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Adieu, Mademoiselle: LesMads hört auf

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Eine der Segnungen unserer durchdigitalisierten Gesellschaft soll es bekanntlich sein, sich selbst erfinden zu können. Zwar haben sich Jessica Weiß und Julia Knolle nicht selbst erfunden, dafür aber „Deutschlands populärsten Fashion-Blog“. Ob sie nun wirklich LesMads erfunden haben, weiß ich nicht, aber zumindest haben sich Knolle und Weiß gefunden – ironischerweise auf StudiVZ, einem Netzwerk, dass es zwar noch gibt, dem aber ein ähnliches Schicksal ereilte, wie LesMads: Es dümpelt vor sich hin. Dass LesMads seit einigen Wochen in eine Art Dämmerschlaf gefallen ist, werden die meisten vielleicht gar nicht mitbekommen haben – zumindest wenn man von der Anzahl der eingetrudelten Kommentare ausgeht, hielt sich die Resonanz seit einigen Monaten zurück.

Heute nun gab Katja Schweitzberger, die Ende September 2007 von Jessica Weiß mit LesMads einen rostigen Jaguar, der schon bessere Zeiten erlebt hat, übernahm, das Ende des Blogs bekannt. Wundern tut es ehrlich gesagt niemanden und die Spatzen hatten es schon seit einigen Wochen von den Dächern Berlins und Münchens gepfiffen. Wir haben Mitte Dezember offiziell bei Burda angefragt, wie sich denn die Zukunft gestaltet: „Wir arbeiten derzeit an einer grundlegenden Weiterentwicklung des Portals“, war die unbefriedigende Antwort. „Wird LesMads weitergeführt?“, „Behält LesMads den Blogcharakter?“ – Fragen blieben seitens Burdas unbeantwortet.

Katjas letzter Post lässt Raum für Interpretationen – sie musste die Nachricht selbst „erstmal verarbeiten“ … Erstmal verarbeiten? Hat Burda denn nicht zusammen mit der Redaktionsleiterin an der Zukunft von LesMads gearbeitet oder kam die Nachricht für sie aus dem Nichts? Wie stiefmütterlich Burda mit LesMads auch am Ende umgeht, wird daran deutlich, dass – warum auch immer – es nicht möglich ist, unter dem letzten Post zu kommentieren. Von Beileidsbekundungen am Grab bitten wir Abstand zu nehmen? Ehrlich gesagt finde ich das für die Frau, die für die letzten vier Jahre das Gesicht von LesMads war, einen Schlag ins selbige. Digitale wie soziale Kompetenz sucht man vergebens …

Über die „offiziellen“ Gründe von Burda, Deutschlands populärsten Fashion-Blog eher sang- und klanglos einschlafen zu lassen, lässt sich nur orakeln. Bleibt zu hoffen, dass Katja von den Kollegen, die sich auf ihrem Rücken eine gewisse Bekanntheit kommentiert haben, jetzt die Unterstützung bekommt, die sie in zahllosen Verlinkungen gegeben hat …

Wir wünschen Katja alles Gute.

  • PeterKempe
    29. Dezember 2015 at 02:15

    Katja ist eine professionelle sehr stilvolle und fachkompetente Frau. Ich gerade deswegen sehr schätze, weil sie keine typische „Bloggerin“ ist. Schade, ihr Blog war der einzige, der mich wirklich interessiert hat.

  • Siegmar
    29. Dezember 2015 at 11:41

    ein „Schicksal“ von Blogs die in den Händen großer Medienkonzerne ist. Nicht mehr rentabel, wird alles sofort eingestellt. Das gute bei Horstson ihr habt kein Verlag der nur auf die Klicks und Werbeeinnahmen achtet.

  • Therese
    29. Dezember 2015 at 12:33

    Sorry, Lesmads war eine langweilige Linkschleuder wie die meisten Blogs, die Geld abwerfen.

  • Eveline
    3. Januar 2016 at 00:11

    Ich finde auch Lesmads war langweilig, aber von Katja Schweitzberger kann definitiv mehr. Wünsche ihr alles Gute für die Zukunft.

  • Markus
    4. Januar 2016 at 12:15

    Scheißegal! Wie wenig Lesmads noch interessiert hat sieht man daran, wie wenig Blogs überhaupt drüber berichtet haben.

  • SB
    5. Januar 2016 at 18:48

    Wer glaubt, dass LesMads für Burda jemals wirklich rentabel war, und dessen Einstellung nun bedauert, hat eine sehr naive Sichtweise auf das Verlagswesen. Die Klickraten und Besucherzahlen, die da von der Modemedia GmbH (zuvor Glam Media GmbH), einem Unternehmen, das Blogs vermarktet (und an dem Burda maßgeblich beteiligt ist), herausgegeben wurden, zweifle ich an. In Zeiten des Blogger-Hypes zwischen 2009 und 2012 hat Burda mit der Übernahme von LesMads samt den Gründerinnen, Jessica Weiß und Julia Knolle, Innovationsfreude suggerieren wollen und bewiesen, wie man einen führenden Modeblog etablieren kann, wenn man in selbigen ordentlich Geld investiert. Grün vor Neid, durften Deutschlands Blogger-Tussis mitlesen wie Knolle & Weiß um die Welt geflogen wurden, um sich mit bekannten Modemachern einmal in deren New Yorker Showroom durch die Kollektion zu fummeln. Ob Karl & Co. nun wirklich so überzeugt von der modischen Kompetenz der Macherinnen waren, oder ob eher die guten Verbindungen der Anzeigenabteilung der Burda Style Group (Elle, InStyle, Freundin, Bunte) dafür sorgten, dass die Mädels plötzlich Front Row sitzen durften, interessiert heute niemanden mehr. Allein der Zeitgeist hat Burda einen Strich durch die Rechnung gemacht. So haben Modeblogs schlicht an Relevanz verloren. Wer spricht heute schon noch von BryanBoy und Garance Doré?