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Kurzer Tod eines unbekannten Genies

In Claus Peymanns Inszenierung von Shakespeares Sturm brach er sich als er auf der Bühne stolperte vor meinen Augen beim Sprung von einem Felsen in einen Wassergraben, der das Meer rund um Prosperos Insel darstellte, den Knöchel. Das ist sehr lange her. Aber das Bild dieses kleinen Unglücks hatte ich sofort wieder vor Augen, als ich las, dass der deutsche Schauspieler Fritz Schediwy am Montag während einer Lesung im Schillertheater mitten in seinem Vortrag einen Herzanfall erlitt, an dem er verstarb. Was für ein dramatischer und doch so leichter Abgang für einen großartigen Schauspieler.
Ich behaupte ja immer, dass Deutschland seine wahren Könner zum Teil gar nicht kennt. Zumindest nicht so gut wie Mario Barth und Cindy aus Marzahn. Eigentlich schade, denn mich hat es immer sehr glücklich gemacht, Fritz Schediwy und seinen ebenso begnadeten Kollegen am Theater bei ihrer Arbeit zuzusehen. Man wird sehen, ob die Redaktionskonferez des Stern beschließt, einen Nachruf auf sein Leben und Schaffen zu bringen. Ich rechne nicht damit, denn auch Kollege Traugott Buhre war nur dem Spiegel einen angemessenen Nachruf wert. Der Abschied von deutschen Genies ist mitunter einer der leisesten Vorgänge…..
Damals, nach dem Knöchelbruch, hat soweit ich mich noch erinnere, der Dramaturg Hermann Beil mit dem Rollenbuch in der Hand die Vorstellung gerettet…. wie es am Montag im Schillertheater weiter ging oder ob einfach der Vorhang fiel, das weiß ich nicht. Ich glaube an die Unsterblichkeit des Theaters. Es ist der seligste Schlupfwinkel für diejenigen, die ihre Kindheit heimlich in die Tasche gesteckt und sich damit auf und davon gemacht haben, um bis an ihre Lebensende weiter zu spielen. Max Reinhardt.

Adieu Fritz Schediwy.