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Die Sac Polochon – Die Rolle fürs Leben

Es gibt Dinge, auf die man in seinem Leben nicht verzichten möchte, und die fast jeder hat. Tausendfach verbreitet ist die rollenartige Nylontasche von American Apparel, die man, in diversen Farben erhältlich, für kleines Geld bekommt. Natürlich habe auch ich mehrere davon und sie sind irrsinnig praktisch als Sporttasche, um etwas zu transportieren, für Weekends und wenn man kein Kopfkissen hat, kann man sie noch als Nackenrolle verwenden. Durch die vielen Farben ergänzt sie jeden Outfit perfekt.
Da ich ja ein Mensch bin, der gerne Dinge hinterfragt, fiel mir auf, dass es doch interessant wäre, mal raus zu bekommen, wie es zu der Rollenform dieser Tasche kam und, siehe da – Natürlich gibt es eine Erklärung dafür und berühmte Vorfahren…

Um 1925 war das Bedürfnis größer geworden, leichteres Gepäck für die aufkommenden Auto-, Flug- und Zeppelinreisen zu gebrauchen, als die schweren Schrankkoffer, die mehr für Seereisen oder Expeditionen geeignet waren. Ausserdem kam besonders in England immer mehr die Mode auf, kleine Weekendausflüge aufs Land zu machen, bei dem man wenig formelle Kleidung brauchte und ein kleiner Koffer oder eine Tasche reichten.
In Frankreich hatte der Sattler Émile Hermès das Patent für den Reißverschluss in Europa bekommen und ließ sich damit als erstes einen Fliegerblouson aus Leder „einfallen“ (damals saß der Pilot ja im Freien), der durch den Zipper auch mehr Winddichte erhielt als durch Knöpfe.

Kofferkönig Louis Vuitton kreierte die noch heute als ewigen Klassiker und Verkaufsschlager ungebrochene Keepall und eine kleine Version davon, die für das Gepäck des Chauffeurs diente und im Reservereifen-Fach mitreiste.

Hermès orientierte sich an der Form von Poloschlägern und erfand die „tolle Rolle mit dem Zipp“, die ihre Stabilität durch die zwei Henkel bekam, die wenn man sie in die Hand nahm, ihr Gleichgewicht behielt. Da auch die Kleidung „more casual“ wurde, konnte man so bequem die Kleidungsstücke für ein Wochenende unterbringen. Die Polochon (original von 1925 aus dem Musée Hermès ) wurde ein Renner und ist sozusagen der Urgroßvater der American Apparel Tasche.

Kelly und Birkin verdrängten irgendwann diese reizende, super schöne Tasche und sie geriet ein wenig in Vergessenheit. Sie ist so ein bisschen das Dornröschen von Hermès und nun in den letzten Jahren wieder entdeckt, erlebt sie ein fulminantes Comeback. In der Sommerversion in ‚Toile H‘ mit Barenia-Leder ist sie einer meiner absoluten Favoriten, aber auch in moosfarbenem Clemence-Leder oder braunem Togo ein Hit.

Louis Vuitton legte bereits in den achtziger Jahren sein Modell Polochon wieder auf, das die Gepäckkünstler Anfang der dreißiger Jahre ihrem Pariser Kollegen Hermès hatten folgen lassen. Alle waren fasziniert von der runden, sportlichen und so gefälligen Form. Später hat Polo Ralph Lauren die Polochon als Sporttasche lanciert – also eigentlich war sie immer da, in immer wiederkehrenden Varianten, bis dann eines Tages die Jungs von American Apparel auf die Idee kamen, aus strapzierfähigem Nylon einen Millionen-Seller zu kreieren, die unseren Alltag prägt.

Für sonntags oder Wüstenexpeditionen – wo mir auch das Kopfkissen fehlen könnte – spar‘ ich auf die Sac Polochon von Hermès – die Rolle meines Lebens.

Bilder: Hermès, Louis Vuitton, American Apperal

  • Mads
    18. März 2011 at 12:03

    Die kleine Louis Vuitton Rolle nehme ich immer zum Sport. PLatz genau ausreichend für ne Flasche Wasser, Sneaker und Hose. Anschaffung fürs Leben!

  • Joel
    18. März 2011 at 13:38

    Genau meine Meinung, so ein Teil muss man einfach haben!

  • Daisydora
    19. März 2011 at 14:44

    Danke, Peter …. sehr lehrreich und schön zu lesen … 🙂