Berlin Fashionweek

Lust an Mode – Michael Michalsky Mens- und Womenswear Fall/Winter 2012/2013

Daisy kauft sich ein Kleid und geht damit essen …. das ist natürlich von Thomas Bernhard geklaut und handelt von seinem Lebens-Regisseur Claus Peymann und dessen neuer Hose.
Damit will ich nur zum Ausdruck bringen, dass mein erstes Kleid aus dem Hause Michalsky fällig wird. Das hätte ich früher nicht gedacht, ich konnte einfach keinen Draht zu dem Label aufbauen. Und nachdem ich samstags in epischer Breite und auf dem Fernsehbildschirm das Kleid sah, hatte ich innerlich sofort meine zehn Jahre alte und schon leicht in Mitleidenschaft gezogene Gucci-Brieftasche gezogen, um an der Kasse zu bezahlen.

Aber ihr wollt hier ja was über die Kollektionen an sich erfahren. Sowohl die Womens- als auch die Menswear-Kollektion sind mit unter dreißig beziehungsweise unter zwanzig Outfits relativ klein gehalten. Das hatte Michael Michalsky ja in der Doku auf ARTE sehr anschaulich erklärt, dass so eine Kollektion nicht nur Ergebnis freier Entwürfe sondern logistischer Planung, die sich auch an der Zahl der Einzelteile, die man für den Handel braucht, orientieren muss.

Das Motto der Kollektion lautet Lust und in welcher Situation dieser Funke auf ihn übersprang, hatte Michael euch ja schon in dem Interview verraten. Aus seiner Sicht ist die Lust aus unserer heutigen Gesellschaft und unserem Lebensstil fast völlig verschwunden. Gemeint ist damit genau genommen das ausschweifende Lebensgefühl der späten Siebzigerjahre, die Zeit des Studio 54, als dem Symbol der goldenen Jahre der Lustentfaltung.

Die Siebzigerjahre-Ansage bezog sich auf die Womenswear-Kollektion, in der einiges Glitzernde aufgeboten wurde: Da gibt es eine Art Pailetten-Cardigan in angedeuteter Smoking-Fasson, dazu Pailetten Sportshorts, beides in einer der diese Kollektion beherrschenden Faben, einem hellen Retro-Kamel Ton. Der unverzichtbare Andrej Pejic hatte die Ehre einen gegürteten Mantel aus fließendem Material, ebenfalls in Kamel, mit ausladendem Lammfellkragen, zu präsentieren. Echte Pelze lehnt Michalsky ab und beweist auf diesem Gebiet nicht nur Haltung sondern Humor. In der Kollektion wurden zwei Teile aus Hellorange gefärbtem Original-Teddybärchen-Fell der Firma Steiff geschneidert.

Die Silhouette der Hosen erinnert gleichermaßen an lässige Sportswear und eine moderne Version der Pluderhose. Sehr hübsch sieht das elegante Modell in Schwarz aus, das mit den breiten Smoking-Streifen und der dazu passenden, fließenden und ebenfalls Schwarzen Smoking-Jacke einen legeren Anzug ergibt, mit dem man sich bei festlichen Anlässen überall sehen lassen kann.

Ein Hingucker waren die Schwarzen Latex-Leggings zu bravem Rock und Bluse in Schwarz oder auch unter dem Shiftrock getragen, zum Schwarzen Kostüm mit großem Fellkragen der bis über die Ärmel fällt. Und dann ist da auch noch mein neues Kleid, das auch Rock und Bluse sein kann. Der Rock mit Weißen bis hellsilberfarbenen Pailetten oder sonstigem Glitzer und dazu die hochgeschlossene Schwarze Gouvernanten-Bluse mit kleinem Kragen und weißen Paspeln. Sowas Strenges fehlt mir in meinem Schrank und der Rock ist fließend und schwingt beim Gehen.

Die Männerkollektion könnte man als pragmatische Entscheidung zu gut tragbaren Teilen und Anzügen in Schwarz, in warmen, hellen Grautönen, mit weißen Hemden, in aller Kürze auf den Punkt bringen. Da war nichts, was man als modisches Highlight hätte bezeichnen können, dafür funktionieren alle Männeroutfits irgendwie gut, allerdings im modisch eher Unauffälligen Bereich. Mein Favorit ist das Outfit im Header. Der schmale Schwarze Mantel, wieder mit Fellkragen, darunter die schwarze Jacke mit Zipper zur ebenfalls schwarzen Hose. Damit macht man wie mit vielen der Outfits aus der Kollektion nichts falsch, allerdings ist da zum Niveau internationaler Designer-Kollektionen noch etwas Luft nach oben.

Mit dem Highlight der Womenswear-Kollektion, den seidenen Abendkleidern mit einem stilisierten neonfarbigen Druck zum Thema Lust, entstanden durch die Zusammenarbeit mit dem Berliner Künstler Zhivago Duncan, schloss die Schau so beschwingt, wie die StyleNite begann …
Mein Fazit: Ganz sicher eine Kollektion, die für den vorhandenen Markt entwickelt wurde. Für internationale Kunden sollte Michael Michalsky das modische Profil seines Labels unbedingt noch etwas schärfen.

Bilder: Michael Michalsky

  • Butchbaby
    24. Januar 2012 at 13:15

    das ist für mich mal wieder alles abgeguckt und ne mischung zwischen jil sander und armani…. gähn

  • Rene Schaller
    24. Januar 2012 at 13:40

    Die Herangehensweise ist ja löblich, aber so sehen die Sachen halt auch immer aus – alles hübsche Kaufhausmode, die man in besserer Qualität bei anderen Labels billiger kriegt.

  • Siegmar
    24. Januar 2012 at 13:56

    wie ich schon sagte für die Männerkollektion mittelmässig und wie daisydora schreibt unauffällig aber tragbar, ich wollte nichts davon, ich mag schon grundsätzlich nicht den tiefen Schritt bei Hosen. Die Kollektion ist sicherlich gut zu verkaufen. Bei den damen gab es schon ein paar Highlights, das Kleid das Du dir ausgesucht hast finde ich klasse und die Sachen mit den Leggins sind gelungen, in Live sahen die bedruckten Teile sehr klasse aus. Aus diesem Teddykram würde ich auch eine Jacke nehmen, das war gut. Mir persönlich unangenehm war Andrej Pejic, das war zusehr auf Frau getrimmt und damit überflüssig.

  • o
    24. Januar 2012 at 14:27

    MODE ?

  • Daisydora
    24. Januar 2012 at 14:42

    @Butchbaby

    Das hat zu wenig Kantenschärfe und ein eher schwammiges Profil. Ganz klar. Ich bin mir nur ganz sicher, dass ein Marketingfuchs wie Michalsky mutigere Designer engagieren könnte und würde, wenn er den Absazmarkt dafür schon hätte … Berlin ist und bleibt nicht der Platz, an dem man internationale Kunden akquiriert und bedient. Da kann sich Christine Arp noch so über die Kritiker echauffieren.

    @Rene Schaller

    Das was du da so richtig beschreibst, ist über weiter Strecken das Berliner Dilemma. Der Markt für relativ teure, junge Labels fehlt noch weitgehend. Die können also nur sehr schwer an sich wachsen und damit immer besser werden. Ich kaufe auch lieber ein toll gesmoktes Kleidchen aus feinstem Schweizer Batist von René Lezard, als eines von LaLa Berlin, etc.

    @Siegmar

    Wenn ich hier ganz knallhart, mit meinem internationalen Blickwinkel nur das über deutsche Kollektionen schreiben würde, das ich mir eins zu eins zu den Kollektionen denke, dann könnte das mitunter sehr frustran sein und schwarzmalend rüber kommen. Ich finde, man muss das Thema ganzheitlich sehen und hier fehlt einfach der Markt in adäquater Größe. Ohne den können Designer nicht reifen. Viele Leute mokieren sich über kritische Stimmen, leihen das Zeugs aber nur für den Gang über den Roten Teppich aus und kaufen nichts bei jungen Deutschen Designern.

    Andrej Pejic hat mir auch nicht gefallen. Das sind so Effekte, die kann man sich schenken.

  • Butchbaby
    24. Januar 2012 at 20:40

    ok, @daisydora. aber mal ganz ehrlich:

    ich habe noch nie eine boutique gesehen, die den michalsky ramsch verkauft…. ausser sein eigener laden und quartier206. aber sonst? wo setzt er sein label ab??

  • Daisydora
    24. Januar 2012 at 21:10

    @Butchbaby

    Das weiß ich ehrlich gesagt nicht. Da legt sich bei MM wie bei vielen Designern aus Berlin oder sonst wo in Deutschland auf deren Websites mit den Bezugsquellen tendenziell Mantel der SDiskretion. Aber, wie gesagt, so wahnsinnig viele tolle, internationale Designer sind gestrauchelt, mussten aufhören und hatten davor Erfolg und wurden von der Fashion-Press bejubelt.

    Vielleicht ist es ja von wenigen Labels die es schaffen abgesehen, das Schicksal der Modenation Deutschland, der Welt Genies wie Lagerfeld geschenkt zu haben ….. 😉

  • muglerette
    25. Januar 2012 at 08:06

    ich habe ja ein problem damit wenn der esigner am tag seiner show(oder einen tag davor) im frühstücksfernsehen seine neue kollektion in höchsten tönen lobt…..und sie am ende dann doch eher bekleidung als mode ist.

    die ersten schauen von michalsky waren echt ganz gut….tolles internationales casting….haiir und makeup super….exclusive locations…….jetzt wird es immer mehr zu einer düsseldorf cpd veranstaltung…..getanzte modenschauen,liveacts etc….und was die modelle betrifft….bis auf andrej ist da ja nix internationales mehr dabei……für mich wird hier viel tam tam um nix gemacht…einige teile sind noch ganz okay…aber alles in allem reisst mich hier leider nichts mehr vom hocker!!und jenny „die heidekönigin“ elvers elvertsdingens mit gesplisster haarspray unfall frisur ist leider auch nicht das non plus ultra……traurig das diese show das highlight der fashionweek sein soll……da lobe ich mir leute wie lever couture oder dawid tomaszeswki die wenigstens schöne ideen und extravaganz in die mode bringen ohne gleich albern zu wirken

  • fashion trends
    3. Juli 2012 at 16:06

    Da kann man sich auch jetzt schon auf den Herbst/winter freuen, wenn uns eine solche Mode erwarten.