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Der ganz normale Wahnsinn?

Was ihr schon immer über Bryanboy wissen wolltet … Oder eben nicht, das werden wir jetzt rausfinden.
Wie unfassbar glamourös das Leben eines Front Row Bloggers verläuft, das wisst ihr ja schon. Da kann man sich beim Paketboten mit Bandscheibenvorfall vom Schleppen der Designerpakete nur noch mit Luxusgeschenken und großen Scheinen, am besten in Bündeln, bedanken…. Dass man so etwas aber ohne große Vorbildung und von langer Teenagerhand vorbereitet, werden kann, das war selbst für mich völlig neu.

Das ist jetzt leider nicht ganz jugendfrei, da man bei Anwendung dieser Methode bei uns wahrscheinlich die erste Jugendstrafe abzubrummen hätte, aber bei Bryan Grey-Yambao, oder auch Francis Bryan Yambao, so genau weiß das niemand, wie Bryanboy mit seinem bürgerlichen Namen heißt, denn diesem Milieu ist er seit langem entwachsen, hat die Fama von eigenen Gnaden jedenfalls diesen Verlauf genommen. Er hat sich selbst erfunden und um von Beginn an als Großer mit entsprechender Garderobe und Jet-Set-nahem Lebensstil auftreten zu können, soll er durch das Schreiben von 2.400 Posts in 18 Monaten in einer einschlägigen Web Community namens Creditboards.com, zuerst zu einem vollkommen unrealistisch hohen Credit Score und dann zu einer ganzen Batterie von mehr als zwanzig Credit Cards gekommen sein, deren Limits er geschickt nach oben hin entwickeln konnte, so dass er der Kolportage nach schon 2005 über einen Gesamtrahmen von 200.000 Dollar verfügen konnte. Er fand eben, das stünde ihm zu. Nur so zum Vergleich: Der Umsatz des Blogs soll im Jahr 2010 bei 100.000 Dollar gelegen sein. Klar, das ist viel Geld, aber bei weitem nicht genug für 20 Kreditkarten mit einem Rahmen von 200.000 Dollar, fünf Jahre davor ….

Bei mir kommen da automatisch Visionen von Größenwahnsinn, Besetzungscouch, Bestechlichkeit und Anderem hoch. So kann man jedenfalls nicht seriös wie ein normaler Moderedakteur arbeiten. Oder wenigstens nicht lange, dann ist man den Job los.

Dass es über das Alter, in dem er mit dem Bloggen begann, divergierende Aussagen und Informationen gibt, lassen wir jetzt mal außen vor. Bryanboy legt ohnehin den größeren Wert darauf, dass er vor Scott Schuman, Garance Doré, Susie Bubble oder Rumi. Keine Ahnung, ob das stimmt. Aber selbst wenn, was sagt das schon. Ein Blog lebt von der Qualität der Inhalte und ich würde als Werbekunde zehnmal lieber bei Scott Schuman oder Garance Doré werben, weil die Blogs besser sind, Seriosität und Kompetenz in Sachen Mode vorausgesetzt werden können. Bryanboy ist für mich das Gegenmodell unter den globalen Blogs mit starker Frequenz, er beherrscht es sehr gut, persönliche Nähe mit seinen Lesern herzustellen, da fliegen die Küsschen nur so durch die Lüfte, der Umgang ist freundlich und nett. Aber mit der Gießkanne an alle Leser verteilt, die zusammen 1,4 Millionen Clicks im Monat auf der Seite hinterlassen.

Fakt soll sein, dass Brian Grey-Yambao schon mit zwölf wusste, dass er schwul ist. Muss man das von einem Modeblogger wissen? Seelenstriptease scheint ein Steckenpferd des Bloggers zu sein. So durften seine Leser selbst das negative Ergebnis seines HIV Tests auf dem Blog bestaunen. Und so weiter. Ich bin eine sehr schlechte Klatschreporterin und höre hier besser auf.
Mit dem Bericht soll ohnehin nur die Frage informativ unterlegt werden, wie ihr das findet. Ist es gerechtfertigt und gut für die Branche und die Leser, dass Bloggerkarrieren so ganz anders verlaufen, als die von Journalisten und Redakteuren, denen man an jedem einzelnen Tag Wissen und gute Arbeit in der Sache abverlangt? Und keiner interessiert sich dafür, welche Klamotten die gerade tragen, wenn wir schon dabei sind.

Ich bin kein Freund von Karrieren auf Grundlage von Impression Management und das ändert sich auch nicht mehr….

  • Rheinlaender
    10. Februar 2012 at 17:42

    …komisch, ich hatte auch gleich die Assoziation von Besetzungscouch und hochblasen…

  • Rene Schaller
    10. Februar 2012 at 18:09

    Alfons Kaiser findet ihn ja ok, während er eine Susie Bubble überbewertet findet… Bei ihm scheinen selbst die wirklich kritischen Stimmen im Modezirkus vor Verblendung dahinzuschmelzen.

    Bryan Boy ist eines der schlechteren Vorbilder, die aber genau wegen dieser ‚I love you all‘-Mentalität und dem sichtbaren finanziellen Erfolgen als Rollenvorbild für ganze Bloggergenerationen dienen.
    Und er erfindet sich selbst und seine Geschichte, damit tritt er in die Fussstapfen von Coco Chanel und Karl Lagerfeld.

  • Rheinlaender
    10. Februar 2012 at 18:11

    …mit Verlaub: …die Fussstapfen einer Chanel oder eines Kalle Lagerfeld sind dann doch deutlich zu groß…!

  • Rene Schaller
    10. Februar 2012 at 19:38

    Im Erfinden der eigenen Geschichte, dem Verdrängen von Tatsachen, haben sie gut vorgelegt und Bryan Boy ist auf einem guten Weg.

  • Franzi
    10. Februar 2012 at 20:18

    Vielen Dank für den interessanten und informativen Artikel.
    Bei jedem Click auf seinen Blog, stelle ich mir wieder die Frage, was eigentlich so faszinierend an dem kleinen Kerl mit den lustigen Outfits ist. Seelenstriptease und ein unbedachtes Küsseverteilen ist allerdings nie gut. So bin ich immer noch ratlos bezüglich meiner Meinung über Herrn Bryanboy, der Blick wurde durch deinen Post allerdings ein wenig klarer.

  • Rheinlaender
    10. Februar 2012 at 20:28

    @ Rene:
    so gesehen hast Du allerdings total recht…!

  • Daisydora
    11. Februar 2012 at 11:59

    @Rheinländer

    Dise Fußstapfen sind bestimmt zu groß …. Wahrscheinlich könnte er sein Geld nicht mal als Stylist verdienen …. aber das ist ja mittlerweile norfmal, dass Branchengrößen total überschätzt werden.

    @Rene Schaller

    Nichts gegen den netten Herrn Kaiser, aber darin, Blogger richtig zu bewerten, ist er glaube ich nicht besonders firm. Ich bekam regelrecht einen positiven Schock davon, dass beim NRW Forum mal die Modepilotin und nicht die üblkichen Verdächtigen neben ihm aufschlugen….

    Man kann ihm seinen Erfolg ja nicht absprechen, aber der Mann ist noch sehr jung und irgendwann versiegt dieser Strom… und dann ist ihm zu wünschen, dass er etwas Richtiges kann …. denn begeistertes Blabla über Kollektionen bezahlt dann ja keiner mehr …

    Für mich ist das auch ein sehr schlechtes Vorbild, weil sein Blog ja ein selbstverliebter Styleblog und PR Blog und kein Modeblog im eigentlichen Sinne ist.

    Aber nett ist er wenigstens zu seinen Lesern.

    @Franzi

    Bitteschön …. das war sicher sehr pfiffig, zu früher Zeit in das Geschäft mit einzusteigen und erkannt zu haben, dass man eine zeitlang in einer eitlen Branche wie dem Modebusiness als eitler Modeblogger, der seine Geschichte selbst erfunden hat, besser erfolgreich wird…

    Was der Leser davon hat, dass er Brianboy selbst beim Kurzschlaf in der Business Class Lounge auf dem Flughafen in Zürich beim powernapping unter der Schlafmaske verborgen, zusehen kann … um dann mit Millionen MKüsschen und ohne große Infos in WE verabschiedet zu werden, erschließt sich mir nicht …

    🙂