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Peter’s Cuttings – Das andere Griechenland: Idylle in Mykonos

Inspiriert durch das Photo von Horst und Terry Richardson von der Berlin Fashion Week, erinnerte ich mich an eine wunderbare Geschichte, die mit dem Vater von Terry Richardson zu tun hat. Bob George Richardson (1928-2005 in New York), der ein begnadeter Photograph war und den ich sehr verehre und der seinem Sohn in keiner Weise – auch was die Extravaganz anbetraf – nachstand. Er prägte Ende der sechziger und Anfang der siebziger Jahre die Strecken der britischen und amerikanischen Vogue und Stand als ‚Photograph der jungen Generation‘ damals dafür, dass Hippie, Jugend und sexuelle Revolution in die Nobelblätter von Condé Nast einzogen.
Modeproduktionen waren zu der Zeit bei Condé Nast keinen Budgets unterlegen und dauerten oft mehrere Wochen- es wurde ein gigantischer Aufwand betrieben, die Redakteure waren völlig frei in ihren Entscheidungen und die Experimentierfreudigkeit fand keine Beschneidung dank glorioser Chefredakteurinnen, die wie Diktatoren agierten.

Im Frühjahr 1967 reiste das Team von Vogue Paris auf die menschenverlassenen wilden Inseln Griechenlands, die zu der Zeit total naturbelassen und unbeleckt von organisierten Touristen einen Jahrtausende alten Schlaf schliefen, um die Strecken für die Sommerhefte zu produzieren. Die Sommerkollektionen waren auch in den Couture-Häusern afrikanisch und hippiesque orientiert und psychedelische Muster allover gezeigt worden. Emilio Pucci und Ossie Clark waren die Reisser in den Boutiquen .

In der amerikanischen Vogue hatte kurz vorher ein junger, hipper Photograph, den man engagieren wollte, mit seinen Strecken Aufsehen erregt. Er war sehr unkonventionell und seine Name war Bob Richardson. Er war groß ,schlaksig und hatte die Augen eines Engels. Harper’s Bazaar hatte ihn entdeckt. Er fuhr eine dicke Limousine, konsumierte Speed und liebte das Risiko. Er entsprach genau der neuen, freien, emotional aufgeladenen Generation für die es keine experimentellen Grenzen gab. Zwei Jahre zuvor hatte er die Schauspielerin Norma Kessler geheiratet und sie hatten einen kleinen zweijährigen Sohn Terry.
Bob wurde engagiert und da es Sommer war, heuerte er Donna Mitchell an – ein Model, dass zu der Zeit total der neuen Typologie entsprach und dem Typ Veruschka von Lehndorff entsprach und war, neben Anjelica Huston, Freundin und Lieblingsmodel von Bob.

Zum großen Entsetzen der Redakteurinnen wurden nicht aufwendige Klamotten bestellt sondern Norma, die als Assistentin und Stylistin mit ihrem Mann und dem kleinen Sohn Bob und Donna begleitete, schnappte sich eine große Reisetasche und warf irgendwelche Sachen aus dem Fundus hinein, Ossie Clark ein bisschen Top Shop und ein paar Accessoires – Hippie-Gürtel, Tücher und in paar griechische Kreuze.

Es war eher wie ein Familienurlaub und Vogue hatte die „Carte Blanche“ gegeben für die Produktion. Mykonos: menschenleer – heiße Strände,Tavernen, schlängelnde Gassen, das Weiß, das Blau, die Klarheit entsprachen genau dem Lebensgefühl und prägten vielleicht ja auch die Freiheit des kleinen Terry.

Die Crew photographierte wenn sie Lust dazu hatte und es entstand eine Strecke von sechzehn Seiten, die wie ein Film von Godard oder Antonioni anmutet. Die Klamotten sind unwichtig, daß Leben an sich spiegelt sich wieder. Donna Mitchell drückt das aus, was diese Insel danach zu einem Ziel für Tausende machen sollte, die genau dieses Gefühl suchten.

Die griechische Idylle wurde eine der Iconen-Strecken der Mode und eröffnete die Rückkehr nach Mykonos. Terry Richardson sagte einmal dazu, daß er sich nur noch an einen endlosen Sommer und eine grenzenlose Freiheit erinnern kann und das Leben einer Hippie-Familien-Idylle in Mykonos…

Bilder: Terry Richardson; VOGUE 1967/ Scan, Strawberige, Viceland

  • Chris
    11. Juli 2011 at 09:44

    ich wusste nicht das der vater von terry richardson auch fotograf war?! 😀

  • peter kempe
    11. Juli 2011 at 11:11

    bei horstson erfährt man halt auch dinge die man nicht wusste!!

  • siegmarberlin
    11. Juli 2011 at 11:43

    das wusste ich auch nicht, das Foto von Veruschka ist sensationell. Schöner Bericht!

  • peter kempe
    11. Juli 2011 at 11:49

    @siegmarberlin
    tja siegmart das dachte icha uch das das veruschka ist das ist aber donna mitchell zu der zeit sahen viele mädchen wie veruschka aus das war der absolute ideal typ dieser zeit toll war auch penelope tree über die gibts auch bald nen cutting

  • Daisydora
    11. Juli 2011 at 12:41

    Herrlich, das habe ich dir schon geschrieben, lieber Peter und schreibe es hier auch noch rein. Der Spass auf Blogs könnte meinemm Geschmack nach viel öfter dort losegehen, wo solche Berichte wie dieser angesiedelt sind.

    Das ist definitiv die schönste Geschichte rund um Terry und seine Familie, die ich je gelesen habe. 🙂

  • siegmarberlin
    11. Juli 2011 at 13:04

    @ peter kempe

    sorry, ich hätte geschworen es ist Veruschka, trotzdem schöne Bild, schöne Frau