Allgemein

Lesetipp: Casa Susanna

Uns wurde mal empfohlen, Horstson einen neuen Namen zu geben: Irgendwas in die Richtung „Schwuchtel-Blog“ oder so. Ich weiß nicht ob die Domain www.schwuchtel-blog.de vielleicht sogar schon vergeben ist, aber ich muss entäuschen: Wir bleiben bei Horstson. Aber ich habe daraufhin überlegt, ob derlei Äußerungen ein neues Phänomen sind und wie war das überhaupt damals? Also ganz damals, und das wissen hoffentlich die meisten, sorgte ein kleiner untersetzter Mann dafür, dass die Schwulen einen rosa Winkel tragen mussten.
Später wurde es liberaler, sogar so liberal, dass der homosexuell geneigte Mann sich hinter verdunkelten Scheiben in Cafés treffen durfte und auch diese Zeit haben wir überstanden: Die Cafés sind nicht mehr verdunkelt und der Eingang wird von Kinderwagen versperrt. Blut dürfen wir immer noch nicht spenden. Und in einigen Ländern wird man ausserhalb seines Ressorts immer noch gesteinigt, aber im Hochglanzkatalog vom Reisebüro sieht das alles gar nicht so schlimm aus.

Aber es gab und gibt sie immer, die Menschen, die anders waren oder anders sind. Fabian Koelmel beschrieb es auf Hart International so:“Es gibt eben so viel zwischen Penis und Vagina, so viel zwischen Macker und Macke, so viel zwischen biologischem und psychologischem Geschlecht“. Aha.
Ende der 50er und Anfang der 60er traf sich eine Gruppe Männer in der Casa Susanna in der Nähe von New York und konnten zumindest auf diesem kleinen Fleckchen Erde das machen, was sie wollten: In die Rolle einer durchschnittlichen amerikanischen Hausfrau schlüpfen. Die dabei entstandenen Fotos sind auf einem Flohmarkt aufgetaucht und wurden zu einem Bildband zusammengefasst.

Die Bilder erinnern mich übrigens erstaunlich stark an das gerade erschienene Candy Magazine,oder?

Casa Susanna
Michel Hurst (Editor), Robert Swope (Editor)

  • Rene Schaller
    27. November 2010 at 12:47

    „Das allgemeine wie auch das geschlechtliche Verhalten von Männern und Frauen kann durch widersinngen Gebrauch von Kleidern in der frühen Jugend für das ganze Leben beeinflußt werden. So sind Eltern, die sich einen Sohn gewünscht haben und ihre Enttäuschung über die Geburt einer Tochter dadurch kompensieren, dass sie sie in Knabenkleider stecken, dafür verantwortlich, wenn sich bei ihr ein Hang zu männlichen Verhalten entwickelt, der in extremen Fällen zu lesbischer Liebe führen kann…“
    Auszug aus Lawrence Lamgner’s ‚Vom Sinn und Unsinn der Kleidung‘

    Der Text geht natürlich noch weiter, selbiges wird noch über Jungs geschrieben. Das Buch entstand zu selben Zeit wie die Bilder und spiegelt doch ganz gut die Denkweise dieser Zeit wieder. Und wenn man die neuen UN-Beschlüsse anschaut, sind wir scheinbar doch gar nicht so weit von 1958 (Erscheingsjahr des Buches) entfernt.

  • Daisydora
    27. November 2010 at 17:52

    Ich danke den Göttern, nicht auf einem Spiesser-Modeblog gelandet zu sein, bei dem Menschen mit Gartenzaunmentalität über die Welt außerhalb ihres Tellerrands schreiben, dessen Kante sie noch nie übertreten haben…. 🙂