Technik

1.000 Mal berührt, 1.000 Mal ist viel passiert – Der Sony WH-1000XM2

Endlich mal wieder Urlaub. Dieses Mal vielleicht nicht unbedingt aus Stressgründen gebraucht, aber dennoch gern in Anspruch genommen. Vor Flügen länger als 50 Minuten stellt sich immer die Frage: Welche Kopfhörer sollte man einpacken? Ich hatte zwar welche, aber keine, die gegen nervöse Kinder und nervige Sitznachbarn helfen. Erst recht nicht, wenn diese schon vor dem Start darüber reden, ob Sie im Falle eines Absturzes wohl nebeneinander begraben werden würden. Die Lösung? Irgendetwas, was die Ohren komplett abschirmt, einen sehr guten Sound hat und, wenn möglich, nicht total bescheuert aussieht. Wir bzw. ich konnte ja schon ein paar Kopfhörermodelle testen. Dennoch fiel mir insbesondere beim Sony WH-1000XM2 auf, wieviel mir anscheinend an technischem Fortschritt in letzter Zeit durchgegangen ist.

Der erste Eindruck beim Auspacken bzw. „Unboxing“: Verpackung ist alles. Aber glücklicherweise relativ umweltfreundlich. Der Karton ist nicht zu groß und das Headphone-Case macht einen robusten Eindruck. Einzig die Beschreibung kommt in einem sehr unhandlichen Faltblatt daher. Das erinnert einen unweigerlich an Sitznachbarn in der Bahn, die ihre Tageszeitung entfalten. Aber gut. Natürlich gibt es auch eine App. „Sony Headphones Connect“ heißt die und bietet die Möglichkeit, Smart Listening und adaptive Geräuschsteuerung zu verwenden. Außerdem kann man damit die Umgebungsgeräuscheinstellung steuern und den Klangpegel mittels Equalizer anpassen. Der Kopfhörer weiß dann also auch schon, wo ich gerade bin. Aber dazu später mehr.

Die Form des WH-1000XM2 kennt man mittlerweile schon von den Vorgängern und es gilt weiterhin: Der Sitz der Kopfhörer ist wahnsinnig angenehm. So als würde man die Ohrmuschel mit Watte zudecken. Der Kopfhörer selbst wirkt allerdings weiterhin auf dem Kopf relativ groß. Das macht das schicke Design mit Kunstlederummantelung auf den Hörmuscheln und die insgesamt superschöne Verarbeitung allerdings wieder wett.

Ein wenig wischen hier, ein bisschen tippen dort

Wer up to date ist, hat natürlich kein Kabel mit einer Fernbedienung am Kopfhörer. So lässt sich auch der WH-1000XM2 per Touch-Oberfläche auf der rechten Seite steuern. Nach oben bzw. nach unten wischen regelt die Lautstärke, nach links bzw. rechts bringt einen zum nächsten bzw. vorherigen Song. Von den meisten Tests hochgelobt, fiel mir zumindest das Vor- und Zurückspringen zwischen den Songs anfangs allerdings etwas schwer.

Der Rest ist Schweigen

„Ruhe, das höchste Gut auf Erden, kommt sehr oft nur durch Einsamkeit in das Herz.“
Hätte Johann Georg Ritter von Zimmermann damals schon diesen Kopfhörer besessen, hätte er Ruhe ohne Einsamkeit haben können. Und damit kommen wir jetzt zum eigentlichen Luxus dieses Kopfhörers, die Ruhe.

Glaubt man zahlreichen Tests, hat Sony das derzeit beste Noise Cancelling auf dem Markt. Und tatsächlich blendet der WH-1000XM2 so gut wie alles aus. Besonders gut klappte das zu allererst auf dem heimischen Sofa, als mein Mann die Soundanlage beim Playstationspielen wieder auf volle Lautstärke gedreht hatte. Ich kann es mir nicht erklären (weil ich die Technik dahinter wohl nie verstehen werde), aber man setzt den Kopfhörer auf, aktiviert über einen kleinen Knopf auf der linken Seite das Noise Cancelling und es wird still. Also nicht, dass man gar nichts mehr hört, denn dafür saß ich zu nah an der Soundanlage, aber die Außenwelt ist so gut wie weg. Und wenn man sich dann doch mal unterhalten will, legt man einfach die Hand auf die rechte Ohrmuschel und schon werden die Geräusche bzw. in diesem Fall die Stimme des Gegenübers durchgelassen. Auch Flughäfen waren noch nie so ruhig. Auf meinem Weg zum Gate kam ich mir vor wie im Yoga Studio ohne Musik. Die Tatsache, dass ich ein paar Meter in die falsche Richtung gelaufen bin, weil ich mein Gegenüber nicht mehr gehört habe, lassen wir jetzt mal außer Acht. Und auch im Großraumbüro bewirkt er wahre Wunder, denn man kann endlich mal in Ruhe arbeiten. Das Tolle: Man braucht dazu nicht mal Musik auf den Ohren. Einfach aufsetzen und Ruhe is! Das Noise Cancelling lässt sich auf der linken Seite des Kopfhörers aber auch einfach abstellen und man wechselt in den „Ambient Modus“, um die Umgebungsgeräusche durchzulassen.

Der Kopfhörer weiß alles

Achtung jetzt wird’s, also für mich zumindest, unheimlich. Wer die eingangs erwähnte App runterlädt, bekommt nämlich noch ganz andere Möglichkeiten. Mit der adaptiven Geräuschsteuerung (optional aktivierbar) erkennt der Kopfhörer, in welcher Umgebung man sich gerade befindet und passt den Sound entsprechend an. Eine kleine animierte Figur wechselt dabei zwischen „verweilt“ (wenn man sitzt etc.), „spaziert“ (läuft man zum Beispiel auf der Straße entlang) oder „wird transportiert“ (ÖPNV, Flugzeug etc.). Entsprechend der jeweiligen Umgebung wird die Durchlässigkeit von Umgebungsgeräuschen angepasst. Das setzt eine Aktivierung der Ortungsdienste voraus und ist für Leute, die Bedenken bezgl. ihrer Daten haben, vielleicht nichts. Mich hat das Feature allerdings sehr beeindruckt. Kleiner Minuspunkt: Die Erkennung dauerte teilweise etwas länger. Kann man die App aber mal nicht nutzen, drückt man einfach auf der linken Seite den NC Button etwas länger. Dann teilt einem eine nette Dame mit, dass der Kopfhörer nun auf die Umgebung angepasst wird. Es folgen ein paar lustige Geräusche und fertig. Die App ist auf jeden Fall ein super Add-On, wenn man Klang, Umgebung und alles mögliche wirklich SEHR individuell anpassen möchten.

Fazit
Der Sony WH-1000 XM2 ist das Top-Modell für alle, die viel unterwegs sind oder einfach gern oft ihre Ruhe haben wollen, egal ob unterwegs, im Job oder einfach mal zu Hause. Auch wenn er relativ wuchtig auf den Ohren wirkt, gibt es nur ein paar winzige Dinge, die man auch nicht als Mankos bezeichnen kann. Alles in allem stimmt hier das Preis-/Leistungsverhältnis und das, was man dafür bekommt.

Der Kopfhörer wurde uns von Sony zum Test überlassen, sodass ein inhaltlich freier und unabhängiger Test gewährleistet wurde.