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Der Elefant im Porzellanladen? – Donna Karans Haiti-Kampagne

Es gibt wieder verstörende Nachrichten aus der Modebranche, die sich leider immer wieder mal im Motiv vergreift, wenn es um das Höher, Schneller, Weiter geht, das der Wettbewerb den Marken angeblich aufzwingt.
Donna Karan hat ihre Frühjahr-Sommer-Kampagne ausgerechnet im immer noch bitter armen und Naturkatastrophen gebeutelten Haiti von Victorias Secret Dessous-Topfotograf Russell James fotografieren lassen, weil Haiti Inspiration dieser Ethno-lastigen Kollektion sein soll.
Was genau die New Yorker Luxusschneiderin, deren Geschicke längst in Händen eines Konzerns mit großem Designerteam liegen, damit meint, erschließt sich mir ehrlich gesagt nicht. Sowohl Muster als auch Farben der Kollektion kann man visuell mit ganz vielen Ethno-Stereotypen verbinden, die eines an sich haben: Sie bedienen sich an den Merkmalen von Originalen, sind aber keine.

Aber es geht eigentlich darum, dass auf dem Hauptmotiv der Kampagne, der Milchkaffebraune Hautton der Brasilianerin Adriana Lima, das Braune Donna Karan Kleid mit den dunklen Teints und schwarzen Augen der beiden Haitianischen Role Models und dem erdfarbenen Ambiente eine Komposition ergeben, um die es meiner Ansicht nach, einzig und alleine geht. Der Fotograf hatte auf der Suche nach einem On-Location-Motiv, das einen idealen Rahmen für die Ethno-Klamotten bieten sollte, dazu gegriffen, arme Haitianer als eine Art Farbstimmungs-Deko einzusetzen, denn, eine darüber hinausgehende, adäquate Aussage, die das rechtfertigen würde, hat keines der Motive, die ich bisher gesehen habe.

Nun wird es keinen von euch überraschen, dass es zur Kritik an dieser Art Werbung schon einen wohltemperierten O-Ton aus dem Hause Donna Karan gibt: Donna Karan engagiert sich seit dem Erdbeben auf Haiti durch eine länger dauernde Zusammenarbeit mit Künstlern, darunter Philippe Dodard. Alle Dessins der Stoffe, die sie in dieser Kollektion verwendete, seien das Ergebnis dieser Zusammenarbeit. Aus diesem Grund wäre es naheliegend gewesen, die Kampagne durch ihren Freund Russell James zum Motto “Nomad Two Worlds” auf Haiti zu fotografieren.
Neben den üblichen Motiven der Kampagne, die als Anzeigen in Hochglanzmagazinen erscheinen, wurde Material für eine 16-seitige Broschüre fotografiert.

Was sagt ihr dazu? Ich bin eher irritiert und gut gelungen finde ich die Kampagne mit Adriana Lima so und so nicht. Russell James ist kein so toller Kampagnen-Fotograf und Adriana ist kein High-Fashion Model, sie hatte nur den richtigen Hautton und kennt Russell von Victorias Secret sehr gut.

Ist das zulässig, sich als Modemarke im Fahrwasser von Naturkatastrophen extra Publicity und Aufmerksamkeit zu holen, indem man Haitianer als Ton-in-Ton Deko verwendet? Und dann auch noch so zu tun, als würde man den armen Leuten dort groß damit helfen. Obwohl, zu Zahlen dieses tendenziell eigennützigen Engagements auf Haiti hört und liest man gar nichts. Ich frage mich: Warum war Haiti mit seiner reichen Kultur und den Künstlern früher nicht interessant genug für Donna Karan?
Ihr wisst das sicher mehr drüber zu sagen, gebt mir bitte Bescheid, ob das vielleicht doch eine gute Aktion ist.

Alle Bilder via TFS

  • sven
    19. Dezember 2011 at 15:40

    Ich bin von der Kampagne beeindruckt.Sie richten den Focus auf diese katastrophalen Ereignisse und verhindern womöglich, das alles in Vergessenheit gerät.Wissen wir, wie es den Menschen in dieser Unglücksregion heute geht?

  • Rene Schaller
    19. Dezember 2011 at 15:43

    Ich gebe dir in allen Punkten recht, vor allem was die Statisten der Location angeht!

  • Daisydora
    19. Dezember 2011 at 17:19

    @Sven

    Dein Glaube an das Gute ehrt dich ….

    Mich befremdet es, wie Adriana Lima und die beiden Statisten total beziehungslos auf dem Motiv arrangiert sind und mir ist es allemal lieber, reiche Unternehmen trennen Hilfsengagements und solche Aktivitäten … zumal das ja nur Materialbeschaffung bzw. Stoffeinkauf ist, was hinter dem Projekt von DK steckt …

    Donna Karan ist selbst schwerreich und kennt tout NY der Millionäre, die könnte jede Woche eine Hilfslieferung nach Haiti schicken und ganze Dörfer aus dem Elend holen ..

    @Rene

    Das was angeblich transportiert werden soll, sieht man auf den Bild einfach nicht … und ich finde es auch von Adriana ziemlich daneben, dass sie da so unsensibel ist ..

  • Horst
    19. Dezember 2011 at 17:56

    Warum haben die Grafiker eigentlich auf die Bilder geschrieben, dass in Haiti fotografiert wurde? Machen die das immer so?

  • Daisydora
    19. Dezember 2011 at 20:08

    @Horst

    Ehrlich gesagt habe ich keine Ahnung. Manchmal wir die Location genannt, aber normalerweise nicht. Das soll wohl als Werbung für den Standort Haiti gemeint sein.

  • siegmarberlin
    20. Dezember 2011 at 11:43

    geht so nicht, schlecht Kampagne die Aussage ist falsch, Statisten die sich nie DK leisten können zu benutzen ist mir mehr als unangenehm.