den in Deutschland sehr starken Vertriebskanal der Kaufhäuser auch jede Menge Standardware, aber eine Wäschemarke ohne Highlights und ohne geschärftes modisches Profil kann sich Daisy überhaupt nicht als neuen Star an der Börse vorstellen. Der Wäschemarkt wird heute ja nicht mehr nur von Wäschespezialisten beackert, die so ähnlich wie Schiesser mit der Nullaussage Qualität am Markt agieren. Ihr müsst euch neben den direkten Wettbewerbern selbst mit H&M und Konsorten befassen. Mit Marktteilnehmern, bei denen der modische Look ganz klar an erster Stelle steht. Auch solchen, die bestes Design mit bester Qualität zu verbinden wissen, wie Daisys leider im Premiumsegment angesiedelte Lieblings-Wäschemarke eres aus Frankreich. So wie es scheint, negiert Schiesser, wie sehr sich der Markt durch Hersteller wie Victorias Secret, Calvin Klein und dessen sehr fähige Imitatoren, Modehandelsketten wie H&M & Co., aber auch Agent Provocateur und das Luxussegment mit Wäsche, die ja auch von Labels wie Dior und Kollegen kommt, verändert und in unzählige Segmente und Kaufmotivgruppen geteilt hat. In eurer feingewirkten und –gerippten Schiesser-Baumwollwelt fühle ich mich modisch gesehen, wie in Zeiten, in denen es nichts anderes gab. Gibt es aber! Trotzdem: Für den Börsengang in der zweiten Jahreshälfte toi, toi, toi… da freuen sich die Gläubiger, deren Forderungen aus den Erlösen des Schiesser Going Public zu 100 Prozent befriedigt werden sollen. Nicht böse sein, Daisy wartet doch lieber auf schön gestaltete Wolfgang Joop Aktien…

Quelle Autor TW: Fiona Bartholomew

  • Rob
    21. März 2011 at 10:22

    Ob Joop Schiesser einen Kick nach vorne gegeben hätte? Joop hat eher ein altbackenes Image, vielleicht sollten sie daraus mehr machen. Die Schiesser Revivals trage ich sehr gerne!

  • Rob
    21. März 2011 at 10:25

    Pardon, ich meine Schiesser hat ein altbackenes Image 🙂

  • Joel
    21. März 2011 at 10:56

    Da muss ich Rob recht geben!

  • Rene Schaller
    21. März 2011 at 11:09

    Vielleicht hat man sich auch einfach vom momentan nicht sonderlich positiven Image Joops distanziert. Bei seiner Energie wäre eine Schlammschlacht mit Schiesser fast vorprogrammiert. Das tut sich doch keiner freiwillig an, oder?

  • siegmarberlin
    21. März 2011 at 11:16

    @ daisydora
    @Rob

    ich kann mir vorstellen, dass der Rückzieher des Vorstandes, zum Teil auf die negative Presse über Joop u. Wunderkind basieren kann. Vor einem Börsengang eine Zusammenarbeit, und wenn es nur der kreative Part ist, mit einem “ Pleitier “ kommt bie der Börse nicht gut an.

    eine wirkliche sehr gute Zusammenarbeit war Schiesser mit Kostas Murkudis, da habe mir einige Teile zugelegt, eine wunderbare Qualität u. Verarbeitung und eine coole modische Aussage.

  • Rob
    21. März 2011 at 11:22

    @siegmar die Murkudis kenne ich ja gar nicht…
    die Qualität ist bei Schiesser immer gut aber das Design leider nicht 😉

  • siegmarberlin
    21. März 2011 at 12:21

    @ Rob

    das Design ist wirklich gut bei dieser Murkudis Zusammenarbeit, es gib immer noch Teile in dem Murkudis- online-shop, die Preise waren für Schiesser schon relativ hoch, bei den Brief´s ab 80 € aufwärts.

  • Rene Schaller
    21. März 2011 at 12:26

    Die Sachen von Murkudis für Schiesser sind wunderschön, aber der Preis ist jenseits von allem was für Unterwäsche akzeptabel ist.

  • Daisydora
    21. März 2011 at 12:50

    @Rob

    Die Schiesser Revivals finde ich auch ordentlich… dabei geht es ja genau darum, mit dem Feinripp-Image zu kokettieren nund diese Teile neu zu interpretieren; aber Nostalgie ist eben nicht genug, um das Profil einer so angestaubten Marke modisch wieder zu schärfen … wird also spannend 🙂

    @René Schaller

    Klar ist das so … ich wollte nur nicht schon wieder das Joop-Orakel spielen. Ich finde das grotesk, sich als so ins Trudeln gekommene Marke wie Schiesser derart hochmütig zu gerieren. Mir ist ja schon Mey viel zu langweilig und die Werbung, so welche zu sehen ist, nervt mich auch …. Die können sich aus meiner Sicht nur ganz neu erfinden … 🙂

    @siegmarberlin

    Ja, sicher, und das macht diese Entscheidung nur noch schlimmer…. so sehr kann Joop gar nicht stürzen, dass er dann nicht immer noch viel frischer und attraktiver als Design-Marke wäre, als Schiesser das aktuell ist….

    Die Kooperation mit Kostas Mukurdis fand ich auch gut, allerdings kann eine Marke im 21. Jahrhundert davon auch nicht jahrelang zehren und Joop hat eine größere Bekanntheit, bei der breiten Verbraucherschaft eine bessere Reputation und wäre daher sicher keine schlechte Option für den Design- und Markenrelaunch gewesen.

    🙂

  • blomquist
    21. März 2011 at 12:51

    @ siegmarberlin: die Kooperation Murkudis/Schiesser war großartig! Die hätte ich fast vergessen.
    Auch die Präsentation damals im Murkudis-Shop war so schön.

  • blomquist
    21. März 2011 at 12:55

    Ich glaube ich stehe hier mit meiner Meinung über Herrn Joop sehr alleine da, aber ich finde den Mann etwas überschätzt.
    Warum gerade er der Marke Schiesser ein moderneres Leben einhauchen sollte ist mir schleierhaft.
    Ich denke mit grausen an diesen furchtbaren Anhänger den er vor kurzem für ein Kaufhaus oder so entworfen hat zurück.
    Allerdings sind seine Stützstrümpfe für Langstreckenflüge sehr empfehlenswert.
    🙂

  • Daisydora
    21. März 2011 at 13:01

    @René

    Nachtrag: Keine Ahnung, ob das gut gegangen wäre. Irendwas wird man sich bei Schiesser ja schon dabei gedacht haben, zuerst hinter der Kooperationsidee zu stehen. Aber der Laden ist eben nicht wirklich innovativ, sondern konservativ, zaghaft und wahrscheinlich auch wegen der Insolvenz sehr ängstlich unterwegs.

    Ich male das jetzt mal so an die Wand: Gäbe es Victorias Secret und andere modische Massenmarken hier zu kaufen, würde deren Leidensdruck ganz schön ansteigen……

  • Daisydora
    21. März 2011 at 13:04

    @Blomquist

    Dankeschön, dass dir die Mediven Stützstrümpfe noch eingefallen sind… ich hätte jeden einzelnen Strumpf aus der leider käuflich nicht erhältlichen Serie, die er zur Wunderkind Präsentation entworfen hatte, gekauft…. und das mehrmals.

    Man kann natürlich nicht wissen, wie es am Ende geklappt hätte, aber Joop hat den guten Geschmack, Stilsicherheit und ein schlechter Designer ist er auch nicht gerade…. 🙂

  • Rene Schaller
    21. März 2011 at 13:17

    Liebe Daisy,
    die bestickten Stützstrümpfe gabs beim Sample Sale im Dezember zu kaufen. Ich glaube aber nicht, dass man sie lange tragen kann. Es waren diese superengen, kaum zu dehnenden Kompressionsteile. Wunderschön, wirklich, aber nicht fürs Leben gemacht… ca. 10€ kostete da ein Teil.

  • Daisydora
    21. März 2011 at 13:57

    Lieber René,

    ich weiss nicht, ob wir dieselben Stützstrümpfe meinen, wahrscheinlich ja… ich wollte die, die wie aus mehreren Teilen gefertigt wirkten, also auch mal zweifarbig waren….ganz tolle Teile…aber wer weiss, ob ich da reingepasst hätte …. wurden die eigentlich ganz ausverkauft? 🙂

  • Rene Schaller
    21. März 2011 at 15:50

    Ja, die die zu den Toile de Joie Kleider getragen wurden. Ich glaube kein Mensch hat die gekauft.

  • Daisydora
    21. März 2011 at 16:41

    @René Schaller

    Die gab es doch bei Mediven gar nicht zu kaufen…als ich dort nachgefragt hatte …

  • Rene Schaller
    21. März 2011 at 18:08

    Naja, Wunderkind wird einfach ein Kiste unterschiedlichster Teile geliefert bekommen oder gekauft haben. Bestickt wurden die dann zuminstest der Stickerei nach zu urteilen von Hand. Werden alles Einzelstücke gewesen sein, jedes ein kleines Meisterwerk. Und in Größe XXS.

  • Daisydora
    21. März 2011 at 18:57

    @Rene

    Die waren schon sonderangefertigt, hatte Mediven mir erzählt, also zweifarbig und mit Nähten gestrickt bzw. richtigerweise gewirkt.

    Aber deine Info über Größe XXS ist wohl ein guter Grund dafür, dass ich das Suchen endlich einstellen sollte…. Danke für die Bemühungen.

  • muglerette
    21. März 2011 at 21:45

    also die neuen schiesser sachen sind echt schick……….

    hab sie grad alle vor mir hängen!!

  • Daisydora
    21. März 2011 at 21:51

    @muglerette

    Aus welcher Linie sind die bitte?

  • Annegret
    30. März 2011 at 14:32

    Ich denke mal, dass schiesser sich einfach keine schlechte Presse erlauben kann. Das Unternehmen war ja erst in der Insolvenz

  • Unterwäschehersteller Schiesser plant Börsengang Anfang 2012
    25. August 2011 at 04:10

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