Wir bekommen Verstärkung: Julian

Aufmerksame Leser werden es schon vor einigen Monaten mitbekommen haben: Julian führte für uns ein Interview mit Stephen Dorff. Da Julian aber nicht nur gute Fragen stellt, sondern auch etwas zu sagen hat, reiht er sich nun zu den anderen Horstson-Autoren! Wir freuen uns auf Verstärkung, hoffen, dass Ihr Julian gut aufnehmt und wünschen ihm einen guten Start … Vorstellen soll er sich aber am besten selbst:

Wenn mein Tag beginnt, lasse ich gerne den Blick von der linken bis zur rechten Seite meines Kleiderschrankes wandern. Ich sitze dann wie ein Erdmännchen mit Geheimratsecken vor der modischen Ausbeute der letzten Jahre und überlege mir in aller Ruhe, was ich ausführen werde. Meist bleibt es nach langem Abwägen, Tanzeinlagen zu lauter Musik (spätestens seit der letzten Louis Vuitton-Schau sollte meine Nachbarin „Copy Cat“ von Skream ft. Kelis mitsingen können) sowie einem Berg ungetragener Wäsche, bei der nordischen Zurückhaltung: Hose von Acne, Hemden, Shirts und Pullis von Cos, wahlweise A.P.C oder Wood-Wood. Keine Experimente, maximal auffälliges Schuhwerk und die Wahl zwischen der Kenzo- oder Supreme-Kappe. „Mode hat keine Zeit. Ich schon“, befand Yohji Yamamoto schon vor Jahren. Ich kann diese These nur stützen und als Kind der Neunziger wissbegierig nicken. Damals hätte ich ihm auf die Schulter klopfen sollen, als er nur ein paar Reihen vor mir im Pina-Bausch-Tanztheater saß. Ich habe es natürlich nicht gemacht, von einem Fanfoto ganz zu schweigen. Somit sind wir schon bei zwei weiteren Leidenschaften angekommen, für die ich neben der Mode brenne: ansprechende Kulturveranstaltungen und Selfies mit (echten) Prominenten. Mit stolz geschwollener Brust kann ich Fotos mit Carine Roitfeld, Karl Lagerfeld, Scott Schuman, Suzy Menkes, Freja Beha Erichsen, etc. aufweisen und freue mich diebisch über jedes neue Bild in der Sammlung. Wesentlich seriöser, aber mindestens genauso froh gestimmt, verhalte ich mich bei Ballettaufführungen von John Neumaier und Martin Schläpfer. Außerdem vereise ich viel und gerne, sehe meine Zukunft wahlweise auf dem Land (Pferdehof) oder aber im dekadenten SUV (Pferdehof-Auto) in den Straßenschluchten von Los Angeles bis New York. Bis dahin folge ich dem grauen Universitätsalltag, füttere meinen instagram-Account (julemwalter), gehe an der Alster joggen oder schlage Schnäppchen. Ohne Scherz, ich bin eine beneidenswerte Schnäppchennase und gebe unumwunden zu, dass ich neben sämtlichen Second-Hand-Läden und dem Outlet von 10 Corso Como, größter Fan von TK-Maxx bin.

Vor zwei Jahren zog ich mit dem Wunsch, Vollzeit in der Modebranche zu arbeiten, von Wuppertal nach Hamburg. Bereits während der Schulzeit stand ich regelmäßig im Büro des Direktors um waghalsige Arbeits- und Praktikumsaufenthalte anzukündigen, die genehmigte Quote lag dabei deutlich unter meinen Erwartungen. Trotzdem oder gerade deswegen, erinnere ich mich gerne an die spannenden Ausnahmen fernab der Schule: in Berlin durfte ich mehrfach Dawid Tomaszewski und seinem Team assistieren, bis heute blicke ich ehrfürchtig auf sein Handwerk. Nabeela Akbar führte mich in Südafrika in die Welt der muslimisch-geprägten Mode ein und Ingo Nahrwold bot mir als heimatlose Stylingassistenz den besten Einstieg, den ich mir jemals vorstellen konnte. Um die einzelnen Teilbereiche besser kennenzulernen und auch andere Dinge auszuprobieren, habe ich jahresübergreifend für das TUSH Magazine gearbeitet. Die kreative und redaktionelle Tätigkeit im Team um Armin Morbach hat mich positiv darin bestärkt, Mode weiterhin als grenzüberschreitende Chance und Kommunikationsmittel zu nutzen.

Einen regen Austausch und Interviews mit spannenden Persönlichkeiten zähle ich, neben interessanten Labels zu moderaten Preisen und Städte- und Filmtipps, zu meinem Steckenpferd (ertappt, ich bin wirklich Pferdefan).

In diesem Sinne, ich freue mich auf eine erlebnisreiche Zeit bei Horstson.