Ausstellung

Kunst hoch drei: König Galerie Berlin

Anselm Reyle, Michaela Meise und Jose Dávila – Pünktlich zum Gallery Weekend Berlin eröffnet die König Galerie drei große Einzelausstellungen und lockt zudem in den Garten von St. Agnes. Im Hauptraum der Kirche zeigt der Künstler Anselm Reyle eine Installation mit hängenden Skulpturen und jede Menge neue Bilder auf 400 Quadratmetern. Ich bin großer Fan seiner Arbeiten und war ziemlich verdutzt, als er sich 2014 aus dem Kunstbetrieb zurückgezogen hatte – glücklicherweise nur temporär. Ihm habe ich eines meiner ersten Interviews zu verdanken. Damals, blutjung und unbedarft, bin ich für die TUSH durch die Hamburger Deichtorhallen gehuscht und habe seinen Worten gelauscht. Jetzt also zum ersten Mal eine Ausstellung in St. Agnes, ich drücke die Daumen für die Eröffnung. Naja, das wäre etwas übertrieben, schließlich bin ich mehr als zuversichtlich, dass seine Schau ein weiterer Riesenerfolg wird. Was wird gezeigt? In der Kapelle werden z.B. Möbelskulpturen, sprich: aus dem Alltag entlehnte Objekte ausgestellt.

Wer zeigt noch in der König Galerie Die Künstlerin Michaela Meise präsentiert in ihrer Schau „Holle-Vanderbilt“ eine thematische Verknüpfung des Märchens von Frau Holle mit der Lebensgeschichte der US-amerikanischen Künstlerin Gloria Vanderbilt. Das Zusammenspiel der beiden Themen hört sich spannend an, falls wer vor Ort sein sollte, bitte berichten! Ebenfalls einen Besuch wert: der ehemalige Kirchgarten. Seit nunmehr einem Jahr als Skulpturengarten bekannt, erfährt er jetzt, 2017, größtenteils eine Neugestaltung. Zu den bereits installierten Werken von Claudia Comte, David Zink Yi, Tatiana Trouvé, Jeppe Hein oder Alicja Kwade kommen nun Arbeiten von Jonas Burgert, Erwin Wurm, Camille Henrot, Elmgreen & Dragset, Stefan Strumbel und Joep van Lieshout.

Zu guter Letzt wären da noch die Galerieräume von Johan König in der Dessauer Straße 6. Hier wird mit „The Stone that the Builder Refused“ eine Ausstellung des mexikanischen Künstlers Jose Dávila präsentiert. Auch hier erwartet den Besucher eine raumgreifende Installation, die sich – so lässt es zumindest die sneak peak der Pressemitteilung erahnen – „mit sich selbst ringend“ und „gegen die Gesetze der Physik“ daherkommt. Erstmals aufgefallen sind mir die Arbeiten Dávilas übrigens im Pariser Centre Pompidou. Kennt ihn von euch schon jemand? Zusammenfassend klingt das doch schon mal nach jede Menge vielversprechenden Programm… Ich kann an dem Eröffnungshappening und -hopping leider nicht dabei sein, was mich doch etwas traurig stimmt. Statt Hauptstadt vom 28.-30. April, heißt es für mich dafür Lissabon und Antwerpen – auch nicht schlecht. Alibimäßig halte ich in Belgien natürlich die Kunstkarte hoch: An der Modeausstellung „Margiela – The Hermès Years“ komme ich nicht vorbei, Peters Bericht hat meine Vorfreude immens gesteigert.

Nun aber zurück nach Berlin, bald geht’s ja schon los mit dem Gallery Weekend: Mode-, Kunst- und Lifestyle-Metamorphose vom Feinsten. Da wird angestoßen, diskutiert, gefördert und ja, viel gesehen. Bilder, Installationen, gefeierte Künstler, Promis, Leute von heute. Wer schmeißt die coolste Eröffnung/ Party?! Wer wird wo, mit wem, abgelichtet? Die Branche tummelt sich und mein Gefühl verrät mir, dass nicht alle des Kunstwillens wegen vor Ort sein werden. Ist ja auch nicht schlimm, nein. Ehrlich nicht. Schließlich bin ich mit der größte Befürworter in Sachen „Kunst und Mode gehört zusammen“. Wenn ich mit (berufsbedingt kulturnahen) Freunden oder Familienmitgliedern über das Thema spreche, gehen die Meinungen hingegen stark auseinander. Da kann und will nicht gesehen werden, dass Zusammenspiele dieser Art funktionieren können und sollen.

Da wird auf Unabhängigkeit und non-commercial, die Tücken der schnelllebigen Modewelt verwiesen. „Die Kunst sollte immer für sich alleine stehen, basta!“ Da werden Oeuvre infrage gestellt, Kooperationen mit Luxus- oder Highstreet-Häusern vorsorglich verteufelt. „Verkaufte Seelen“ kam kürzlich ein emotionsgetränktes Trotzargument in meine Richtung geschossen. Was soll ich darauf bloß antworten? Aufstehen, mein Gegenüber beschwichtigen und es mit einem „nicht alles ist per se s-c-h-l-e-c-h-t“ versuchen? Gelungene Zusammenarbeiten (wovon es glücklicherweise mehr als genug gibt) runterrattern? Meist kommt bei mir nur ein verdutztes Gesicht zustande. Mir fehlt die Schlagfertigkeit, um subito zu reagieren, shame. Mir fällt in solchen Momenten nicht mal ein, dass ich in der Vergangenheit bereits tollste Gespräche zum Thema führen konnte.

Beispielsweise mit und über den Espace Louis Vuitton, den LOEWE Craft Prize oder COS bzw. kooperierende Künstler wie Michael Sailstorfer in der GALERIE KÖNIG. Denn darum geht es ja schließlich, die gegenseitige Förderung und Stärkung im Miteinander, oder? Was denkt ihr bzw. was haltet ihr von dem Thema, den Events in Berlin? Ich würde am nächsten Wochenende gerne mit dabei sein, Bilder, Installationen, Künstler und klar: auch das ein oder andere bekannte (Kunst- und Mode-)Face sichten!

Hier die Informationen zu den drei Ausstellungen in der König Galerie:

Anselm Reyle, “Eight Miles High“
St. Agnes // Nave
29. April – 4. Juni 2017

Michaela Meise: „Holle-Vanderbilt“
St. Agnes // Chapel
29. April – 28. Mai 2017

Jose Dávila – „The Stone that the Builder refused“
Johann König // Dessauer Straße
29. April – 21. Mai 2017

Adresse:
König Galerie / St. Agnes
Alexandrinenstraße 118 – 121
10969 Berlin

Öffnungszeiten während des Gallery Weekends:
Freitag, 28. April: 18 – 21 Uhr
Samstag und Sonntag, 29. – 30. April: 11-19 Uhr