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GucciGram – Creative Digital Project

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Camilla Filippi; Bild: Courtesy of Gucci

Mode und Kunst, auch wenn es durch die zahlreichen Kunststiftungen wie der Louis Vuitton Fondation oder der Fondazione PRADA so wirkt, sind nicht erst in den letzten Jahren eine Verbindung eingegangen. Von Anfang an haben sich Kreateure und Händler für alte oder zu ihrer Zeit avantgardistischer Kunst interessiert und sie gesammelt. Künstler haben zu jeder Zeit für Inspiration gesorgt. Schon einer der ersten Couturiers, Jacques Doucet, hatte eine der besten und umfangreichsten Antiquitäten- und Gemäldesammlungen, die 1912 in einer spektakulären, mehrere Wochen dauernden Auktion verkauft wurde. Coco Chanel war mit vielen Künstlern ihrer Zeit, wie Pablo Picasso und Salvador Dalí, befreundet und Christian Dior betrieb eine Galerie, lange bevor er mit seinem New Look die Weltmode revolutionierte. Man könnte die Kette endlos bis heute fortsetzen.
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Gill Button; Bild: Courtesy of Gucci

Künstlerkooperationen sind ebenfalls fast Alltag im Fashionbusiness geworden – nur die Wege sie zu lancieren haben sich natürlich in den letzten zwanzig Jahren verändert. Während es früher meistens bei Ausstellungen oder Sponsoring blieb und die Projekte von Stadt zu Stadt wanderten, kann man heute bequem die Plattformen von Instagram, Pinterest oder ähnlichen Medien nutzen und so imaginäre Bühnen schaffen, in denen die Projekte in wenigen Sekunden um die Welt gehen und von einer großen Community gesehen werden können.
Dass Modeschöpfer Künstler beeinflussen oder sie dazu anregen, digital Neues zu gestalten und Techniken und Ausdrucksmittel zu kombinieren, fasziniert auch Alessandro Michele, den kreativen Kopf des florentinischen Traditionslabels Gucci.
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Amalia Ulman; Bild: Courtesy of Gucci

Alessandro Michele zeigt aktuell in seinen Kollektionen, dass der aktuelle Spirit von Gucci seinen Ursprung in verschiedenen Epochen und Dekaden der Mode hat und sich mit der Heritage des Unternehmens und der zeitgenössischen Sicht von Mode verbindet. Dass dabei alle Bereiche, wie Stoffe aus dem Interieurbereich, Theaterkostüme oder der Kunst, zum Einsatz kommen, hat der Designer bereits in seinen ersten Kollektionen gezeigt und auch immer wieder den Zufall in der Kunst oder den Surrealismus eingebettet. Micheles Zeitgeist ist wie eine Sicht auf die Kultur, die mit Brücken und Gedankensprüngen arbeitet.
Die kürzlich gelaunchten „Gucci Blooms“ und die grafischen Caleidos, unterlegt mit den klassischen „GG“-Prints, unterstreichen perfekt diese Philosophie. Alessandro Michele vergleicht die dahinterstehende Idee damit, dass es so wirkt, als wenn man die Gemälde alter Meister zeitgenössisch – aber mit Respekt – übermalt.
Nun lädt Gucci ein, eben diese Idee weiterzuentwickeln und auf die Spitze zu treiben, indem Künstler der verschiedenen Gattungen und die Techniken in ihr Werk einbetten und so in andere Bereiche tragen. Das „#GucciGram“-Projekt fordert Onlinetalente, Multimediakünstler, Imagemaker und Illustratoren aus der ganzen Welt dazu auf, mit den Elementen zu spielen. Dazu gehören etablierte Künstler aber auch Menschen, die sich erst auf dem Weg gemacht haben, kreative Reisen im Kopf zu erleben.
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Ryder Ripps; Bild: Courtesy of Gucci

Die Art-Works, Fotos, kleine Filme oder Collagen zeigen, manchmal beiläufig oder fast versteckt oder sogar dominant, den Effekt der beiden Muster. Digital beheimatete Künstler verfremden dabei weltberühmte Gemälde, Grafiken, Cartooncharakter und die Mittel der Karikatur oder Satire. Unterhaltungscharakter, Amüsement oder Provokation stehen dabei bei jedem in einem anderen Schwerpunkt im Vordergrund.
Alle Künstler sind bereits mit ihren eigenen Werken auf Instagram vertreten und das Portfolio reicht von bekannten etablierten Teilnehmern wie Kalen Hollomon (stellte zum Beispiel bei Colette in Paris aus) über New York Times-Bestsellerautor Noah Kalina (Cabin Porn) bis zu Amalia Ulman. Neuentdeckungen wie der 19-jährige amerikanische Student Chris Rellas machen das Projekt natürlich doppelt attraktiv, weil neue Talente dadurch entdeckt werden können und die Frische der Gedanken vielleicht auch neue Sichtweisen öffnet.
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Noah Kalina; Bild: Courtesy of Gucci

Die Microsite gucci.com/guccigram gibt einem einen guten Überblick über die Werke. Die Einführung und die Kommentare dazu betreut der in Brooklyn beheimatete Schriftsteller Kyle Chayka, der kenntnisreich über Technologie und Kultur schreibt.
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QTA; Bild: Courtesy of Gucci

Eine Galerie, die es auch lohnt – auch außerhalb von Mode und den Gucci-Mustern – sich intensiv anzuschauen und zu entdecken. Oberflächlich betrachtet hat sie zwar was mit dem Themen ‚Mode‘ und ‚Gucci‘ zu tun, aber nach wenigen Minuten wird man in viele andere Bereiche geführt: Gewohntes, Neues und Fremdes. Dinge, die miteinander zu tun haben oder auch gar nicht. Gedankensprünge, die eine neue Sichtweise zeigen. Genau das alles macht Alessandro Michele mit der Mode. Sicherlich folgen daraus dann auch wieder neue Denkanstöße für seine Arbeit …

  • Siegmar
    2. November 2015 at 11:57

    klasse Bericht und ich bin ja mittlerweile zu einem Fan von Alessandro Michele geworden 🙂