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Ausstellungstipp: „Tattoo“ im Museum für Kunst und Gewerbe Hamburg

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Unbekannt, Maud Stevens Wagner, Tattoo Artist, USA; 1877-1961

„I think tattoos are horrible. It’s like living in a Pucci dress full-time!“ – Karl Lagerfeld

Möchte man das? In einem Pucci-Kleid leben? Mit Sicherheit nicht. Und doch entscheiden sich immer mehr Menschen für Tätowierungen: Laut einer Studie der Gesellschaft für Konsumforschung, die im Auftrag von Dermatologen der Uni Bochum durchgeführt wurde, tragen alleine 6,3 Millionen Menschen in Deutschland zumindest ein Tattoo. Tendenz steigend.
Im Winter sind Tattoos meist verborgen, während sie im Sommer dann wieder öffentlich zur Schau getragen werden. Betrachtet man diese Körperkunst als kulturhistorische Konstante, sind sie aber weit mehr als ein Massenphänomen und Modeaccessoire: Sie erzählen persönliche Geschichten, schaffen Identität und Zugehörigkeit und machen aus einem Pimpf zumindest optisch einen Pimp. Für das Hamburger Museum für Kunst und Gewerbe Grund genug, dem Thema „Tattoo“ eine eigene Ausstellung zu widmen … Und wie es sich für eine ordentliche Ausstellung gehört, liefert sie auch gleich einen kleinen Skandal in Form eines ausgestopften Schweines:
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Wim Delvoye, Donata, 2005, Foto: Bernd Borchardt, Courtesy Arndt & Partner, Berlin, © Wim Delvoye / Arndt & Partner, Berlin

In der Ausstellung ist das tätowierte Hausschwein Donata zu sehen, das Wim Delvoye 2005 auf seiner chinesischen „Art Farm“ unter Narkose und mit Hilfe mehrerer professioneller Tätowierer verzieren lässt. Delvoye stellte es als lebendiges Kunstwerk und, nach dessen Tod, in präpariertem Zustand aus.
Donata ist nicht das einzige Kunstwerk von Delvoye, welches in Hamburg präsentiert wird (und welches mindestens genauso kontrovers diskutiert wird): Der Schweizer Tim Steiner lässt sich zwischen 2006 und 2008 ein Werk des Belgiers auf den Rücken tätowieren. 2008 wurde es von einem Hamburger Kunstsammler für €180.000 angekauft, der so das Recht erwarb, das Werk „Tim“ als Leihgabe weiterreichen, veräußern, vererben und die Haut nach dem Tod konservieren zu dürfen. Wer „Tim“ mal live sehen möchte – In der Hamburger Ausstellung ist er am 11. und 12. April sowie am 27. und 28. Juni 2015 zu sehen.
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Links: Unbekannt, Herbert Hoffmann (1919-2010), Tattoo-Legende und Mitbegründer der ältesten Tätowierstube Deutschlands im Hamburger Stadtteil St. Pauli © Kantonsbibliothek Appenzell Außerrhoden, Trogen, PA Herbert Hoffmann; rechts: Ruiko Yoshida, I Am a Japanese Taxi Driver, the Front, Tokyo, 1978, Silber-Gelatinepapier, 40 x 28,6 cm, © Museum für Kunst und Gewerbe Hamburg

Der Schwerpunkt liegt bei „Tattoo“ auf der wechselseitigen Beeinflussung von Kunst, traditioneller Tätowierpraxis und visueller Gestaltung. Tattoo zeigt ab 12.02.2015 über 250 Arbeiten aus dem späten 19. Jahrhundert bis zur Gegenwart: Darunter Fotografien, Farbholzschnitte, Gemälde und Skulpturen, Videoarbeiten und Audioinstallationen sowie Vorlageschablonen und historische Hautpräparate. Tätowiergeräte von einfachen Naturwerkzeugen bis zu filigranen Präzisionsmaschinen, Farben und Pigmente vermitteln ein Bild von der handwerklichen Praxis – vielleicht ändert Lagerfeld ja auch seine Meinung zu Tattoos, falls er sich bei seinem nächsten Hamburg-Besuch die Zeit für die Ausstellung nimmt …
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Christian Poveda, El Gangster de Iberia (Mara Salvatrucha), San Salvador, 2008, Der Bandenkrieg der Mara Salvatrucha in El Salvador, Foto: Christian Poveda, © Christian Poveda / Agence VU‘

Museum für Kunst und Gewerbe Hamburg
Steintorplatz | 20099 Hamburg
Öffnungszeiten: Di –So 10 – 18 Uhr, Do 10 – 21 Uhr | Eintrittspreise: 10 € / 7 €, Do ab 17 Uhr 7 €, bis 17 Jahre frei

Tattoo ist eine Produktion des Gewerbemuseum Winterthur, Schweiz, kuratiert von Susanna Kumschick, und wird erstmals in Deutschland gezeigt.

  • Will
    1. März 2015 at 19:51

    Die Tattoo Olten Produktion aus Winterthur kommt endlich nach Deutschland und Hamburg ist auch nicht so weit entfernt. Werde ich mir auf jeden Fall anschauen, weil mich Tattoos immer fasziniert haben und die Ausstellung sehr interessant aussieht.