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Peter’s Cuttings – The Queen is doing her Boxes

Würde man mich fragen, was ist eine der größten Konstanten die sie sich vorstellen können, würde ich sicherlich ganz schnell auf die Königinnen alle Königinnen kommen – die englische Queen Elizabeth II.
Sie ist schon immer da und das nicht nur in meiner Generation. Sie hat das Zeug dazu, den Regierungsrekord von Viktoria I. einzustellen, die bis heute als Englands längste Monarchin mit 64 Regierungsjahren in die Annalen einging und sie ist das Sinnbild für Pflichterfüllung und wirkt beinahe unsterblich.
Nun hat sie also das „Diamond Jubilee“ – 60 Jahre sind seit 1952 vergangen, als sie als Prinzessin ein Baumhaus in Kenia, die Treetops, bestieg und als Königin hinabstieg, nachdem ihr Vater 1952 verstorben war.

Es ist alles über sie geschrieben, gesagt und abgelichtet worden, was man sich vorstellen kann. Sie wurde von mehr Spitzenphotographen photographiert als jedes Model dieser Welt, Cecil Beaton machte ihre Krönungsphotos, Lord Snowdon war ihr Schwager und Annie Leibovitz gab sie zwanzig Minuten. Sie ist ein Phänomen, weil sie einer der individuellsten Menschen ist die man sich vorstellen kann. Sie passt in kein Schema – selbst in ihrer Generation ist kaum noch jemand so angezogen wie sie, sie trägt nur englischen Kleidung und benutzt nur englische Produkte – mit zwei Ausnahmen: Ihre 350 Kopftücher (die sie auch als diese trägt) sind von Hermès in Paris und sie hat sogar drei eigene Motive (The Royal Mews, Regina und L’Entente Cordiale) und die Tupperware, die sie zum Frühstück neben ihrem Kofferradio platziert, kommt auch nicht aus England.

Das Wichtigste auf der Welt ist für sie der Commonwealth, ihre Corgis und eigentlich würde sie, wenn sie nicht Königin wär‘, eine Landfrau sein – Denn Pferde und das Landleben schätzt sie sehr.
Eigentlich, wenn ich es recht bedenke, liebe ich sie in all ihren Eigenschaften. Sie ist diszipliniert, hat entzückende Freunde wie Lady Pamela Hicks, die in keiner Doku über sie als Kronzeugin fehlt, Patricia Countess Mountbatten of Burma ist lebenslang an ihrer Seite.

Meine früheste Erinnerung an sie ist eine leibhaftige und das große Vorurteil, dass man sie immer nur von weitem sieht, konnte ich daher nie nachvollziehen.
Meine Großtante lebte seit 1946 am Fuße des Windsor Great Park in Windsor bei London. Die Queen befindet sich ja nur unter der Woche in London in Buckingham Palace und fährt, wenn nicht Staatsbesuche oder Staatskrisen drohen, am Freitag hinaus auf das riesen-große Schloss Windsor. Dort ist auch die große Corgie Rasselbande beheimatet und die Queen ist mehr informell am Wochenende. Im Sommer geht’s dann mit der ganzen Familie nach Schottland, nach Balmoral – dort weiß jeder das sie nicht erkannt werden möchte und ihre Privatsphäre wird noch mehr akzeptiert.
Immer wenn ich meine Ferien in Windsor verbrachte, war es normal wenn die Flagge auf dem Schloss gehisst war, dass die Queen sich dort aufhielt und wenn man nachmittags spazieren ging, passierte es viele Male das sie ihren Land Rover eigenhändig steuernd, nur mit Kopftuch an, einem fünf Meter entfernt ohne Leibwächter winkend vorbei fuhr. Seitdem bin ich glühender Verehrer von ihr und lasse nichts auf sie kommen.
Anfang der siebziger Jahre empfand ich sie als eine schöne strahlende Frau und ihr Charme schlug alle in den Bann. Genau wie sie war und ist, hatte eine Königin zu sein und auch wenn es viele andere Königinnen gibt, sie ist „die“ Königin, fast wie ein Synonym für den Berufsstand.
Sie hat 11 Premierminister und eine Premierministerin überlebt (ihr Liebling bis heute: Winston Churchill) und sie ist eine der fleißigsten Büroarbeiterinnen der Welt. Wenn man jemanden fragt was sie macht und sie keine Termine wahrnimmt, wird in der Regel gesagt „The Queen is doing her Boxes“ das heißt sie sitzt in Twinset und Bahnenrock in ihrem Office – umgeben von großen roten Kästen, die eine Mischung zwischen Koffertruhen und übergroßen Cartier Kästen in saffianbezogenen Leder, in knallrot mit punzierten ER Monogramm und der Imperial-State-Crown versehen sind. Diese Boxen sind durchnummeriert und sind eine Art Transportsystem zwischen den Ministerien, dem Parlament und den Büros der Queen in Buckingham Palace und Windsor. In der Regel liegen auf den kostbaren Axminster Teppichen drei bis vier umgefallene Corgies um sie herum die schnarchend die Fleissarbeit der Monarchin begleiten.

Fragt man ihre Untertanen kommt in den meisten Fällen der Ausspruch „she is disciplined and good“ und das ist sie in der Tat. Ihr Geschmack ist sehr speziell und ihr Hoflieferant Aprey’s liefert nicht nur die berühmten Handtaschen der Queen, sondern auch zum Beispiel den Silber Corgie, der bei der Neujahrsansprache auf ihrem Schreibtisch vor ihr steht – sichtbar für alle Untertanen in der BBC. Zum „Diamond Jubilee“ bietet Asprey’s Karaffenverschlüsse in Corgie-Kopf-Form und die passenden Whiskytumbler auch in seinem Webshop an. Das schönste und preiswerteste Souvenir ist aber die Juni Ausgabe des Tatler – dann weiß man alles über sie. Ein Must Have für Queen Fans.

Die Queen bedient alle Klischees Englands und ist daher die Repräsentantin der Insel, die zwischen absoluter arrivierter Klassik bis zu den exentrischten Dingen alles hervorbringt, wofür Europa einen ganzen Kontinent benötigt. Um 5 Uhr ruht das gesamte Land weil Tee getrunken wird und die Freizeit wird, wenn man nicht sich dem Thema Garten hingibt, auf allerlei erbauliche Weise verbracht. Kreuzworträtsel macht die Queen gern und vor allem eins: Fernsehen. Sie ist eine Flimmertante und ihr TV- Set liebt sie sehr. Das Fernsehen ist ihr Fenster zur Aussenwelt, denn natürlich geht die Queen nicht mal eben zum Shopping in die Stadt sondern in Ausnahmefällen wird dann Harrod’s oder Selfridges abgesperrt und die Queen kommt mit Termin und Hofdamen zum Besichtigen der Ware.
1945, als der Krieg zu Ende war, haben sie und ihre Schwester Margaret sich unters Volk gemischt und die Siegesfeier in den Straßen Londons verbracht. Davon erzählt sie heute noch gern.
Auch wenn sie in der Familie, genau wie wir alle, härtere und einfachere Fälle hat und manchmal etwas verdrossen guckt, eigentlich möchte man sie keinen Deut anders haben als sie ist. Als Queen ist sie perfekt und ihr Style ist das eigenständigste was man sich vorstellen kann. Manch Modehaus wäre froh wenn sie so eine Cooperate Identity hätte wie Mam herself.
Die Queen ist unschlagbar und ich liebe sie in all ihre Facetten, hätte ich einen Wunsch frei an sie, würde ich gern mal mit ihr Tee trinken und dabei mit ihr in ihrem Schmuckkasten wühlen und wenn ich mir ein Geschenk von ihr erbitten dürfte, hätte ich gern den Regenschirm der einen farbigen Rand hat und durchsichtig ist, damit sie auch bei Regen ihr Volk sehen kann.
Möge sie noch lange ihre Boxen machen – God save the Queen – long may she reign.

  • blomquist
    28. Mai 2012 at 10:43

    Ich bin ganz hin und weg von diesem großartigen Artikel!

  • Horst
    28. Mai 2012 at 13:52

    die whiskygläser sind der hammer! Ansonsten bin ich ja nicht soooo der monarchie fan, aber durch den artikel wurde mir die queen etwas symapthischer!! ich finds lustig das sie mit ihrem rover durch die gegend fährt, ohne security dabei zu haben…! God save the Queen

  • jürgen
    28. Mai 2012 at 20:39

    spannend!

  • Siegmar
    29. Mai 2012 at 13:12

    @ Peter Kempe
    ein grossartiger Artikel über die “ Queen “ ich bin nicht der glühendste Fan von ihr, ihre Haltung und Disziplin ist bewunderungswürdig. Ich habe gestern Abend noch einen langen Bericht übr sie gesehen und war beeindruckt. Die “ Royals´s “ sind schon was besonders und die Corgies bezaubernd, habt ihr die Gläser in Euerm Laden?

  • peter
    29. Mai 2012 at 18:06

    @siegmar

    die gläser findest du bei asprey’s gibts auch online sind handgearbeitet!!! 220 pfund leider….

  • Horstson » Blog Archiv » Die Woche auf Horstson
    3. Juni 2012 at 12:06

    […] Google Doodle bestaunen – was ein Geburtstagskuchen damit zu tun hat, sehr ihr hier 6) In Peter’s Cuttings ging es um das Thron-Jubiläum der Queen. Die Gute übt das Amt der Königin von England bereits seit 60 Jahren aus. […]