Visionary Journeys – Louis Vuitton und Japan – Foto von Jérémie Souteyrat – Courtesy of Louis Vuitton
Von außen sieht es aus wie eine besonders ambitionierte Blackbox, doch drinnen inszeniert Louis Vuitton ein Spektakel, das selbst die Pariser Oper neidisch machen könnte – wenn dort statt Arien Monogram-Trunks in Trapezform über die Bühne flögen. Willkommen bei „Visionary Journeys“, der neuesten Kunst-von-sich-selbst-Ausstellung des Hauses Louis Vuitton, die im Nakanoshima Museum of Art in Osaka bis zum 17. September 2025 läuft – pünktlich zur Expo, versteht sich.
Dass man nach 170 Jahren Louis Vuitton nicht einfach einen Schaukoffer aufmacht, sondern gleich 138 davon aufstellt – logisch. Was früher Reisegepäck war, ist heute Tempelarchitektur: Besucher betreten die Ausstellung durch eine leuchtende Installation aus Monogram-Washi-Laternen (weniger Ryokan, mehr Instagram).
Kuratiert wurde die Ausstellung von Florence Müller, der Grande Dame der modischen Geschichtsschreibung, während Stararchitekt Shohei Shigematsu (OMA) die museale Bühne so aufwendig gebaut hat, dass sich selbst Versailles bescheiden zurückziehen würde.

Visionary Journeys – Louis Vuitton und Japan (Detailaufnahme) – Foto von Jérémie Souteyrat – Courtesy of Louis Vuitton
Die Ausstellung verläuft in zwölf Kapiteln. Klingt nach Bibel, ist aber eher ein luxuriöser Pilgerweg durch die Markenzeichen des Hauses: Von der Wiege in Asnières bis zu einem überdimensionierten Heißluftballon in der „Expeditions“-Abteilung. Dazwischen: Trunks in allen Aggregatzuständen, Materialien zum Anfassen (Holz! Leder! Canvas!) und ein „Testing“-Raum, in dem Taschen auf Lebenszeit gequält werden. Auch hier: alles mit einem Augenzwinkern – Louisette und Louise heißen die Prüfgeräte. Natürlich tun sie das.
Das Ganze ist im Grunde genommen also keine Ausstellung, sondern ein Manifest. Louis Vuitton zeigt nicht einfach, was war – sondern was es ist: ein globales Kulturunternehmen mit Sehnsucht nach Bedeutung. Und wie man das alles mit Japan verknüpft? Teezeremonie trifft Trunk-Styling, Kusama punktet mit Spiegelpunkten und NIGO macht den Streetwear-Moment zur Marke.
Wenn Louis Vuitton dann am 18. September in Osaka wieder die „Visionary Journeys“-Koffer packt, bleibt die Erkenntnis, dass das Luxuslabel inzwischen nicht nur Gepäck, sondern auch Geschichte transportiert – und zwar immer First Class …
