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Peter’s Cuttings – Pat Cleveland

Als ich mich Ende der Siebzigerjahre begann für Mode zu interessieren, fiel mir bei den Übertragungen der Prêt à Porter Schauen aus den Zelten, die im Cour Carrée des Louvre aufgebaut waren, immer wieder ein Model auf.
Sie drehte sich wie ein Korkenzieher, hatte wildes, fliegendes Haar und jedes Outfit, das sie vorführte, wurde meist einer der Verkaufshits der Kollektion. Bei Dior oder Yves Saint Laurent wurde damals, im Gegensatz zu heute, die Modenschau eher schwungvoll und fast getanzt vorgeführt. Jedes Modehaus versuchte gute Laune bei seinen Defilees zu versprühen.
Zu dieser Zeit gab es die sogenannte Generation von Mädchen vor den Supermodels wie Linda Evangelista, Claudia Schiffer, Cindy Crawford und Naomi. Jerry Hall, Iman und die New Yorkerin Pat Cleveland. Und genau um die geht’s heute. < Patricia Cleveland wurde 1952 in New York in eine Familie geboren, die in der Kunstszene sehr bekannt und engagiert war. Sie wuchs sehr frei für die Zeit auf und studierte Kunstgeschichte an der High School Of Art und Design, schloss 1969 mit Diplom ab. Außerdem machte sie an der LaGuardia Kunst-Schule auch noch ihren Abschluss. Als sie fünfzehn Jahre alt war, im Jahr 1967, wurde sie in der U-Bahn von Vogue Fashion Editor Carrie Donovan entdeckt. Donovan, begeistert von Pat Cleveland, lädt sie in die Conde Nast-Studios von Vogue ein und macht Probeaufnahmen. Sie ist außer sich vor Begeisterung und sieht in Cleveland, zu einer Zeit, als es kaum farbige oder exotische Models in Amerika gibt, einen völlig neuen Typ von Gesicht in ihr. Pats erste Jobs als Model machte sie für den Designer Jaques Tiffeau. Pats Eltern – als Künstler eher open minded, hatten nichts dagegen, dass sie Model werden wollte. Der Designer Halston, damals Upcoming Star der New Yorker Gesellschaft, und die Warhol Clique, endeckten Pat für sich und sie wurde Muse und Gallionsfigur von Halston Limited. Saint Laurent, Guy Laroche, Ted Lapidus – alle jüngeren Prêt à Porter Designer in Paris liebten sie und engagierten sie jede Saison nach Europa. Antonio Lopez zeichnete Pat und sie wurde seine Freundin und die des Clans um Karl Lagerfeld, Jacques des Bascher und der Catroux-Clique. Cleveland war eine der Ikonen der Halston-Silhouette und ging regelmäßig ins Studio 54. Die Mädels und Society-Frauen kopierten ihre Looks und Frisur zu hunderten. Bis Mitte der Achtzigerjahre gab es fast keine Ausgabe von Harper's Bazaar oder V in der Pat nicht vertreten war ... keine Modenschau in Mailand oder Paris, in der sie nicht auftrat. Mitte der Achtzigerjahre brachte sie ihren Freund Patrick Kelly nach Paris und half ihm beim Aufbau seines Modehauses (Horstson berichtete).

Sie ist eine Legende und gehört zu den Fundamenten der Models, die die spätere Supermodel-Generation begründeten. Was vor allem immer von ihr in Erinnerung bleiben wird, sind ihre Haare und der Stil, wie sie lief .Wie ein wirbelnder Korkenzieher schwebte sie über die Pariser Laufstege und bezauberte uns alle. Heute lebt Pat nach wie vor in New York und ist Kuratorin für Kunst, unter anderem am Smithsonian. Sie hat sich kaum verändert und ist immer noch eine sehr schöne und eigensinnige Frau, deren Ausstrahlung sehr speziell ist.

  • Monsieur_Didier
    2. April 2012 at 09:48

    …endlich konnte ich mal wieder was über Patrick Kelly lesen, wenn auch „nur“ in einem Nebensatz…
    irgendwie ist er damals sang- und klanglos verschwunden und und man konnte lange Zeit nichts mehr über ihn lesen…
    in der Vor-Internetzeit war das noch möglich…
    jetzt gibt es ein paar Bilder und Artikel über ihn…
    wo bitte kann man den Artikel finden über den Aufbau seines Modehauses…

    …ansonsten ein toller Artikel über Pat Cleveland…
    vielen Dank dafür…!

  • Horst
    2. April 2012 at 10:09

    @Monsieur Ich hatte vergessen den Link zum Patrick Kelly Artikel einzusetzen – hier ist er: http://horstson.de/ein-amerikaner-in-paris-patrick-kelly-2/2010/08/

    🙂

    und zu Pat Cleveland – Toller Artikel, kannte sie nur am Rande – danke für die Hintergrundinfos!!

  • siegmarberlin
    2. April 2012 at 11:07

    toller Artikel über eine mehr als interessante Frau.

  • Daisydora
    2. April 2012 at 11:38

    Wie immer sehr interessant und schön zu lesen, danke, lieber Peter 🙂

  • wolframfrankfurt
    2. April 2012 at 23:52

    Toller Artikel, der in mir Erinnerungen wachgerufen hat.Sie erinnert mich auf vielen Bildern stark an Iman. Ich habe Anfang der 90er Jahre für Nikos gearbeitet und vergesse nicht, dass Kunden in unseren Laden kamen, die nur den Katalog wollten, in dem Viktor Skrebneski Iman und andere Models sehr erotisch aber nicht aufreizend abgelichtet hat. Skrebniski hat mit diesen Bildern das Image dieser, damals sehr angesagten, Unterwäschemarke ganz entscheidend geprägt und erfolgreich gemacht. Leider ist Fotograph und Marke in Vergessenheit geraten. Wenn ich micht richtig erinnere war er auch der erste, der Cindy Crawford abgelichtet hat.
    Diese Reportagen auf diesem Blog gefallen mir sehr gut, weil sie einmal Vergessenes wieder lebendig werden lassen und mir auch unbekannte Namen näher bringen.

  • peter
    3. April 2012 at 15:28

    @wolframfrankfurt
    und weißt du wer nikos getragen hat wolfram und den katalog sich auch besorgt hat??natürlich ich!!!ich liebe mode schon immer und werde noch viele geschichten aus der zeit erzählen vielleicht hast du ja vergnügen daran:-))

  • wolframfrankfurt
    4. April 2012 at 00:26

    @peter
    ich bin sicher, dass ich daran Freude haben werde.Auch ich bin ein Kind dieser Zeit und erinnere mich gern. Nicht das ich nicht gerne heute lebe, trotzdem gab es unvergessliche Geschichten, die beim Lesen dieser Reportagen sofort wieder present sind.Ich arbeite seit ca. 30 Jahren in dieser Branche und habe viele Höhen und Tiefen miterlebt. Wer denkt heute noch an Romeo Gigli z.B., der den Schulterpolstern eines
    Claude Montana oder Thierry Mugler schmal geschnittene Mode entgegenstellte, die sehr erfolgreich war, mir fallen noch viele Namen ein,
    Gian Marco Venturi, von dem ich einen Pullover hatte, den ich liebte usw. Nikos war eine wunderbare Zeit, ich war auch mehrmals Gast in seiner Wohnung am Boulevard Haussmann, großbürgerliche 10 Zimmer, immer voller interessanter Menschen. Freue mich schon auf Deinen nächsten Artikel.

  • Horstson » Blog Archiv » Die Woche auf Horstson
    8. April 2012 at 17:10

    […] nur spärlich bedacht wurden haben wir ein Trostpflaster – den Wochenrückblick: 1) In Peter’s Cuttings berichtete Peter letzten Montag über das Model Pat Cleveland. Unsere wandelndes Mode-Lexikon ist seit den 70iger Jahren schwer beeindruckt von dem Charme der […]