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Ist das Kunst oder kann das weg, Oliver Voss?

Mitten auf dem flachen Lande würde der Text zu diesem Kunstereignis in etwa so lauten: Der örtliche Verschönerungsverein der Kurstadt Hamburg hat Montag beschlossen, die etwas schmucklose Wasseroberfläche der Binnenalster für die Dauer von zehn Tagen mit einer zwei Tonnen schweren Styroporskulptur zu dekorieren.

Das Werk, eine Idee des Initiators Oliver Voss, den Werbefuzzis unter uns als einer der Vorzeigewerber des Landes bekannt, zeigt eine Nixe, die in der Alster badet, so dass nur der Kopf und die angewinkelten Beine zu sehen sind. Was die Binnenalster unfreiwillig zu einer Art Badezuber für Styropornixen macht, da man nur darin sitzend in etwa diese Anmutung hat. Guckt euch das bitte mal in einem dieser alten Western an, in denen der Rabauke eine junge Frau in seine Zinnwanne gesetzt bekommt, die sich dann vor seinen Augen genüsslich mit Seife einseift…
Dass die Monteure erhebliche Probleme damit hatten, den Nixenkopf in Position zu bringen und dort zu halten, wollen wir jetzt mal beiseitelassen, und uns gleich den eigentlichen Fragen zuwenden: Welchen Sinn hat das Ding? Ihr ahnt es schon: Es geht um Werbung. Und zwar für die britische Kosmetikmarke Soap & Glory, die sich erst jüngst in Hamburg, vorerst exklusiv bei Douglas, etablierte. Wollen wir das, dass praktisch alle Natur Werbefläche wird, ist die Frage dazu? Stellt euch mal vor, ihr schwimmt an der Küste von Amalfi und plötzlich taucht ein haushoher Wasserball der Marke Nivea Suncare direkt vor euch auf. Das würde dem Ruf von Beiersdorf gar nicht gut bekommen. Die Leute brauchen schließlich auch mal irgendwo ein Werbepäuschen, oder? Ist das jetzt die neue Strategie, dass man uns jeden Fluchtweg abschneiden will, und wir einfach zur Verfügung stehen müssen? Bitte, lieber Herr Voss, klären Sie uns kurz auf.

Als eine der Kunsttanten auf Horstson bin ich aber geradezu verpflichtet dazu, das Nixen-Ungetüm an sich zu kommentieren: Die Soap & Glory Nixe ist für mich weder schön, noch originell gemacht, noch irgendwie charmant. Nur groß und sperrig, so dass sie den Alsterschiffen im Wege steht, den Enten und Gänsen Platz wegnimmt.
Weil ich mich aber laufend irre, frage ich lieber bei euch nach, wie ihr diese überaus virale Werbung findet? Ganz im Sinne von Horsts: Ist das Kunst oder kann das weg?
Was kostet das Ding eigentlich?

Bilder Header: Blomquist; Screenshots – Soap & Glory, Douglas

  • Kaey
    4. August 2011 at 09:13

    Und ich dachte schon immer ich bin verbittert. Hamburg ist nicht gerade eine Stadt die durch großartige Kunstaktionen von sich Reden macht. Ich finde die Idee durchaus ganz originell, und sie zaubert zumindest ein schmunzeln ins Gesicht bei diesem verregneten Sommer. Zur Werbung die dahinter steckt: Soap and Glory ist ja nicht unbedingt überpräsent so wie andere Marken. Und wenn Werbung dann doch lieber mit einer witzigen Idee als mit den ewig gleichen Plakaten, Jingles und sonstnochwas ;O)

  • LaBoliviana
    4. August 2011 at 09:19

    Warum wird hier die Sinnfrage gestellt? Bei den Figuren vor der Bücherhalle fragt doch auch keiner nach dem Sinn. Oder dem Mann auf der Elbe, der bestimmt nicht als Vogelscheuche dienen soll. Ja, es ist Werbung. Eine sehr charmante, wie ich finde, die unserer Binnenalster gut steht. Und den NIVEA-Wasserball vor der Küste von Amalfi würde ich auch begrüßen. Handelt es sich hierbei doch lediglich um ein temporäres Kunstwerk. Warum also eigentlich auch nicht?!

  • siegmarberlin
    4. August 2011 at 11:33

    Kunst ist es sicherlich nicht, ich finde es aber ganz originell und stört doch nicht wirklich, wie schon bemerkt wurde, es läßt ein schmunzeln zu.

  • Johan
    4. August 2011 at 12:10

    Das kann sicher sofort weg und ist absoluter Humbug. Jeff Koons hätte es nicht hässlicher machen können.

  • Daisydora
    4. August 2011 at 13:11

    @Kaey

    Mit Verbitterung hat meine Meinung zur Soap & Glory Nixe garantiert nichts zu tun … ich habe schon mein ganzes Leben jeden Tag gute Laune … und es geht mir darum, dass es noch irgendwo werberfreie Plätze geben sollte, am besten dort, wo Natur schon ohne Dekoration schön genug ist…

    …wäre es dir auch egal, wenn du im Starnberger See um eine Paulaner Bierflasche herum schwimmen müsstest und mitten im Wald ein Monstrum von einem Schwarzwälder Schinken stünde?

    @LaBoliviana

    Ich stelle nicht den Anspruch, jeder müsste meiner Meinung sein und stelle auch keine Sinnfrage, sondern die danach, ob das Kunst ist … und das ist es definitiv nicht. Es ist schnöde Werbung. Und ich frage mich, wie die Stadt mit den Begehrlichkeiten weiterer Ansuchen auf Werbeplätze mitten in der Alster verfahren würde. Theoretisch könnte das ja Schule machen und die Alster wäre dann ganzjährig verbucht, so wie jede Plakatwand .. wäre das dann auch noch in ordnung für dich?

    @siegmarberlin

    Ihr erstaunt mich immer wieder. Ich dachte, ich sei als ex Kosmetikmarketingtante und CD in der Werbung schon relativ schmerzfrei unterwegs …. Es ist nicht so, dass mich sowas aufregt, aber konsequent zu Ende gedacht kann sowas auch zur Landplage werden … und ich bin auch kein Fan von Werbung, die damit spekuliert, einen quasi Skandal zu inszenieren, um dann kostenlos im TV rauf und runter gesendet zu werden…

    @Johan

    Danke, ich wollte mich schon unter ärztliche Beobachtung begeben… 😉

    Zum Thema charmant noch eine Anmerkung: Charmant fände ich sowas, wenn das Kunst von einem Künstler wäre oder zumindest ein überlebensgroßer Be@rbrick Bär, den Horst von seiner Terasse aus sehen könnte …

  • siegmarberlin
    4. August 2011 at 13:21

    bei Jeff Koons hätte ich mich aufgeregt und selbstverständlich wenn sowas überhand nimmt ist es grauenvoll. Vielleicht binich da auch schmerzfreier gworden, da ich hier in Berlin seit Jahren an riessige Plakate die ganze Hochäuserfronten einnehmen od. kulturwichtige Gebäude auf lange Zeit kpl. verschwinden lassen, gewöhnt wurde.

  • Mia
    4. August 2011 at 14:21

    Naja es ist aber nicht Logo oä drauf. Mir gefällt es gut. Hat etwas von optischer Täuschung.

  • blomquist
    4. August 2011 at 16:44

    Ich finde die Nixe super.
    Als ich das Foto für diesen Beitrag geschossen habe konnte ich ringsum ausschliesslich schmunzelnde Gesichter sehen.
    Da kein Logo der Seife zu sehen ist fällt der Werbungsfaktor gleich Null.

  • Horst
    4. August 2011 at 16:50

    ich find die geil!

  • Daisydora
    4. August 2011 at 17:58

    @siegmarberlin

    Sicher gewöhnt man sich wie bei den Giganto-Werbeflächen dran, dass heute schon fast alles Projektions- oder Werbefläche sein kann … ich glaube, ich sehe das wie vieles Andere auch aus einer eher fachlichen Sicht …

    @Blomquist

    Erst mal ganz herzlichen Dank für das tolle Foto 🙂

    Solange das einmalig bleibt, wird sicher geschmunzelt, das könnte sich aber ändern, wenn im Anschluss Rügenwalder seine Wurst-Mühle reinstellt und gleich danach Listerine eine sechs Meter hohe Flasche Mundspülung ins Rennen schickt … und dann sind da ja noch KIK und Verona Pooth …

    @Mia

    Zum Glück der Werbewirtschaft sehen das viele so wie du, das eröffnet den Werbern ganz neue Möglichkeiten, auf die Karte kostenloser PR zu setzen …. in der Hauptsache für den Werber, denn die Produkte werden in aller Regel von Douglas Verkäuferinnen verkauft werden ….

    @Horst

    🙂 schau, schau ….

  • Delicious
    4. August 2011 at 18:27

    Da noch nicht mal ein Logo zu sehen ist, kann ich die Aufregung um „zu viel“ Werbung nicht verstehen. Die meisten Menschen werden es noch nicht mal mitbekommen, daß es von Soap&Glory finanziert wurde. Zu mal Oliver Voss auf die Firma zu gegangen ist und nicht umgekehrt. Etwas anderes wäre es, wenn der haushohe Wasserball der Marke Nivea Suncare, mit riesigem Logo, auf der Alster schwimmen würde. Das die Alster in Zukunft als Werbefläche missbraucht wird, ist eher unwahrscheinlich. Im Vorfeld gab es von einigen Behörden massiven Widerstand gegen die Installation. Die Nixe steht übrigens auch nicht im Weg, da sie in einem Teilstück aufgebaut wurde, die nicht befahren wird.

  • Daniel
    4. August 2011 at 21:23

    Bevor ich den Blogeintrag hier gelesen habe wusste ich noch gar nicht, dass es sich um Werbung handelt. Ich habe im Schwarzwald einen kleinen Artikel in einer lokalen Tageszeitung gelesen und in diesem Artikel wurde die Aktion auch nicht mit dieser Kosmetikmarke in Verbindung gebracht. Es wurde vielmehr von dem „Künstler“ Voss gesprochen dessen Ziel es ist mit der Aktion auf Hamburg als kreativen Standort aufmerksam zu machen. Ob der Herr Voss nun unter Künstler laufen darf sei mal dahin gestellt. Generell ist die Werbebotschaft doch eher gering, sonst dürfte die Aktion in der Alster auch nicht stattfinden. Denn in und um die Alster handelt es sich um eine werbefreie Zone und dort darf keine Werbung platziert werden (weiß ich aus eigener Erfahrung).

  • muglerette
    4. August 2011 at 21:28

    also ich finde das ja ganz lustig!!!!!

  • Mia
    5. August 2011 at 08:37

    Anstelle der Firma hätte ich aber Nein gesagt. Warum das finanzieren, wenn nicht mal das Aufstellen ein Event für die Marke beinhaltet mit der das ganze verknüpft wird?
    So toll ist der Herr Voss da jetzt auch nicht gewesen. Hat wohl eher seinen Namen überzeugen lassen.

  • Delicious
    5. August 2011 at 09:09

    @ Mia: Weil die Chefin von Soap&Glory ein großer Kunst-Fan ist und solche Projekte gerne unterstützt. Es geht ihr also in erster Linie nicht um Werbung, sondern um Kunstförderung.

  • Daisydora
    5. August 2011 at 10:40

    @Delicious

    Du hast recht, man hatte das Ganze im Vorfeld in Onlinemedien als Projekt des Künstlers Oliver Voss lanciert. Und das ist echt frech. Oliver Voss ist kein Künstler sondern Werber und das Ungetüm wurde, was ich interessehalber noch recherchieren werde, wahrscheinlich von so einer Art Skulpteur in einer Theaterwerkstätte hergestellt… den Leuten also, die sowas für Bühnenbilder herstellen.

    Nur um für die halbseidene Genehmigung die Kurve zu bekommen, hat Oliver Voss dann verlauten lassen, es gehe um das Image von Hamburg als Stadt mit innerstädtischen Wasserflächen, Kunstsinn und all solches redundante Zeugs, das man ohnehin weiss …

    Wenn man tatsächlich einen jungen Künstler beauftragt und gefördert hätte, für dessen originäre, künstlerische Arbeit, dann fände ich das absolut legitim. Aber der Name des Schöpfers ist ja bekanntlich unbekannt und Oliver Voss hat das Ding sicher nicht geschnitzt.

    Fazit: Das ist ganz tolle Werbung für Voss neue, eigene Agentur, die Soap&Glory freundlicherweise finanziert hat und die Douglas Verkäufer wieder reinholen müssen 😉

    @Daniel

    Vielen Dank für die Informationen und deinen Kommentar … Wenn CD’s Künstler sind, dann ist Voss naturgemäß einer, sind sie aber streng genommen nicht und hier hatte ja ganz offenbar ein namenloser Künster oder Theaterwerkstätten-Mitarbeiter die eigentliche Arbeit gemacht….

    @Mia

    Das sehe ich auch so. Für echte Kunst kann man von mir aus zehn Tage eine Leuchtreklame auf dem Gipfel des Matterhorns anbringen, aber das ist Kokolores, der nur Herrn Voss hilft, dem ich seinen Erfolg ansonsten herzlich gönne.

    @muglerette

    So so, du also auch ..

  • Eine Nixe in Hamburg und ein Hase in Örebro | stadtkindFFM
    6. August 2011 at 01:21

    […] der Genehmigung und wird trotz globalem Medienecho (USA Today, G1. Globo, etc) immer noch, wie z.B. hier, recht kontrovers angegangen. Eine aktuelle Umfrage des Hamburger Abendblattes zeigt zur Zeit ein […]

  • Voxx
    9. August 2011 at 14:17

    … ob jemand Künstler ist, oder nicht, muss jeder selbst entscheiden. Aber das die olle nix als PR, Marketing und Werbung ist, dazu kann es keine 2 Meinungen geben.

    Wenn jetzt nochmal irgendjemand was von Guerilla-Marketing sagt, dann spei ich. Bullsh!t. Kommerz. Werbung. Basta. Das sollte offen ausgesprochen werden, so ist das ganze einfach nur scheinheilig. Steht doch dazu, dass es kommerziell ist. Dadurch wird keine Idee schlechter, als Sie ist.

    Generell mag ich das aber; Objekte, Skulpturen, kurz: Dinge an ungewöhnlichen Orten platzieren.
    Aber:
    – erlaubt ist langweilig
    – zwingend notwendig: Ästhetik, Chiqueness oder eine Message, Idealerweise alles

    Deshalb steh‘ ich nicht drauf.tv

  • Daisydora
    9. August 2011 at 20:07

    @Voxx

    Da denke ich mal drüber nach, ob das wirklich jeder selbst entscheiden muss, Künstler zu sein …

    … klar ist das Werbung und mein Bericht zielte nur auf die Qualität der Aktion und den Umstand ab, dass das nur Werbung für Voss ist und sonst nichts… du hast übrigens selbst originelle Blogbeiträge ….

  • roter Baron
    11. August 2011 at 13:16

    ich kann mit dieser Art von Werbung ganz gut leben. keiner weiß worum es eigentlich geht. werbung für alles. die ästhetische Frage ist allerdings nochmal was ganz anderes. der vergleich mit den Spagettiwestern ist in meinen Augen passend.