Binta; Selbstportrait; Bild: Binta Eisele / Courtesy of Uniqlo
Von außen betrachtet wirkt der Flagship-Store an der Berliner Tauentzienstraße meist wie ein ästhetisch kalkuliertes Ordnungssystem aus Baumwolle, Polyester und japanischer Pragmatik. Doch seit einigen Tagen darf es dort – ebenso wie in Hamburg und Köln – ein wenig bunter zugehen. Grund dafür: Uniqlos neue Pride-Kollektion, entwickelt in Zusammenarbeit mit der Hamburger Künstlerin Binta Eisele. Das Ergebnis: vier T-Shirt-Designs und sieben Stickmotive, die im Rahmen des sogenannten UTme-Services beziehungsweise in den hauseigenen „RE.UNIQLO Studios“ erworben, bedruckt oder aufgestickt werden können.
Das Ganze ist natürlich strategisch getimt, pünktlich zur Pride-Saison in Berlin und Hamburg. Man wolle, so heißt es, „queeres Leben in seiner Vielfalt sichtbar machen“ – ein hehres Ziel, das sich offenbar nicht nur gut auf Regenbogenflaggen, sondern auch auf Basic-Shirts drucken lässt.
Binta Eisele, die Illustratorin hinter den Motiven, formuliert das durchaus differenzierter: Ihre Designs sollen nicht plakativ wirken, sondern „eine stilistische Sprache bieten, die Raum für Identifikation lässt“. Statt plakativer Slogans oder greller Pop-Ästhetik setzt sie auf abstrakte, fast poetische Bildwelten – Schmetterlinge, Blicke, kleine Symbole, die irgendwo zwischen subtiler Andeutung und leiser Geste oszillieren.
Kunst also, die nicht nur spricht, sondern auch schweigen kann. Ein angenehmer Kontrast zu mancher Pride-Kampagne, die Diversität am liebsten mit dem Holzhammer zelebriert. Binta Eiseles Arbeit, inspiriert von Indie-Games und queerer Communitykultur, wirkt da beinahe zurückhaltend – ein ästhetisches Understatement, das sich gut mit der reduzierten Uniqlo-DNA verträgt.

Motiv „Celebrating“; Bild: Binta Eisele, Courtesy of Uniqlo
Natürlich bleibt die Frage: Ist das noch Aktivismus oder schon der nächste clever inszenierte Diversity-Moment im Fast-Fashion-Karussell? Doch Uniqlo spendet 5.000 Euro an die queere Jugendorganisation Lambda – eine Summe, die im Vergleich zum globalen Jahresumsatz des Unternehmens eher symbolisch wirkt, aber trotzdem mehr ist als bloßes Schulterklopfen.
Lambda wiederum dürfte sich über die Aufmerksamkeit freuen. Der Verband, bundesweit aktiv, kämpft seit Jahren gegen Diskriminierung und für eine lebenswerte Gegenwart queerer Jugendlicher.
Und auch wenn Mode allein sicher keine gesellschaftlichen Probleme löst: Ein gut gestaltetes Shirt ist manchmal ein Anfang. Zumindest, wenn es nicht bei der Symbolik bleibt …
