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Wer hat’s erfunden? Charles Macintosh‘ erster Regenmantel

Was uns heute alltäglich erscheint und man zwischendurch auch gern vergisst, dass es nicht schon immer da war, hat oft eine aufregende Geschichte.
So hat zum Beispiel fast jedes Kleidungsstück eine eigene Entstehungsgeschichte und kommt aus einer eigenen Kultur. Manche Dinge haben sich aus der Kostümgeschichte entwickelt; andere sind erst durch die Entwicklung der ersten Hightechstoffe ermöglicht worden, wie zum Beispiel den Regenmantel.
Den Ur-Regenmantel kann man heute noch kaufen: Der „Mackintosh“ ist zu einem eigenen Begriff geworden – sozusagen als Synonym für seine ganze Gattung. Allerdings ergänzt um ein „k“ im Wort und nicht wie der Name des Mannes, der ihn erfand: Charles Macintosh.

Der 1766 in Schottland geborene Chemiker Charles Macintosh setzte alles daran, ein Material zu finden, das es ermöglicht, Baumwollstoffe zu imprägnieren. Das Wetter seiner Heimat, das sehr regnerisch und kalt war, ließ die bis dahin üblichen Wollstoffe schnell vollsaugen und nur mühsam wieder trocken werden. Sein Landsmann James Syme arbeitet parallel an einem Verfahren, Textilfarbe mit Kautschuk zu mischen und zu verflüssigen. Im Jahr 1823 patentierte Charles Macintosh dann einen wasserdichten Baumwollstoff, den er mit gummilöslicher Farbe imprägniert hat und ließ in Glasgow von Schneidern den ersten „Macintosh“-Regenmantel (noch ohne „k“) anfertigen. Der Aufbruch in die Zukunft eines im ganzen englischen Königreich dringend benötigten Kleidungsstückes begann. Eine Erfolgsgeschichte, die bis heute besteht. Sein Unternehmen nannte er Charles Macintosh and Co..

Im Jahr 1830 fusionierte sein Unternehmen mit der Firma des englischen Unternehmers und Erfinders Thomas Hancock (1786–1865), der bereits seit 1819 mit Gummi und Naturkautschuk experimentiert. 1838 wurde der Firmensitz ins englische Manchester verlegt. Hancock optimierte Macintoshs‘ Gummibeschichtung durch ein 1843 zum Patent angemeldetes Vulkanisierungsverfahren, das später auch die Erfindung des Fahrradschlauches ermöglichte.
Anfängliche Schwierigkeiten mit der Gummierung wie Geruchsintensität, Steifheit und schlechte Waschbarkeit in heißem Wasser wurden damit überwunden. Die echten „Macintosh“ wurden komplett handgefertigt und verfügten über geklebte statt genähte Säume.

Das Unternehmen expandierte und belieferte bald auch Großabnehmer wie die britische Polizei und während der beiden Weltkriege die Streitkräfte mit Regenbekleidung. Im Laufe der Zeit wurde die Schreibweise mit einem zusätzlichen „k“ üblicher, sodass heute der Markenname „Mackintosh“ weltweit bekannt ist.
Selbst die Beatles besangen das Kultkleidungsstück in „Penny Lane“: And the banker never wears a mac in the pouring rain…

Typisch britisch verschroben wird der „Mackintosh“ vom Dandy bis Studenten zum etwas steifen Begleiter für jedermann – selbst der englische König inspiziert damit britische Industrieanlagen und das Militär. Die Prinzessinnen Elisabeth und ihre Schwester Margret spielen darin schon als kleine Mädchen im Park von Windsor.

Mit der Verbreitung von preisgünstigem PVC für Regenmäntel geriet das Unternehmen spätestens ab den 1980er Jahren in eine Krise. In den 1970er Jahren hatte das Hauptgeschäft noch aus regenfesten Uniformen für British Rail bestanden. In den 1990ern drohte der Verkauf der Mackintosh-Fabrik in Cumbernauld.

Daraufhin übernahm der schottische Mackintosh-Mitarbeiter Daniel Dunko das Unternehmen und wurde Geschäftsführer mit neuen Ideen. Er schaffte es, viele Kooperationen mit internationalen Luxuslabels zu akquirieren, die in ihren Kollektionen dem „Mackintosh“ ein neues Gesicht gaben. Hermès, Prada, Gucci, Comme des Garçons, Dior oder Louis Vuitton – alle ließen sie Mäntel bei Mackintosh fertigen.
Der „Mackintosh“ ist ein richtiger Regenmantel; andere britische Firmen, wie Burberry und Aquascutum, stehen für den Trenchcoat. Der „Trench“ ist zwar imprägniert, ist aber nur wasserabweisend und nicht -undurchlässig.

Bild: Mr. Porter

2007 wurde die Firma von der japanischen Firma Yagi Tsusho Ltd. aus Osaka gekauft. Die neuen Besitzer besitzen ein feines Gespür, ähnlich wie bei Denim, das traditionelle Herstellungsverfahren zu erhalten. Sie fertigen die Klassiker nach wie vor in England und eröffneten im feinen Londoner Stadtteil Mayfair eine sehr sehenswerte Boutique.
In Tokio gibt es einen Flagshipstore und viele japanische Label arbeiten mit Mackintosh zusammen. Die Klassiker bleiben ungeschlagen und man bekommt die Stücke, die nicht nur ein Leben lang halten, sondern auch mit einem praktischen Repair Kit jederzeit zu reparieren sind, zum Beispiel bei Selfridges in London und im Le Bon Marché in Paris aber auch bei Mr. Porter zu kaufen.

Ein schönes Basicteil für Individualisten und alle, die gern Briten wären – denn wer hat’s erfunden? In diesem Fall nicht die Schweizer …

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Peter’s Cuttings – Als ‚Downton Abbey‘ noch ‚Das Haus am Eaton Place‘ hieß

In den letzten Jahren haben Fernsehserien die Mode und den Zeitgeist wie zu keiner Zeit geprägt. Wir schauen „Desperate Housewives“ und die Interieur-Branche und die Mode sind durch „Mad Men“ infiziert. Wir trinken wieder Whisky, weil uns die Gläser in den Büros von Sterling Cooper so gefallen und nordische Klassiker der 50er- und 60er-Jahre explodieren in den Preisen, weil uns plötzlich die Ästhetik so nahe ist.

Jede Sekretärin, auch in Villingen-Schwenningen, träumt davon wie Carrie zu sein und die Serie „Sex in the City“ löste wie kein anderer Film oder Serie einen Run auf sämtliche Designer aus. Jeder weiß, dass Louboutin und Manolo Blahnik die Schuhe macht, die man haben muss und das man für Hermès Taschen auf Wartelisten eingetragen wird. Fernsehserien machen Geschmack scheinbar demokratisch und bringen auch Dinge, die uns vorher altmodisch oder unerreichbar erschienen, en passant via Flimmerkiste wie von selbst in die eigenen vier Wände. Die Schwellenangst eine Chanel Boutique zu betreten schwindet dadurch genau so, wie wir denken, dass der Krankenhaus Alltag genau dem von „Grey’s Anatomy“ gleicht.

Manchmal lernen wir auch Dinge aus diesen Serien – wenn einen historischen Bezug haben wie zum Beispiel aus der britischen Serie „Downton Abbey“. „Coronation Street“ läuft dort schon seit gefühlten 26 Generationen und Engländer verstehen es besonders geschickt, Geschichte, Gesellschaft und Spielhandlung zu verknüpfen.

Jeder hat seine Lieblingsserie und viele von uns sind angeregt, bestimmte Dinge zu sammeln oder sich einen Style zuzulegen, weil er sich mit der Welt einer Serie besonders gut identifizieren kann oder möchte. Nun wechseln diese Serien im Beliebtheitsgrad natürlich häufiger, da unsere Zeit schneller und vielfältiger geworden ist. Außerdem – wenn man etwas älter wird, kommt einem die Laufzeit der Staffeln ja auch nicht so lang vor. In meinem Fall und durch „Dowton Abbey“ bin ich wieder darauf gekommen, ist es die BBC Produktion „Das Haus am Eaton Place“.
Gefühlt lief diese Serie meine ganze Kindheit und es gibt nichts auf der Welt, was mir so vertraut ist wie die Figuren der Geschichte, was mich stilistisch, geschmacklich und vom Niveau so geprägt hat, wie die im Original heißende „Upstairs Downstairs“-Serie.

Schon in meinem Kinderzimmer musste ein Chesterfield Sofa stehen, wir bunkerten Zuhause Gingerbread und ein ungeheurer London-Wahn nahm seinen Lauf. Praktisch, dass ich eine englische Tante hatte, die in Windsor wohnte und die aus dem Pakete packen gar nicht mehr raus kam. Das „Upstairs Downstairs“ Fieber hält bis heute an und wer es nicht kennt, dem sei es heute vorgestellt.

„Das Haus am Eaton Place“ gehört zu den erfolgreichsten TV Serien aller Zeiten. Sie hatte in 50 Ländern 300 Millionen Zuschauer und brachte es in fünf Staffeln (1971-1975) auf 68 Folgen.

Am Eaton Place Nummer 165 wohnen der Politiker Richard Bellamy und seine Frau Lady Marjorie Bellamy geborene Southwold. Es ist der Beginn des 20.Jahrhundert und die Kinder Lieutenant James und Miss Elizabeth Bellamy sorgen immer wieder für Aufruhr und Abwechslung in dem feinen Haus. Das es den Herrschaften an nichts mangelt und ein reibungsloser Tagesablauf gewährleistet ist, dafür sorgen die Dienstboten, denen mit väterlicher Strenge der Butler Angus Hudson vorsteht. Misses Bridges ist die fulminante Köchin Rose (die Schauspielerin Jean Marsh hatte auch die Idee zu der Serie und hat sie mitproduziert) das erste Hausmädchen.

Sarah, dass zweite Hausmädchen, ist die Skandalnudel des Hauses, das familiär aber mit klarer Klassenabgrenzung oben und unten im Haus lebt. Gesellschaftliche Entwicklungen, geschichtliche Ereignisse und das Leben der Hausgemeinschaft sind eng miteinander verknüpft. So bekommt Sarah ein Kind von James. Lady Marjorie geht 1912 mit der Titanic unter. Elisabeth kämpft für das Frauen-Wahlrecht und legt einen Skandal nach dem anderen hin.

Flankiert wird die Familie von meinen Lieblings-Charaktern wie Lady Prudence Fairfax, der exzentrischen Freundin von Lady Marjorie und dem wie eine Schildkröte aussehenden Familien Anwalt Sir Jeffrey Dillon, der bei Bedarf die Familienmitglieder aber auch die Dienstboten aus allerlei Verwicklungen heraus haut. Ruby ist das schusseligste Küchenmädchen der Welt und eigentlich ist der Eaton Place wie die ganze Welt – geballt in einem großzügigen, ungeheuer detailreich und perfekt eingerichtetem viktorianischem Reihenhaus zusammengefasst.

Gefühlt meine ganze Kindheit fieberte ich Woche für Woche auf den Sendetermin hin, die Titelmelodie im Ohr habend und nie eine Folge verpasst. Die Dialoge kann ich noch heute fehlerfrei mitsprechen und eigentlich waren die Bellamy’s genauso meine Familie wie meine eigene.

Das ich heute einen Beruf habe, der mit Interieur und Mode zu tun hat, würde ich felsenfest mit den Einflüssen von „Upstairs Downstairs“ und der Sendung „Neues vom Kleidermarkt“ begründen.

Vielleicht gibt es ja heute auch wieder ein Kind, das vor „Dowton Abbey“ sitzt, dem das gleiche wunderbare infizierende Gefühl befällt und deren Prägung dazu führt, etwas schönes zu machen. Manchmal sind Fernsehserien doch zu etwas nützlich, denn ich bin heute noch von einem tiefen zufriedenem Glücksgefühl durchströmt, wenn ich an das Haus am Eaton Place denke.

Übrigens: das echte Haus am Eaton Place steht an der Nummer 65 – man hatte eine 1 bei den Dreharbeiten davor gesetzt um die Bewohner des Hauses zu schützen. Kensington SW London ist heute eine der teuersten Immobilien der Stadt. Leider macht Mister Hudson nicht mehr die Tür auf…

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Wenn der Klempner zweimal klingelt! Karl Lagerfelds Herbst-Winter 1983/84 Kollektion für Chloe

Seit über 25 Jahren liegt in meinem Bücherbord ein Armreif in Form einer großen Schraubenmutter – Innen mit dem Aufkleber passage 72 ugo correani pour chloe 83/84 – es ist die Erinnerung an die erste Modenschau die ich jemals in meinem Leben live gesehen habe. Anfang Februar 1983 flatterte eine Einladung in unseren Briefkasten, wo auf feinstem Bütten das Haus Chloe in der Avenue Franklin D. Roosevelt in Paris Herrn Peter Kempe (damals 16) bat, im März am Defilee für den Winter 1983/84 teil zu nehmen. Ich war ausser mir vor Freude – hatte ich doch ein halbes Jahr vorher in sauberster Schüler-Handschrift den Createur des Hauses – Karl Lagerfeld – gebeten, dass ich einmal so gerne eine seiner Schauen sehen möchte. Natürlich hatte ich nichts gehört und es auch schon beinahe vergessen…
Dann kam die Einladung. Aufgeregt fuhr ich nach Paris und sollte mein blaues Wunder erleben

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