Als 1945 die amerikanischen GI‘s nach Paris kamen, standen sie an zwei Adressen Schlange, um für ihre Lieben in den USA heißbegehrtes französisches Parfum zu ergattern: In der rue Cambon No.31, bei Chanel und an den Champs Elysees No.68, bei Guerlain.
Guerlain ist im Gegensatz zu Chanel kein Modehaus das auch Düfte produziert, sondern ein reines Parfum- und Kosmetik-Unternehmen, das es seit 1868 gibt und das noch bis vor wenigen Jahren von der Familie Guerlain geführt wurde. Heute gehört es zum LVMH Konzern unter Bernard Arnault. Die Düfte sind aber alle unverändert und das Haus agiert weitgehend autonom.
Wegen der Vielfalt ihrer überwiegend natürlichen Inhaltsstoffe, dem wohlgehüteten Geheimnis ihrer Zusammensetzung bis hin zur Verpackung und den Flacons bilden sie eine Insel – mit eigenen, ganz bezaubernden Gesetzen – im Dschungel der Unübersichtlichkeit des Duftmarktes.
Auf Guerlain‘s Düfte verlasse ich mich, seitdem ich mit vierzehn Jahren Parfum für mich entdeckt hatte. Nun wird manch einer sagen: „na die machen doch aber überwiegend Damendüfte“, stimmt genau – aber welche. Viel zu schade, um ausschließlich dem weiblichen Geschlecht vorbehalten zu sein, diese Düfte können – oder ich möchte fast behaupten, sie müssen – auch von Männern getragen werden.
Da wäre als erstes Jicky. 1889 wurde dieser Duft zunächst als Männerduft creiert und wandelte sich erst später zum Damenduft. Wie fast alle Duftnoten von Guerlain ist es ein etwas schwererer, warmer und etwas holziger, orientalisch anmutender Duft. Klassisch und doch ungeheuer raffiniert – mag ich Jicky besonders an lauen Sommerabenden oder auch an kühlen Herbstmorgen.
Ganzjährig und immer wieder – wie ein Süchtiger – kann ich seit Jahren nicht genug bekommen von Shalimar. 1925 creiert, inspiriert von einem indischen Garten voller Gewürze und Kräuter und der unendlichen Farbenpracht des indischen Kontinents, breitet es seinen ungeheuren Wohlgeruch wie eine schützende Hülle den ganzen Tag über einen. Geheimnisvoll und elegant, ohne aufdringlich zu sein. Der Flacon ist einem Springbrunnen aus dem Garten eines Maharadjahs nachgebildet.
Betritt man das Stammhaus von Guerlain an den Champs Elysees oder den Salon auf der Place Vendôme ist man von den sagenhaft schönen Flaschen und Flacons die dort präsentiert werden sofort geblendet.
Ob der weltberühmten Bienenkorbflacon, mit den goldenen Bienen, für das berühmte „Eau de Cologne Impériale“ oder das „Eau du Coq“ … wunderschön sind auch die Flacons für Nahema, Habit Rouge, oder Mitsouko … oder Vol De Nuit – God bless Guerlain for still doing this stuff!
Alle Guerlain-Läden und der angeschlossene Schönheitssalon wurden von dem weltberühmten Innenarchitekt Jean Michel Frank gestaltet und die Türen von Christian Berard bemalt. Die Boutique im Erdgeschoss des Stammhauses wurde erst 2006 von Frankreichs Stilikone Andrée Putman umgestaltet.
Für mich der absolute Traum und für wirklich große Anlässe reserviert ist aber der 1912 erfundene Duft „L‘Heure Bleue“, was so viel wie die blaue Stunde bedeutet .Das ist die Zeit zwischen Nachmittag und Abend die alles entscheidende Stunde, in der nicht nur die Liebe Spaß macht, sondern auch große Ereignisse ihre Schatten voraus werfen. Es ist im Winter auch tagsüber ein ungeheurer Genuss und wir haben schon viele tolle Events zusammen durchgestanden und die große Liebe habe ich mit „L‘Heure Bleue“ auch gefunden.
Es ist eine Cocktail aus Wärme, Fruchtigkeit und Sinnlichkeit. „L‘Heure Bleue“ hat etwas ungeheuer leckeres und macht Appetit auf das ganz große Abenteuer oder die Sinnlichkeit. Ich bin total verknallt in diesen Duft und es gibt nur einen ernsthaften Konkurrenten der dicht neben meinem Lieblings Flacon steht: Coromandel aus der Exklusiv Duftlinie von Chanel. Aber der entführt uns in eine ganz andere Welt. In die wuselige Stadt Shanghai, mit ihren tausend Gerüchen und der Fremde seiner Kulturen.
Guerlain hat mich dazu gebracht, Damendüfte zu benutzen, weil sie eine so spezielle Einzigartigkeit besitzen und den durch Calvin Klein begründeten Unisex eigentlich schon ein Jahrhundert früher vorweggenommen haben. Ich bekenne mich dazu und es gibt für mich keinen klassischen Herrenduft, den ich meinen Guerlain Favoriten vorziehen würde.
Wenn man heutzutage verrät, welche Düfte man trägt, ist man im Freundeskreis allerdings erstaunt, weil doch der Eine oder Andere auch „seinen“ speziellen Duft hat und das sind dann so manches Mal Klassiker wie „Private Collection“ oder „Cinnabar“ von Estée Lauder … oder ab und an mal „Opium“ von Yves Saint Laurent.
Was mich von euch, den geneigten Horstson Leserinnen interessieren würde, zu welchen Jungsdüften ihr gern greift?? … und meine kleine Empfehlung am Ende: Versucht es doch mal mit einem Guerlain Parfum, vielleicht verliebt ihr euch ja auch so wie ich in Guerlain‘s phantastische Traumgespinste.
loewenherzblut
2. November 2011 at 10:08Bei mir gibt es kein „Nachtflugverbot“, daher „Vol de Nuit“. Und hier meine Duftbiografie http://web.me.com/loewenherzblut/1000TROPFEN/Blog/Einträge/2010/3/27_Geruchsbildung.html
Therese
2. November 2011 at 10:25ich nehme häufig Männerdüfte, schön das ihr Männer auch zu Frauenparfum greift 🙂
siegmarberlin
2. November 2011 at 13:20@ Peter Kempe
frauendüfte habe ich, mit einer Ausnahme in den 80zigern von meiner Mutter “ Cloe “ nicht an mich gesprüht ( kamm aber nicht gut an ).
hier meine Lieblingsdüfte:
1. Kyoto CdG
2. Odeur 53 CdG
3. Contradiction Calvin Klein
und seit neuestem von Herny Vibskov TypB
thomas
2. November 2011 at 14:17ich bevorzuge seit jahren düfte von commes des garçons, würde aber auch zum damenparfum greifen falls mich der duft überzeugt
cottbus
2. November 2011 at 20:39Wenn die Düfte halten was der Flacon verspricht wär es mir zu schwer?! 😉
Dana Li
3. November 2011 at 20:26Für mich ist es für immer 4711, wofür ich immer sehr erstaunte Blicke ernte. Ich liebe es, seit ich es das erste mal in den ganz kleinen Flaschen für mein Puppenhaus bekommen habe.
Junikäfer
6. November 2011 at 15:27Für den Sommer liebe ich Dior ‚Pure Poison‘ und jetzt neu für den Winter entdeckt – neben meinem Favourite YSL ‚Opium Pour Homme‘ – Narciso Rodriguez ‚For Her‘.
peter kempe
7. November 2011 at 18:01@siegmarberlin
kyoto find icha uch ganz vorne dran!!!!super siegmar du hast eben einen frappant guten geschmack!!tres sypathique!!!